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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Venza-Bergen Tagebau betrieben, und dies hatte einige kahle Landstreifen hinterlassen, die als natürliche Feuerschneisen dienten. Deshalb wurde in Thendara nie Alarm ausgelöst, wenn in der Umgebung ein Feuer ausbrach.
    Als wieder einmal Rauch von einem der Hügel aufstieg, nahm ich Michela zu einem Beobachtungsstand auf dem Dach der Burg mit, um von dort aus das Feuer zu sehen. Stefan schloß sich uns an.
    »Kein Wölkchen am Himmel«, bemerkte ich. »Wahrscheinlich war es ein achtloser Jäger, der sein Lagerfeuer nicht richtig gelöscht hat.
    Sowas kann oft tagelang vor sich hin schwelen, bevor es das Unterholz entzündet.«
    Mit einem Mal wurden wir von einem Windstoß ergriffen und gegen die Brüstung geschleudert. Stefan und ich hielten Michela fest, und gemeinsam kämpften wir uns zum Eingang zurück. Als wir uns vor dem plötzlich entfesselten Sturm in Sicherheit gebracht hatten, fragte Stefan: »Was in Zandrus siebter Hölle ist das?«
    Meine nie abreißende Verbindung mit meinem Vater verriet es mir. »Der Turmkreis ist am Werk. Ich glaube, sie versuchen, das Feuer auszublasen.«
    »Sie versuchen …«
    Stefan konnte den Satz nicht beenden. Ein grauenhaftes Geräusch übertönte ihn. Ich habe die Banshees in den Hellers schreien hören, aber das war das reinste Wiegenlied, wenn ich es mit diesem Laut verglich. Michela hielt sich die Ohren zu. Stefan sprang die Treppe hinunter.
    Mit Hilfe meiner Matrix konnte ich den Kontakt zu meinem Vater klarer herstellen. Es stimmte! Sie hatten versucht, das Feuer auszublasen, aber das Ganze war außer Kontrolle geraten. Mein Vater hatte nicht nur die volle Alton-Gabe in den Sturm gelegt, sondern auch all seine Wut und Verbitterung über die Zurückweisung durch seinen Sohn. Da draußen tobte kein gewöhnlicher Sturm, sondern ein Sturmdämon, genährt durch Alton-Zorn, getrieben von der Alton-Macht. Als mein Vater erkannte, was er angerichtet hatte, versuchte er verzweifelt, es mit Hilfe der anderen im Kreis rückgängig zu machen.
    Ich wußte, wie gefährlich es war, in einen Kreis einzubrechen, aber mein Vater und ich befanden uns bereits im tiefsten Rapport, und bislang hatte meine telepathische Anwesenheit die Arbeit des Kreises nicht beeinträchtigt. So lieh ich ihnen jetzt meine Kraft. Aber der Geist meines Vaters schleuderte mich mit solcher Wucht zurück, daß ich den Halt verlor. Meine Schulter prallte gegen die Innenwand der Brüstung und ich glitt zu Boden.
    Aber so leicht ließ ich mich von ihm nicht abschütteln. Mit einem erneuten Griff zu meiner Matrix versuchte ich, den Kontakt wiederherzustellen, wurde aber abgeblockt. Dann versuchte ich einen anderen Zugang. Ich stieß in die Überwelt vor: die übersinnliche Ebene, die die physische Realität dieser Welt widerspiegelt. Dort erkannte ich, daß mein Vater nicht nur mich, sondern auch alle anderen aus dem Kreis zurückgestoßen hatte.
    Jetzt kämpfte er allein gegen die Erscheinung des Dämons in der Überwelt. Wir versuchten alle, ihn zu erreichen, aber es war, als ob sich eine undurchdringliche Wand zwischen uns stellte. Vater kam an Kraft und Größe dem Dämon gleich.
    Jetzt sah ich in meinem Vater nicht länger die Verkörperung der mir verhaßten Gabe, die mit einem selbstgeschaffenen Monstrum rang. Stattdessen sah ich, in ihm personifiziert, Darkover im Kampf mit einer vom Turm geschaffenen Waffe um die Vorherrschaft in der Welt. Sollte der Dämon gewinnen, würde ganz Darkover im Chaos versinken.
    In Verbindung mit den anderen Turmarbeitern durchbrach ich die Barriere, die mein Vater errichtet hatte, um uns zu schützen. Sofort saugte der Dämon unsere vereinten Kräfte auf und wuchs an. Als Edric erkannte, daß wir den Dämon nur noch stärker werden ließen, löste er den Kreis auf. Ich blieb in der Überwelt zurück und versuchte, Vater aus den Fängen des Dämons zu befreien, aber das Ungeheuer – inzwischen um das Doppelte angewachsen –schleuderte Vater zu Boden. Seine Astralgestalt zerschellte am Grund der übersinnlichen Ebene.
    Der Schock von Vaters Tod warf mich aus der Überweit in meinen eigenen Körper zurück. Als ich allmählich wieder zu mir kam, starrte ich an eine steinerne Decke. Draußen konnte ich das Triumphgeheul des Sturms hören.
    Stefan kniete sich zu mir nieder und faßte mich bei der Schulter.
    »Komm, Gwynn, ehe der Sturm das Burgtor erreicht.«
    Meine Burg! Meine Stadt! Das war jetzt alles in Gefahr! Ich stand auf, und jetzt erst bemerkte ich, daß auch Michela noch

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