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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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»Siegertöpfchen«. Testsieger waren der Swiss Joghurt Erdbeere von Emmi, die getesteten Bio-Joghurts und der Erdbeersahnejoghurt von Mövenpick. Labor-Aromen, die mittels biochemischer Prozesse aus Zimtrinde gewonnen wurden, überzeugten die Warentester nicht: »Diese aromatisierten Joghurts schmeckten zwar fruchtig, aber ­erdbeeruntypisch – auch wenn ›natürliches Aroma‹ im Zutatenverzeichnis stand. […] Mit echtem Erdbeeraroma hat ihre frei komponierte Mischung weniger Aromastoffe wenig zu tun.«
    Kritiker des flächendeckenden Aromeneinsatzes warnen davor, dass gerade der Geschmack von Kindern durch stark parfümierte Lebensmittel negativ beeinflusst werde und dazu führe, dass sie das Kunstaroma der natürlichen Frucht schließlich vorziehen würden. Das ist seit Jahren bekannt.
    Das »Joghurt-Phänomen« wurde vielfach im Fernsehen getestet. Einen besonders schönen Versuchsaufbau gab es im September 2004 in der WDR-Sendung »Quarks & Co«. Gleich drei Varianten Erdbeerjoghurt hatte das WDR-Team angerührt: Die erste wurde tatsächlich mit 33 Prozent frischen Früchten zubereitet. Die zweite stammte aus dem Supermarkt, mit 18 Prozent Fruchtzubereitung, also Zucker, Aromen und mindestens 3,5 Prozent Früchten. Der dritte Joghurt kam ohne Frucht aus und verfügte nur über Laboraroma. Vorgestellt wurden die Erzeugnisse 100 Menschen unterschiedlichen Alters, die angeben mussten, ob der Geschmack von frischen Früchten oder aus dem Labor stammt und nach welcher Frucht der ­Joghurt schmeckt.
    Das Ergebnis: Ganze 30 Prozent der Befragten glaubten, der Labor-Joghurt enthielte frische Früchte. Nur 59 Prozent dachten, dass für den »authentischen« Joghurt tatsächlich echte Früchte verwendet wurden. Immerhin 76 Prozent aber ordneten den Supermarkt-Joghurt richtig zu, sie erkannten: Hier wurde mit Aromen nachge­holfen.
    Weniger als die Hälfte der Befragten konnte das Aroma der Joghurts richtig bestimmen. Einige meinten, Mara­cuja oder Zitrone heraus zu schmecken. Auch bei der Auswahl zwischen den drei Möglichkeiten »Himbeere, Erdbeere und Kirsche« gab es Fehler. Der Erdbeergeschmack wurde mit den beiden anderen Früchten verwechselt.
    Fruchtjoghurts sind ein gutes Beispiel dafür, wie man sich mit dem Dauerkonsum von Industrie­nahrung den Geschmackssinn verderben kann.
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    Markentreue bei Kindern
    Heute schon die Kunden von morgen heranziehen – das funktioniert tatsächlich. Rüdiger Arndt von ­Earsandeyes, ein Hamburger Institut für Marken- und Trendforschung, erklärt das folgendermaßen: »Der große goldene Doppelbogen von McDonal ds steht bereits für viele Vorschulkinder als ein Symbol für leckere Nahrung und Spielzeug […] Marken werden von Kindern also schon sehr früh auf Symbolebene erkannt und die Verknüpfung zum Produkt erlernt. Ein echtes Markenbewusstsein kann sich allerdings erst dann ausbilden, wenn in der Erlebniswelt der Kinder andere Marken der gleichen Produktkategorie und No-Brand-Produkte [also markenlose Erzeugnisse; Anm. d. A.] auftauchen.«
    Natürlich wissen die Experten auch recht genau, wann man Kinder in die Markenwelt einführen soll: »Die ­kognitiven Voraussetzungen hierfür sind in aller Regel bei Kindern zwischen sechs und acht Jahren gegeben. Ab diesem Alter ist damit auch der Beginn der Bildung eines Markenbewusstseins bei Kindern zu datieren.«
    Amerikanische Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Kinder bereits im Alter von drei bis fünf Jahren erkennen, welche Marken ihnen die begehrten Geschmacksrichtungen süß, salzig und fett auftischen. Bettina Cornwall, Professorin für Marketing an der Universität von Oregon, ist Co-Autorin einer dieser Studien und rät Eltern, die Ernährung ihrer Kinder von Anfang an zu steuern: »Eltern müssen sich ernsthaft überlegen, welche Arten von Lebensmittel sie ihren kleinen Kinder zu Hause und in Restaurants vorsetzen. Wiederholte Exposition baut Geschmacksvorlieben auf.«
    Mit anderen Worten: Wer sich als Kind an industriell hergestellte Nahrung gewöhnt hat, der hat auch als Erwachsener eine Vorliebe dafür, von der er nur schwer wieder loskommt.
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    Für den Fruchtgehalt im Joghurt gibt es folgende verbindliche Vorschriften: Joghurt »mit Früchten« oder »Fruchtjoghurt« muss mindestens sechs

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