Die Tätowierung
ir brauchen einen Videorekorder.«
»Kein Pro b le m . W i r haben ei n en im Kaffeezimmer«, antwort e te I rene.
Peter schüttelte den Kopf.
»Das Kaffeezim m er kommt nicht in Frage. W i r m üssen ungestört sein.«
»Das kann ich einrichten«, m einte Hannu.
Er stand auf und verschwand auf dem Gang. A l s er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Irene: »Erzähl m i r doch, was Tom zugestoßen ist.«
Ihr flehender Tonfall entging Peter nicht. Er sah sie einen Augenblick scharf an und sagte dann: »Wenn ich nur begreifen könnte, was i h r zwei m iteinander habt.«
Die Andeutung eines Lächelns war in seinem Gesicht auszu m achen, und Irene wurde es leichter u m s Herz.
Peter zog sich sein Baumwolljackett aus und h ängte e s über die Rückenlehne seines Stuhls. Den Aktenkoffer behielt er im m er noch auf den Knien.
»Tanaka schließt sein Geschäft Sa m stagabend i mm er u m el f . Sein Angestellt e r Ole Hansen arb e it e te l e tzten S a m stag ebenfalls. Kurz vor halb elf befand sich Hansen im Personalzim m er. W i e du weißt, liegt das zwischen dem Geschäft und Tanakas Wohnung.«
Er unterbrach sich, als H a nnu m it Jonny im S c hlepptau eintraf. Jonny begrüßte Peter fröhlich, ver m ied es aber sorgfältig, Irene anzusehen. Falls Peter die S pannungen be m erkte, ließ er es sich nic h t a n m erken. Er griff den Faden wieder auf.
»Plötzlich h örte Hansen ein lautes Krachen aus Tanakas Wohnung.«
»Einen Schuss ? «, fragte Jonny.
»Nein. Das Bersten einer Fensterscheibe. Hansen lief hinter Tanaka her, der sof o rt in seine W ohnung stür m t e. Hansen stand in der Tür zur Küche und sah Tanaka noch im Schlafzimmer verschwinden. F a st sofort hörte er einen gewalti g en Lär m . Er meinte, es h ä tte sich um einen lauten Schrei und um Leute gehandelt, die sich prügeln.«
Der Schrei war sicher von Tom gekom m en. Su m o-
Ringer jagen ihren Gegnern durch laute Schreie Schrecken ein und schöpfen aus ihnen Kraft.
»Hansen wählte auf seinem Handy den Notruf, während er zum Schlafzim m er lief. A l s er dort eintraf, sah er Tanaka in einer Blutlache liegen, die schnell g rößer wurde. Das ganze Zim m er war voller Blut. Ein größeres Blutgefäß am Hals war durchtrennt worden.«
Irene wurde es ganz anders.
»Hansen sah, wie ein schwarz gekleideter Mann m i t Kapuze durchs Fenster versc h wand. W ahrscheinlich trug er eine schwarze Kapuzenjacke und sch w arze Jeans. Hansen sah nur seinen Rücken. Aber er hatte den Eindruck, dass er sehr groß war und eher schlank.«
»Hat er was gestohle n ? «, frag t e Irene.
»Ja. Ein Bild. Offenbar ei n e g era hm t e Fo t og ra f i e. Ursprünglich hingen dort laut Hansen zwei. Jetzt hängt dort nur noch eine.«
» W as ist auf d e m Bild zu sehen, das im m er noch dort hängt ? «
»Ein nackter Mann, der im W asser sitzt.«
Der Täter h atte d as G e genlic h t bild m it dem Mann im Profil m itgenommen. Das Bild von Marcus hatte er zurückgelassen.
Plötzlich fuhr sie von ihrem Stuhl auf und rief: »Die Post!«
Ohne sich um die fragenden Blicke ihrer Kollegen zu küm m ern, ging sie die Post holen. Sie hörte, wie Jonny sagte: »Sie ist vollkommen a u s dem Gleichgewicht. Diese Er m ittlung ist einfach zu viel für sie. Frauen kennen ihre Grenzen eben nicht.«
Sie freute si ch, als s i e h örte, wie Peter erwiderte: »Den Eindruck hatte ich bisher nicht. Eigen m ächtig ist sie schon, aber aus dem Gl ei chgewicht wohl kau m .«
Mit zitternden Fingern sah sie ihre Post durch. Da! Sie erkannte den festen, teuren U m schlag sofort. Triu m phierend ging sie m it ihm zurück in ihr Büro. Ungeduldig riss sie ihn m it einem Blei s ti f t au f .
Au f d e n S c hreibtisc h f i ele n zwe i Fotografien . Wortlos scho b Iren e Pete r un d Hannu , di e ih r Treibe n er s taun t verfolgt e n , di e Bilde r hin . J onny s Neugie r gewan n di e Oberhand , un d e r tra t näher , u m a uc h etw a s seh e n z u können.
» W o hast du die her?«, fragte Peter verblüfft.
Irene lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sagte: »Gleich, e rst m öchte i c h wissen, ob Tom durchkommt.« Peter läch e l te.
»Doch, ja. Er hat unzählige Bluttransfusionen erhalten und wird vollkom m en wiederhergestellt werden.«
Sein Lächeln wurde etwas s c hwächer, als er fortfuhr: »Das Problem ist, dass er so viel B l ut verloren hat, dass dies Auswirkungen auf sein G e hirn gehabt haben könnte. Welche, wissen die Ärzte noch nicht.«
Das fand Irene
Weitere Kostenlose Bücher