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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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so? Weil ich so bin wie ich bin? Welch ein Narr!
    Selbst Regis konnte mit seinem schwächer entwickelten telepathischen Gespür den spannungsgeladenen Konflikt wahrnehmen. Zum Glück aber schlossen sich ihnen in diesem Augenblick Lerrys und ein weiterer junger Comyn an. Der Junge kam frisch von den Kadetten; er starrte Alessa an, als sei sie die heilige Cassilda höchstpersönlich,
    und stammelte einige
    unbeholfene Komplimente. Lerrys plauderte munter drauf los, was Regis erleichtert aufatmen ließ. Wenn Di Asturien nur endlich damit aufhören wollte, sie so finster anzublicken …
    Aus der Menge tauchte Alessas Zwillingsbruder auf und steuerte auf sie zu. Ruyven verglich zum wiederholten Male Bruder und Schwester: nahezu gleich groß, die gleichen flammend roten Haare, der gleiche feingliedrige Körperbau.
    »… Wie haben Sie bloß all unsere Tänze einstudieren können?«
    wollte Lerrys wissen. »Das begreife ich wirklich nicht. Wie alt waren Sie, als Sie Darkover verließen? Und wer hat Ihnen das alles beigebracht?«
    Alessa war solch typischen Fragen gewohnt. »Glauben Sie mir, Lerrys, die Terraner sind mit den Sitten und Gebräuchen auf Darkover besser vertraut als Sie meinen. An der Akademie der Darstellenden Künste gab es zum Beispiel ausreichend Archivmaterial, das ich studieren konnte. Außerdem war einer meiner Lehrer selbst Darkovaner, der mit den hiesigen Tänzen bestens vertraut war. Und dann …«

    »Alessa, ich muß dich sprechen. Verzeiht, Lord Hastur.« Endreas war kreidebleich. Er hatte zunächst noch schweigend vor sich hingestarrt, bevor er sie ansprach. Als Alessa sich zu ihm umdrehte, erkannte sie an seinem Gesichtsausdruck, wie dringend es war.
    »Entschuldigt mich, Lord Regis.« Und ohne eine Antwort abzuwarten, entfernte sie sich.
    Die Geschwister unterhielten sich möglichst leise. Irgendwas schien Alessa zu erschrecken. Dann kehrte sie zur Gruppe um Regis zurück.
    »Alles in Ordnung, Damisela?« erkundigte er sich besorgt, als er ihren veränderten Gesichtsausdruck wahrnahm. Auch Ruyven blickte sie eindringlich an.

»Gewiß, mein Lord, alles in bester Ordnung«, versicherte sich übereifrig und bemühte sich, wieder gelassen zu wirken. »Ich muß nur meinem Bruder beim Umkleiden helfen, wenn Sie gestatten. Er wird jetzt den Schwerttanz aufführen«,
    Mit diesen Worten verschwand sie zusammen mit Endreas in der Menge. Und noch ehe Regis widersprechen konnte, hatte sich Dan Lawton, der Terranische Legat, zu ihnen gesellt, und man wechselte das Thema.
    Alessandra folgte ihrem Bruder in die Aillard-Gemächer und schloß hinter sich die Tür. »Schalte den telepathischen Dämpfer ein«, wie sie ihn an.
    »Warum denn das, Alessa? Du leidest wohl schon an Verfolgungswahn …« wandte Endreas ein.
    »Mach schon!« Ihre Stimme überschlug sich fast. »Wenn uns irgend jemand hört, dann ist alles aus, hörst du. War dir denn überhaupt nicht klar, daß jeder es hätte aufschnappen können, als du mit mir im Ballsaal sprachst … .«
    »Jetzt übertreibe nicht, Alessa! Und was wäre schon dabei, daß Endreas Aillard heute für den Schwerttanz zu krank ist und daß seine Schwester an seiner Stelle tanzen wird? Natürlich wäre es ein Sakrileg, aber doch kein Todesurteil. So ein bißchen öffentliche Schande könntest du doch verkraften, Alessa, oder etwa nicht?«
    Bleich und schwach wie er war, blieb ihm doch noch immer der alte Sarkasmus.
    Alessa brauste auf. »Ich habe noch überhaupt nicht zugestimmt!
    Wie kannst du nur annehmen …«
    »Noch nicht, aber du wirst es tun.«
    »Begreifst du denn nicht, welche ungeheuerliche Sache du da von mir verlangst? Sie sagen ja immer, ich sei so – terranisch, aber selbst ich kann erkennen, wie völlig unmöglich deine Idee ist. Eine Frau, die den Part eines Mannes tanzt – und das im traditionellen Darkover! Den altehrwürdigen Kihar der Männer darzustellen, und damit diese altmodischen, ach so stolzen und leicht gekränkten Leute vor den Kopf zu stoßen! Wie würden sie wohl darauf reagieren, wenn ich das entweihte, was ihnen am meisten bedeutet: ihren albernen Stolz, den ich doch zugleich so an ihnen schätze?
    Beim bloßen Gedanken daran verspüre ich Mitleid für sie.
    Ihretwegen kann ich das nicht tun!«
    »Gerade ihretwegen mußt du es tun! Ach Alessa, mach dir doch nichts vor! Was heißt hier männlicher Stolz?« spottete Endreas. »Ich weiß genau, was du davon hältst. Es ist dein eigener Kihar, dein eigener Stolz. Laß dir doch von niemandem

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