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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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so vertraulich sprach, als seien sie seit jeher Bredin, stieg der alte Groll wieder in mir auf. Aus reiner Höflichkeit unterdrückte ich mein Laran. Dennoch spürte Michela, daß etwas nicht stimmte, auch wenn sie mich nicht gleich darauf ansprach. Am Ende des Empfangs verließ sie zusammen mit ihrem Vater den Raum. Mutter konnte mir ebenfalls ansehen, daß sich ein Unwetter zusammenbraute; sie entschuldigte sich und ließ mich mit meinem Vater allein zurück.
    Noch ehe ich etwas sagen konnte, stellte mich mein. Vater zur Rede. »Verdammt noch mal, Sohn, kannst du nicht wenigstens bei deiner eigenen Verlobungsfeier deinen Zorn zügeln? Der Anlaß sollte doch wohl mehr Grund zur Freude geben! Ich kann einfach nicht verstehen, worüber du dich jetzt schon wieder aufregst.«
    »Da liegt genau das Problem – Ihr versteht mich nicht«, platzte ich heraus. »Und ich habe mein Laran sehr wohl unter Kontrolle gehalten. Daß es Euch nicht entgangen ist, liegt einzig und allein daran, daß unsere Gedanken unauflöslich miteinander verbunden sind.«
    »Aber warum kann ich dann nicht begreifen, was dich so wütend macht?«
    »Weil ich mein Laran so gut es geht abschirme, deshalb! Aber wenn Ihr nur etwas mehr Rücksicht auf meine Gefühle nehmen würdet, wüßtet Ihr, woran es liegt. Soll ich es Euch sagen? Ihr behandelt Fremde zuvorkommender als mich, Euren eigenen Sohn!«
    Um meinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, schlug ich mir vor die Brust. »Mit Aldaran sprecht Ihr höchstens einmal im Jahr, und doch behandelt Ihr ihn, als ob er Euer innig geliebter, lang verschollener Bruder sei. Mich dagegen behandelt Ihr wie einen Gegenstand, wie ein Stück Eigentum!«
    »Und was soll ich dazu sagen, wie du mich behandelst? So, wie du gerade jetzt wieder mit mir sprichst?!«
    »Wenn Ihr mir nur halb so viel Ehre wie Aldaran erwiesen hättet, wäre diese Diskussion völlig überflüssig. Aber nein! Ihr benehmt Euch, als wärt Ihr der Mittelpunkt der Welt. Ihr habt mir eure Alton-Gabe aufgezwungen, weil Ihr es wolltet. Ihr habt mich in den Turm geschickt, weil Ihr es wolltet. Und ich konnte den Turm nur wieder verlassen, weil Ihr der Meinung ward, es sei für mich an der Zeit, das Kommando der Wache zu übernehmen. Ihr sagt mir, daß ich eines Tages die Domäne führen soll, aber gleichzeitig bestimmt nur Ihr, was in der Domäne geschieht. König Stefan überträgt mir mehr Verantwortung, als Ihr es je getan habt! Wenn Ihr morgen tot umfallen solltet, könnte ich die Domäne nur führen, weil Stefan es mich lehrte. Ich habt mir immer nur Befehle erteilt und erwartet, daß ich sie ausführe. Ihr haltet mich wie einen Cralmac an der Kette!
    Und dann wundert Ihr Euch, daß ich zornig reagiere, wenn Ihr Aldaran mehr Ehre erweist als mir?«
    Mein Vater schien wirklich betroffen zu sein. Nein, mehr noch, er schien es nicht nur – durch mein Laran wußte ich, daß ich ihn wirklich aus der Fassung gebracht hatte, was mich nur noch mehr anstachelte. »Ich habe dich deine zukünftige Frau selbst wählen lassen! Andere Lords hätten nicht so viel Rücksicht genommen. Sie hätten dir deine Braut am Hochzeitstag vorgestellt!«

    Zum Spott verneigte ich mich. »Oh, danke schön, verbindlichsten Dank!« sagte ich sarkastisch. »Und was glaubt Ihr wohl, warum ich gerade sie heirate? Ein Grund dafür ist, daß Lord Aldaran in der kurzen Zeit, die ich ihn kenne, wie ein Vater zu mir gewesen ist –mehr jedenfalls, als Ihr es je wart! Da Ihr ja so viel von ihm haltet, könntet Ihr ihn einmal fragen, wie er das macht.« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte ich meinem Vater den Rücken zu und verließ den Raum.
    Er ließ die Angelegenheit auf sich beruhen.
    Als meine Hochzeitsnacht näher rückte, wurde ich immer nervöser.
    Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich im entscheidenden Augenblick tun sollte – oder besser gesagt: wie ich es tun sollte. Seit ich die Alton-Gabe erworben hatte, war es mir immer irgendwie bewußt gewesen, wenn meine Eltern sich liebten. Ich hatte zwar schnell gelernt, diese Wahrnehmung abzublocken, aber allein schon die Vorstellung, daß ich ihrer Zweisamkeit als ungebetener Dritter hätte beiwohnen können, beunruhigte mich. Ich mußte annehmen, daß es im umgekehrten Fall nicht anders wäre: daß mein Vater es sofort wüßte, wenn ich je mit einer Frau schlafen würde. Deshalb hatte ich mit meinen vierunddreißig Jahren noch immer nicht meine Unschuld verloren.
    So suchte ich zumindest auf andere Weise, Michela

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