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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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körperlich so nah wie möglich zu sein, wenn wir auch nicht miteinander schliefen. Stundenlang konnten wir nebeneinander auf dem Sofa im Salon der Aldaran-Gemächer sitzen, kaum gestört von Michelas tauber Zofe Ariel, die in einer anderen Ecke des Zimmers mit Stickereiarbeiten beschäftigt war. Ariel war eine Nedestro -Tochter der Ardais-Domäne und besaß Laran, was ihr die Verständigung mit ihren Arbeitgebern sehr erleichterte, obwohl sie natürlich auch die Zeichensprache beherrschte.
    Eines Abends saßen Michela und ich wieder eng beisammen, und es konnte uns gar nicht eng genug sein. Ich hatte meinen Kopf auf ihre Schultern gelegt. Plötzlich durchzuckte mich etwas. Ich fuhr hoch. Ariel hatte ihre Stickerei in den Schoß gelegt und hielt den Kopf schräg, so als ob sie auf etwas lauschte.
    »Was war das?« fragte Michela.
    Ich stand auf. »Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
    Noch ehe ich einen Schritt tun konnte, klopfte es. Aldaran steckte den Kopf zur Tür herein. »Es ist der Turm! Kommt, Gwynn!
    Michela, du bleibst hier.«
    Wir traten auf den Flur und befanden uns inmitten einer ganzen Schar von Comyn-Angehörigen, angeführt von König Stefan und seiner Leibwache. Jeder in Thendara, der auch nur einen Funken Laran besaß, mußte das gleiche gespürt haben. Aber ich wußte etwas mehr als sie: was immer uns alarmiert hatte – mein Vater hatte daran Anteil.
    Ich hatte mich bis zu Stefan an die Spitze des Zuges vorgearbeitet, als wir den Turm erreichten. Der König ging ohne Umschweife in die Empfangsräume. Mein Vater und der Bewahrer des ersten Kreises, ein Mann namens Edric, traten uns entgegen.
    »Kein Anlaß zur Besorgnis, Eure Hoheit«, erklärte Edric. »Eines unserer Experimente ist nur etwas außer Kontrolle geraten, das ist alles. Wir werden es das nächste Mal besser abschirmen.«
    »Was für ein Experiment?« wollte Stefan wissen.
    »Eine Art Wetterkontrolle. Besonders in der Trockenzeit wäre es äußerst hilfreich, wenn wir Regenwolken auf brandgefährdete Gebiete lenken können.«
    »Wir haben lediglich den benötigten Schutzschild falsch eingeschätzt, Eure Hoheit«, schaltete sich jetzt mein Vater ein. »Im Energiefluß muß außerdem ein Leck aufgetreten sein. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Und war das Experiment erfolgreich?« erkundigte sich Stefan.
    »Nur teilweise«, gab Edric zu. »Es war unser erster Versuch.
    Vielleicht haben wir etwas zu viel Energie aktiviert. Jedenfalls konnten wir sie nicht in die erhoffte Richtung lenken. Das hat das leichte Unbehagen verursacht, das Sie zu spüren bekamen. Ich möchte mich nochmals dafür entschuldigen.«
    Mit ernster Miene, auch wenn seine Stimme vergleichsweise milder klang, ordnete König Stefan an: »Ich halte es für das Beste, wenn Sie die Experimente zehn Tage lang aussetzen. Sie können so mehr Zeit für die Planung Ihrer Projekte aufwenden, bevor Sie damit beginnen.«
    »Aber das tun wir bereits, Hoheit«, protestierte Edric. »Wir können unsere Experimente jetzt nicht abbrechen! Das Schürfen nach Metall war anfangs auch nur ein Experiment. Ebenso die Heilverfahren mittels einer Matrix. Oder matrixgestütztes Bauen nach Angaben von Architekten.« Und dabei deutete er auf mich.
    »Laßt mich bitte dabei aus dem Spiel«, entgegnete ich.
    »Ich verlange auch nicht, daß Sie ihre Forschungen ganz einstellen«, beschwichtigte Stefan ihn. »Ich ordne lediglich eine Unterbrechung von einer Langwoche an. Außerdem bestehe ich darauf, daß Sie ihr Vorgehen sorgfältiger planen. Sie sollten Neues nur schrittweise ausprobieren: zunächst im kleinen Rahmen, bevor Sie dazu übergehen, mächtigeres Laran einzusetzen.«
    »Auch das geschieht bereits«, sagte Edric.
    »Wenn dem so ist, hätte das heute abend nicht passieren dürfen.«
    Edric schwieg. Er blickte hilfesuchend zu meinem Vater, der aber auch nichts erwidern konnte.
    »Wenn Sie ihre Experimente nicht unter Kontrolle halten und vertretbare Sicherheitsvorkehrungen gewährleisten können, dann muß und wird die Krone einschreiten«, schloß Stefan. »Sie haben meine Anordnung gehört: In der nächsten Langwoche finden in diesem Turm keine weiteren Experimente statt.«
    »Jawohl, Eure Hoheit«, fügte sich Edric.
    Stefan wandte sich jetzt an die Versammlung der Lords und Erben der Domäne, die uns zum Turm begleitet hatte. »Ich werde mich kurze Zeit nach Burg Hastur zurückziehen; während meiner Abwesenheit wird Lord Gwynn den Ratsvorsitz übernehmen.« Und zur

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