Die Tänzerin von Darkover - 9
Eheschließung ja nicht mehr so sehr auf die Erbanlagen«, meinte Duncan. »Trotzdem hoffe ich, daß wir unsere Tochter mit einem rothaarigen Mann verheiraten können. Es ist wichtig für uns, daß wir die Lovat-MacAran-Gabe bewahren und verstärken.« Gerade jetzt, da einige die Gabe am liebsten ganz eliminieren wollen.
Sarah stimmte seiner unausgesprochenen Feststellung mit einem Kopfnicken zu. »Wir werden noch viel Zeit haben, darüber nachzudenken; gut und gerne vierzehn Jahre, mein Gatte. Jetzt ist erst einmal wichtig, daß Judella Hunger hat und ich sie stillen muß.«
»Woher weißt du, daß sie hungrig ist? Sie schreit doch gar nicht.«
»Kannst du sie denn nicht hören, Duncan? Ich jedenfalls höre, daß sie Hunger verspürt.«
»Du hast recht! Ich hatte mich nur nicht richtig auf sie konzentriert. Gleich wird sie loslegen, wenn sie nicht schnell etwas bekommt. Aber es erstaunt mich, daß wir sie schon Jetzt hören können. Sie ist doch noch so klein! Wir sollten unsere Mütter fragen, ob sie unsere Gedanken auch schon so früh hören konnten, oder ob sich die Gabe erst später bemerkbar gemacht hat.«
Sarah sah ihn mißbilligend an. »Das lassen wir besser! Glaubst du im Ernst, sie würden es zugeben, selbst wenn es so wäre?«
In den nächsten Tagen und Wochen gab es viel zu tun. Die Ernte mußte eingebracht und die Schafe auf die Winterweide getrieben werden. Außerdem versuchte Duncan, die Grundmauern für ihr Haus fertigzustellen, bevor der erste Frost einsetzte. Sarah begleitete ihn mit dem Baby zu ihrer neuen Heimstätte. Es war für beide eine Idylle, auch wenn das Zeltlager primitiv und die Arbeit schwer war.
Duncan mußte die Kellergrube ausheben und mit Steinblöcken verkleiden, bevor die eigentlichen Grundmauern angefügt werden konnten. Sarah kochte ihre Mahlzeiten über dem offenen Feuer und hütete Judella, die vergnügt in ihrer Hängematte schaukelte.
Die Arbeiten an den Grundmauern waren gut vorangeschritten, wenn auch nicht ganz beendet, als der erste Schnee fiel und sie zur Rückkehr nach New Skye zwang, wo sie die langen, rauhen Wintermonate verbringen mußten.
Nach Sarahs Auseinandersetzung mit Mhari achteten sie ganz besonders darauf, ihre Gedanken lückenlos abzuschirmen. Nur gegenüber Gavin und seiner Schwester Fiona, die öfters zu Besuch kamen, konnten sie offen sein. Sarah war als Kind eine Zeit lang bei Gavins Familie in Pflege gewesen und hatte sie genauso lieb gewonnen wie ihre eigenen oder Duncans Eltern. Mit Fiona zusammen hatte sie ihre ersten Nähkünste ausprobiert; danach hatten die beiden Mädchen versucht, mit ihren Sternensteinen die Nähte aus dem Tuch wieder zu lösen. Was hatten sie dabei gekichert, und wie sehr hatten sie geweint, als sie dabei erwischt wurden. Heute konnte sie darüber lachen; dennoch schwor sie sich: Ich werde meine Tochter wegen so etwas nie bestrafen.
Eines Abends lud Duncan Garin unter dem Vorwand zu sich ein, mit ihm über die Fortsetzung des Hausbaus im Frühling sprechen zu wollen. Diese Fragen waren rasch erledigt, und Duncan kam schnell zu seinem eigentlichen Anliegen. »Sarah und ich sind davon überzeugt, daß man mit den Sternensteinen viel mehr bewerkstelligen kann, als wir bisher ahnen. Du hast uns schon einmal bei dem Versuch geholfen, die Reichweite der Verständigung zu testen. Das ist aber nur eine Möglichkeit. Wir glauben, daß einige der dummen Streiche, die wohl jeder einmal als Kind damit gespielt hat, sich durchaus für nützliche Zwecke anwenden ließen.«
»Davon darfst du aber deinen Eltern nichts verraten, Duncan. Sie reden jetzt immer häufiger davon, daß wir die Steine ganz aufgeben sollten. Haben sie eurem Kind schon einen vermacht?«
»Nein, und das, obwohl sie bereits ihre Namensweihe hatte.
Unsere Mütter scheinen wirklich Angst vor den Steinen zu haben!
Judy ist altmodisch und hätte daher nichts gegen einen Talisman einzuwenden, wie es bisher immer der Brauch war. Aber Laura hat der unglückselige Tod ihres Cousins so aus der Fassung gebracht, daß sie am liebsten alle Matrices für immer verschwinden ließe. Sie hat bereits versucht, den Jüngeren ihre Steine wieder wegzunehmen, aber die hatten sich so sehr an sie gewöhnt, daß sie furchtbar geweint haben und einige sogar krank wurden. Das hat Fiona nur noch mehr erschreckt. Sie redet ständig von Hexerei und Höllenkunst, und Judy zitiert die Lehren des Heiligen Valentin über das Laster des Wahrsagens. Wir gehen jeder Diskussion mit ihnen
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