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Die Tänzerin im Schnee - Roman

Die Tänzerin im Schnee - Roman

Titel: Die Tänzerin im Schnee - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fragt sich, für welche Gelegenheit Viktor es wohl aufheben mag.

 
    Los 89
    Schatulle aus Malachit und Onyx , ca. 1930. Onyx-Deckel mit Malachit-
Intarsia, geriffeltes Gehäuse mit facettierter Onyx-Tafel, 9,5x
7,6 x 2,9 cm, signierte russische Garantiestempel und Meistermarke
(kleiner Kratzer in der unteren Tafel). 900 –1200 Dollar

KAPITEL 13
    C ynthia widmete sich am nächsten Abend sofort wieder dem Katalog, was sie damit erklärte, dass sie warten müsse, bis das Schweinefleisch aufgetaut war. Nina ließ geduldig alle möglichen Fragen über sich ergehen: wie schwer war dieses Diadem, hat der Stein hier wirklich dieselbe Farbe wie auf dem Foto, wer hat Ihnen diesen Opalring geschenkt? … Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich beinahe gut an, sich an etwas anderes zu erinnern als an diese noch früheren Zeiten, von ihren Reisen zu erzählen, ihrem Umzug von Paris nach London, dem Fotoshooting, bei dem sie die Halskette aus Rubinen trug, und dem Perlenarmband, das ihr der Earl of Sheffield schenkte, als sie ihn nach Wimbledon begleitete.
    Als der Summer ertönte, schreckte Cynthia auf. »Erwarten Sie jemanden?«
    »Das Mädchen vom Auktionshaus. Sie trägt einen Männernamen.«
    Cynthia ließ sie über die Gegensprechanlage herein. Sie war schon wieder zum Gemüseschneiden in der Küche verschwunden, als Drew mit rosigen Wangen die Wohnung betrat. »Hallooo.«
    »So gut gelaunt«, stellte Nina fest und bemerkte den missbilligenden Ton in ihrer Stimme. »Bitte, legen Sie doch ab.«
    »Danke, dass Sie sich erneut Zeit für mich nehmen. Oh, und wie ich sehe, haben Sie den Katalog erhalten, gut. Ich hatte für alle Fälle noch einen mitgebracht.«
    »Nicht nötig.«
    »Ich nehme ihn!«, rief Cynthia aus der Küche.
    Drew wirkte überrascht, eine weitere Stimme zu hören.
    »Das ist meine Pflegerin«, wollte Nina erklären, aber heraus kam: »Das ist meine Cynthia.« Wenn der Schmerz sie doch nur in Frieden ließe und ihrem Hirn nicht ständig in die Quere käme. Bevor Nina sich verbessern konnte, war Cynthia aus der Küche gekommen, um sich vorzustellen.
    »Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Drew in ihrer routinierten Art,und Cynthia erwiderte: »Ich gebe Ihnen nicht die Hand, ich habe nämlich gerade Knoblauch geschnitten.«
    »Wir haben Geschäftliches zu besprechen«, sagte Nina so kühl wie möglich, aber es schien keine der beiden zu beeindrucken. Drew wirkte froh, den überflüssigen Katalog loszuwerden, und Cynthia kehrte zu ihrem Gemüse in die Küche zurück – wenngleich Nina hören konnte, wie das Messer langsamer wurde, wann immer Cynthia Lust hatte, ihrer Unterhaltung zu lauschen.
    Drew hatte die Unterlagen ausgepackt, die sie am Telefon erwähnt hatte und von denen sie hoffte, sie könne sie für die Beilage verwenden. Fotografien und ein paar Briefe. »Ein interessiertes Mitglied der Öffentlichkeit hat sie uns zur Verfügung gestellt«, erklärte sie etwas ausweichend und beobachtete daraufhin gespannt Ninas Reaktion.
    Interessiertes Mitglied der Öffentlichkeit.
Was hatte das nun wieder zu bedeuten? War es erneut Solodin, oder gab es nun noch jemand anderes? Nina beugte sich so weit vor, wie es der Knoten in ihrem Nacken zuließ. Zwei unverblasste, nur an den Ecken leicht zerknickte Schwarzweißfotografien. Drew hatte sie mit nervösen Blicken in Ninas Richtung auf dem Couchtisch ausgelegt. »Ich werde natürlich nichts davon ohne Ihre Erlaubnis verwenden. Ich hatte gehofft, Sie würden sie wiedererkennen oder sich vielleicht daran erinnern, wann die Bilder aufgenommen wurden.«
    Allein sie alle zusammen dort auf dem Sofa sitzen zu sehen, so glücklich lachend … Wessen Zimmer war das nur? Jedenfalls nicht ihres und auch nicht das von Gersch. Sie waren wohl bei einem Freund zu Hause, vielleicht auf einer Art Party. Nach Tagen voller lebendiger Erinnerungen war Nina froh, dass ihr diese Situation ausnahmsweise nicht im Gedächtnis geblieben war. »Das muss vor dem Frühjahr 1951 gewesen sein. Dieser Mann hier, der beste Freund meines Mannes, ist in jenem Frühling verhaftet worden. Ich habe ihn danach nie wiedergesehen.«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Drew aufrichtig. Ihr Gesichtsausdruck war erstaunlich traurig. Sie war gar nicht mal ein schlechter Mensch. Nur so jung. Nina kam sich plötzlich schäbig vor, weil sie sie so kalt behandelt hatte.
    Sie musste an Gersch denken und an die unglücklichen Erinnerungen,die sie in den letzten Tagen eingeholt hatten. Wenn sie diese doch nur

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