Die Supermarkt-Lüge
Prozent Früchte und Joghurt mit »Fruchtzubereitung« 3,5 Prozent enthalten â bei der Packungsangabe »mit Fruchtgeschmack« liegt die Mindest-Fruchtmenge noch darunter.
Erst seit 2007 kann Herstellern ein Verstoà gegen diese Mindestmengen tatsächlich nachgewiesen werden. An der Universität Hohenheim hat Professor Reinhold Carle ein zuverlässiges Kontrollverfahren entwickelt, dass nach seinen Angaben »nicht überall in der Industrie auf GegenÂliebe stieë.
Was der Hersteller dem Verbraucher aber trotz allem nicht verrät, ist der Umstand, dass in vielen Joghurts auch das Klebeenzym Transglutaminase steckt. Suchen Sie das Wort nicht auf der Packung, der Stoff wird als Hilfsmittel nicht angegeben.
Angeboten wird Transglutaminase von Ajinomoto, dem weltgröÃten Produzenten des Geschmacksverstärkers Glutamat, der Produzenten die Vorteile von »Transglutaminase Activa YG« mit folgenden Worten erklärt: »reduziert die Kosten durch Ersatz/Reduzierung von ÂEiweiÃpulvern und/oder Stabilisatoren; erhöht die Viskosität/Gelstärke von gerührtem und stichfestem Joghurt; reduziert Synärese und führt zu einer glatten Oberfläche; verbessert die Cremigkeit von fettreduziertem Joghurt«.
Ein wichtiges Argument für den Transglutaminase-Zusatz findet sich schon im ersten Satz: »reduziert die Kosten«. Das verspricht höhere Gewinne. AuÃerdem wirkt der Joghurt durch seine »glatte Oberfläche« optisch ansprechender. Informiert wird der Kunde über diese Beigaben wie gesagt nicht.
Als besonders gesund gelten sogenannte probiotische ÂJoghurts . Sie sollen laut Werbung das Immunsystem stärken, Durchfall vorbeugen oder ganz allgemein Gesundheit und Verdauung fördern. Im Jahr 2009 warnte der französische Virologe Didier Raoult erstmals vor ihnen und erläuterte, dass Substanzen, die sich auch in Actimel, Activia und wie sie alle heiÃen, finden, als »Wachstumsfaktoren im Agrarbereich« dienen. Im Klartext: Es handelt sich um Mittel, die auch in der Schweinemast zur Anwendung kommen, um das Wachstum der Tiere zu beschleunigen. Raoult führte Studien an Küken durch, die aus ÂEiern derselben Henne stammten und unter identischen Bedingungen aufgezogen wurden. Mit dem einzigen Unterschied, dass er in den Verdauungstrakt jedes zweiten Kükens probiotische Bakterienkulturen, Typ Lactobacillus fermentum , einführte. Nach sechs Wochen war das probiotisch ernährte Geflügel um rund 30 Prozent schwerer als seine Artgenossen.
Analysen der menschlichen Darmflora zeigten, so ÂRaoult weiter, dass der Darmtrakt Ãbergewichtiger sehr viele dieser probiotischen Kulturen enthalte. Der Forscher sieht daher einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Konsum von probiotischen Joghurts und MilchÂerzeugnissen und forderte weitere Untersuchungen um festzustellen, ob diese Substanzen wirklich für den menschlichen Konsum geeignet sind.
Tatsächlich wirbt zum Beispiel die dänische Firma Chr. Hansen mit etwas anderen Worten für ihr probiotisches Schweinefutter: »Die Aufrechterhaltung der Integrität der Magen- und Darmflora wirkt sich auf höhere Gewichtszunahme, eine verbesserte Futterverwertung und erhöhte Rentabilität von Schweinen aller Altersklassen« aus. Mehr als 40 wissenschaftlich entwickelte und kontrollierte Studien hätten nachgewiesen, dass Hansens Probiotika die Schweineproduktion verbessere. Das entsprechende Produkt »erhöht Lebendgewichtzunahme und verbessert die Futterverwertung«. Weiter heiÃt es, Ferkel würden dank probiotischem Futter zehn Prozent an Gewicht zulegen und auÃerdem seltener an Durchfall leiden. Zumindest Letzteres wird ja auch den Menschen versprochen.
Kefir ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie der Name eines altbewährten Nahrungsmittels entfremdet wird. Ursprünglich wurde zur Herstellung von Kefir Milch von Stuten, Ziegen, Schafen oder Kühen mit sogenannten ÂKefirknollen versetzt. Diese Knollen sind eine Anhäufung von Bakterien und Hefepilzen, die in Symbiose gedeihen. Innerhalb von 24 Stunden fermentiert die Milch bei Raumtemperatur, anschlieÃend schöpft man die Kefirknollen ab. Wer saureren Kefir wünscht, kann ihn einfach länger ruhen lassen. Die Knollen wachsen mit erstaunlicher Schnelligkeit. In Osteuropa ist es bis heute üblich, sie mit Freunden oder Familienmitgliedern zu teilen.
Weitere Kostenlose Bücher