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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gedanken vor Arielle abzuschirmen.
    Arielle verzog unter Schmerzen das Gesicht. Als die letzte Wehe vorbei war, sagte sie: »Du wirst dich um mein Kind kümmern, wie du es versprochen hast? Und wenn die Zeit reif ist, wirst du ihn zu seinem Vater schicken?«
    »Das werde ich«, versprach Renata. »Aber warum soll er es erst so spät erfahren?«
    Arielle antwortete nicht mehr. Es waren ihre letzten Worte gewesen. Während ihr Kind ins Leben trat, versiegte ihre eigene Lebenskraft, überwältigt von dem tödlichen Laran des Babys, von einer Psi-Kraft, die, wenn auch unbeabsichtigt, die Mutter tötete. Die Mutter, die ihr Kind so sehr liebte, daß sie ihm das Leben schenkte, obwohl sie wußte, daß sie es mit dem eigenen bezahlen mußte.
    Der Säugling tat seinen ersten herzhaften Schrei, während die Amme ihm behutsam den Schleim abtupfte. »Seht nur, wie gesund und munter er ist! Ein prächtiger Junge, Mylady.« Sie wollte gerade das Baby seiner Mutter an die Brust legen, als sie entsetzt aufschrie:
    »Mylady! Oh nein!«
    Renata nahm Doria das Baby aus dem Arm. »Er ist jetzt mein Kind, wie ich es Lady Arielle versprochen habe. Mein eigener Sohn und er sollen wie Brüder aufwachsen, bis die Zeit gekommen ist, daß er den ihm gebührenden Platz einnehmen wird.«
    Sie bat Doria, den Jungen wieder an sich zu nehmen. Dann ließ Renata ihren Tränen und ihrem Kummer freien Lauf, als sie Arielles erschlaffte Hand ergriff und ein letztes Mal küßte.
    Weit davon entfernt, im Turm zu Hali, trieb es den jüngsten Bewahrer durch die Überwelt. Er sah, wie Arielles Geist lautlos in ein Reich entschwand, das den Lebenden verwehrt blieb. Der Psi-Sturm seines Zorns und Schmerzes erschütterte den Turm in seinen Grundfesten.
    Draußen färbten die ersten Sonnenstrahlen die Oberfläche des Sees blutrot. Von einer Fensternische aus beobachtete Ari Ridenow, wie der Tag anbrach. Ein Tag, dem er mit einer Mischung aus Erwartung und Resignation entgegensah. Er hatte vor über einer Stunde den Turm zu Hali erreicht, nachdem er die ganze Nacht durchgeritten war. Jetzt war er hungrig und müde und wartete ungeduldig darauf, daß jemand kommen und ihn aus dem Besuchszimmer in den Turm selber führen würde. Er stand auf und streckte sich.
    Aber wozu die Eile? Schließlich war es nicht sein eigener Entschluß gewesen, hierher zu kommen. Immer wieder hatte er Lady Renata gebeten, ihn nicht fortzuschicken, aber in diesem Punkt hatte sie sich unnachgiebig gezeigt.
    Grundsätzlich hatte er nichts dagegen, in einem Turm zu studieren. Es hätte ihm überhaupt nichts ausgemacht, ein oder zwei Jahre in Tramontana zu verbringen, nicht weit von zu Hause und seinem Patenbruder, Brenton Aldaran, entfernt. Seine Mutter, Arielle Di Asturien-Ridenow, war bei seiner Geburt gestorben, und von seinem Vater, Regis Ridenow, hatte er außer dem Nachnamen nichts erhalten. Er hatte ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen.
    Und jetzt wies ihn auch Lady Renata aus dem Haus. Hielt sie ihn für unwürdig, Bredu ihres Sohns zu sein? Daß Aris Mutter einst in Hali gearbeitet hatte, diente doch nur als eine billige Entschuldigung, ihn fortzuschicken! Während er so an seine Pflegemutter dachte, schien sie ihm auf merkwürdige Art nahe und irgendwie mit ihm verbunden zu sein. Er schüttelte den Gedanken ab und war davon überzeugt, daß nur Hunger und Übermüdung ihm solche Phantastereien eingaben; Lady Renata war in Aldaran, meilenweit von Hali entfernt.
    Hali. Hali. Hali. Der Name ging ihm immer wieder durch den Kopf. Und sein Widerwille verstärkte sich jedesmal. Selbst in den entlegensten Winkeln der Hellers hatte Ari gehört, was man sich über den Ersten Bewahrer des Turms zu Hali berichtete: ein Mann, der ganz und gar in seiner Arbeit aufging; ein wahres Monster an Laran; eisern und fast schon unmenschlich in der Disziplin, die er sich und seinen Matrixarbeitern abverlangte.
    Aber das war noch nicht das Schlimmste. Coryn Hastur, so sagte man, ließ keine menschliche Regung, ja nicht einmal die Berührung durch einen Mitmenschen zu, die ihn in seiner angespannten Konzentration hätte stören können. Der Bewahrer war vom Gedanken an Waffen besessen: Haftfeuerwaffen, Matrixfallen, und jetzt die neuste und schrecklichste Geißel – Knochenwasser – deren Geheimnis nur er kannte. Wäre Allart Hastur von Elhalyn, der König in Thendara, kein so gerechter und weitsichtiger Regent gewesen, hätte er sich schon ganz Darkover Untertan machen können. Aber der König

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