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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte den Gebrauch dieser schrecklichen neuen Waffe untersagt. Seit Generationen herrschte zum ersten Mal ein umfassender Frieden, der die ständigen Streitigkeiten zwischen den Domänen im Zaum hielt. Mit beißender Ironie nannten die Tiefländer dies »den Frieden des Bewahrers«.
    Aber war eine Waffe erst einmal entwickelt, würde sie auch irgendwann zum Einsatz kommen. Ari fröstelte bei dem Gedanken.
    Er brauchte kein Laran, um eine Zeit kommen zu sehen, in der die verheerende Wirkung der neuen Waffe Darkover zugrunde richten würde. Schon jetzt gab es Gerüchte, daß die Leronyn von Ardais kurz davorstanden, ihrerseits die Produktion solcher Waffen aufzunehmen. Nichts und niemand, so mußte Ari befürchten, konnte diesen Geist in die Flasche zurückzwingen. Und obwohl Lady Renata davon sicherlich wußte, hatte sie ihn nach Hali geschickt. Er konnte es einfach nicht begreifen.
    Mira Lanart, die dienstälteste der Matrixarbeiter in Hali, spürte die wachsende Ungeduld des Jungen im Besucherzimmer und gab Coryn ein Zeichen, daß es längst an der Zeit war, den Kreis aufzulösen. Sie hatten ihr nächtliches Arbeitspensum mehr als erfüllt, und die anderen brauchten dringend Ruhe.
    Die Rückmeldung des Bewahrers war äußerst gereizt. Sollen wir uns jetzt dem Willen dieses Ridenow-Emporkömmlings beugen? Dennoch lockerte er den Zugriff, da er gleichzeitig eingestehen mußte, daß ihr zweiter Einwand stichhaltig war: seine Matrixarbeiter waren überarbeitet.
    Er ist auch Arielles Sohn, erwiderte Mira, und es war ihr gleichgültig, wer außer Coryn ihre Gedanken lesen konnte. Wir waren mit ihr befreundet, und um ihretwillen sollten wir auch ihn gut behandeln. Coryn sagte nichts. Mira hatte auch keine Antwort erwartet.
    Der Bewahrer hob seine feingliedrige und dennoch kraftvolle Hand und brach damit die Verbindung ab. Unter dem Flammenhaar, in dem sich seit kurzem die ersten Silbersträhnen zeigten, verbarg er sein wahres Gesicht hinter einer Maske aus vollkommener Überheblichkeit. Daran konnten auch die zahlreichen, längst verheilten Narben, die von einem Matrixunfall stammten, nichts ändern. Mira kannte dieses Gesicht nur zu gut; sie war bereits eine altgediente Matrixarbeiterin gewesen, als Coryn erstmals die Schwelle von Hali betrat.
    Wortlos verließ Coryn den Raum. Er mied schon lange die Gesellschaft seines Kreises und speiste allein. Traurig blickte Mira ihm nach. Warum konnte er sich ihnen nicht wenigstes einmal anschließen? Wo war das herzhafte Lachen geblieben, das sie früher bei ihm gekannt hatte? War das zuviel verlangt? Sie wandte ihren Blick ab. Ja, es war wohl zuviel verlangt.
    Ohne großen Appetit zwang sie sich, einige der klebrigen Frucht-und Nußriegel zu sich zu nehmen. Die Arbeit als Überwacherin war anstrengend, und in ihrem Alter mußte sie besonders sorgfältig auf ihre Energiereserven achten.
    Als sie zu Ende gegessen hatte, ging sie über mehrere Treppenfluchten und lange Korridore zum Besucherzimmer. Sie durchschritt das Kraftfeld.
    Und dann sah sie zum ersten Mal Arielles Sohn.
    Der Anblick ließ Mira beinahe das Herz stillstehen. Der Junge glich Arielle in keiner Weise. Und er war bestimmt kein Ridenow.
    Dieses Gesicht hätte sie unter Tausenden wiedererkannt. Diese Augen, diese Haare, dieses spöttisch vorgeschobene Kinn. Welch eine Ähnlichkeit! Renata hätte sie darauf vorbereiten müssen, hätte ihn nicht so ohne weiteres herschicken dürfen. Als sie merkte, daß der Junge ihre Bestürzung registrierte, riß sie schnell ihre Gedankenbarrieren hoch. »Ich bin Mira Lanart. Ich kannte deine Mutter, als sie hier war.«
    Der Junge trat mit einem schüchternen Lächeln auf sie zu. »Lady Renata hat mir von Ihnen erzählt. Sie meinte, Sie seien sehr freundlich.«
    Mira erwiderte sein Lächeln. Vielleicht ist die Ähnlichkeit doch nicht so groß. Er hat nichts von dieser Arroganz und Gedankenlosigkeit.
    Vielleicht hat er doch mehr von Arielle, als es zunächst scheinen will. Zu ihm gewandt sagte sie: »Wir heißen dich in Hali willkommen. Wir haben von deiner Pflegemutter viel Gutes über dich gehört. Sie rechnet fest damit, daß du Bewahrer werden kannst.«
    Ari seufzte. »Verzeiht mir, Lady Mira, aber wenn es nach mir geht, möchte ich nicht ewig im Turm bleiben. Vielleicht wird es sich Lady Renata nach ein oder zwei Jahren noch einmal überlegen und mich nach Aldaran zurückrufen.«
    Mira hielt den Kopf leicht schräg. »Ach, so ist das. Wir werden ja sehen.« Insgeheim und hinter

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