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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Bestätigung legte er mir die Hand auf die Schulter. »Das wäre vorerst alles.«
    Die anderen entfernten sich, aber mir deutete Stefan an, ich solle noch etwas bei ihm bleiben.
    »Sagt Michela, daß ich bald folgen werde, Vater«, sagte ich zu Aldaran. Er nickte und ging. Ich konnte spüren, wenn auch nicht sehen, wie meinem eigenen Vater der Mund offen stehen blieb, als ich Aldaran so anredete. Als ich mich aber zusammen mit Stefan ihm zuwandte, hatte er sich bereits wieder gefangen.
    »Dann also gute Nacht.« Mit diesen Worten verabschiedete sich der König von meinem Vater und Edric.
    Stefan und ich gingen allein zu den Hastur-Gemächern zurück.
    »Man muß die Türme wirklich ernsthaft an die Kandare nehmen.
    Jedenfalls glaube ich, daß die Ratsdebatte jetzt zu deinen Gunsten ausgehen wird, Gwynn.«
    »Weißt du, was mir aufgefallen ist? Sie hielten es für nötig, daß mein Vater ihnen bei dem Experiment hilft.«
    »… jawohl, mit der Alton-Gabe, der mächtigsten Form von Laran, die wir kennen. Der Gedanke kam mir auch schon.«
    »Darf ich fragen, warum du nach Hastur zurückkehrst?«
    Stefan rieb sich die Fingerspitzen. »Es gibt da etwas, das ich brauche …« sagte er, ohne deutlicher zu werden.
    Stefan kehrte mit einer Holzkiste von der Größe eines Sarges zurück. Er verstaute sie in einem Lagerraum, den er mit einem persönlichen Matrixschloß versah und Tag und Nacht von zwei Männern bewachen ließ. Das zeitweilige Verbot der Matrixexperimente hob er auf. Die Ratsdebatte verlief inzwischen immer hitziger. Obwohl kein Bewahrer im Rat Sitz und Stimme erhielt, gab es genügend Lords und Erben der Domänen, die früher oder noch immer Angehörige der Türme waren und deren Sache vertreten konnten. Mein Vater führte diese Fraktion an. Sie behaupteten, daß die Türme bereits einen eigenen Ehren- und Verhaltenskodex besäßen, der mit wachsender Erkenntnis und Erfahrung ständig geändert und verbessert würde. Matrixarbeit sei eine Wissenschaft, die von denjenigen, die mit dieser Wissenschaft nicht vertraut seien, nicht richtig verstanden werden könne. Deshalb sollte sie auch nicht von Leuten reglementiert werden, die keine Ahnung von den grundlegenden Prinzipien hätten. Bewahrer, so lautete ihre Schlußfolgerung, sollten einzig und allein ihrem eigenen Gewissen verpflichtet sein.
    Die Opposition, die ich ebenso vehement anführte, hielt dagegen, daß Land und Leute von Darkover durch die Arbeit der Türme betroffen seien. Und so lange dies der Fall sei, sollten der König und die Lords der Domänen, die für Land und Leute Verantwortung trugen, auch das Recht behalten, die Bestimmungen festzulegen, nach denen sich die Türme zu richten hätten. Den Türmen in allem freie Hand zu geben, hieße unserer Meinung nach, dem Chaos Tür und Tor zu öffnen. Eine freiwillige Selbstkontrolle durch die Türme kam für uns nicht in Frage; es wäre gleichbedeutend mit dem Fehlen jeglicher Kontrolle. Die Türme würden dann doch nur nach eigenem Gutdünken handeln, da sie ihre Vorgehensweise gegenüber niemandem außerhalb des Turmes zu verantworten hätten.
    Während sich die Diskussion so Tag um Tag hinzog, entfremdeten sich mein Vater und ich immer mehr voneinander, obwohl ich das kaum noch für möglich gehalten hatte. Meine Mutter konnte die Situation nicht länger ertragen und kehrte nach Armida heim.
    Aldaran veranlaßte, daß ich in das Gästequartier seiner Gemächer umziehen konnte. Obwohl mein Vater und ich in der Kristallkammer noch immer in der selben Loge saßen, hätten wir ebenso gut verschiedenen Domänen angehören können. Ich redete ihn mit »Lord Alton« und er mich mit »Lord Gwynn« an.
    Stefan und ich hatten erwartet, daß die Türme, insbesondere der in Thendara, noch einige verwegene Experimente anstellen würde, bevor sie in ihrem Handlungsspielraum durch den Rat weiter eingeengt würden. Was immer sie im Schilde führten, es geschah offenbar mit größter Sorgfalt. Nichts sickerte mehr durch. Mir kam die Ruhe verdächtig vor, aber Stefan vertrat die Ansicht, daß sie die gleiche Sorgfalt, mit der sie das Durchsickern von Informationen verhinderten, vermutlich auch auf anderen Gebieten walten ließen.
    Er ließ sie vorerst gewähren.
    Im Spätsommer wüteten die Flächenbrände immer am schlimmsten. Für Thendara selbst bestand kaum Gefahr. Die Stadtmauern würden die Flammen abhalten. Außerdem hatte man in der Zeit, als die Türme noch nicht unterirdisch nach Metall schürften, in den

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