Die Tätowierung
referierte auch den Zusam m enhang m it den Morden an Car m en Østergaard, Isabell Lind, E m il Bentsen und Erik Bolin.
Kein ei n ziges M a l u nterb r ach Angelica ihre Ausführungen. Anschließend schwieg sie lange. Ihre folgende B e m erkung überraschte Irene.
»Ich bin trotzdem nicht vollko mm en erstaunt, dass Marcus so etwas zugestoßen ist. Der Zusam m e nhang m it den anderen Opfern und das m it der Gewalt, das kann ebenfalls stimmen.«
Angelicas Stim m e klang ate m los und heiser. Irene hatte sich von ihrer ersten Üb e rraschung erholt und fragte nun: » W arum sind Sie nic h t erstau nt ?«
»Er suchte Spannung und Gefahr. In Ko m bination m it Sex. Falls Sie verstehen, was ich m eine.«
Das hatten bereits m ehrere a ndere in ähnlichen W orten ausgedrückt. Dennoch meinte I r ene: »Erklären Sie m i r das doch bitte n äher. Oder warum erzählen Sie m i r nicht, was Sie für ein Verhältnis zu Marcus hatten ? «
»Viell e icht ist d a s das Beste. W i r kannten uns unser ganzes Leben. Er war ein Jahr älter als ich. Un s ere Eltern waren Nachbarn und pflegten einen regen U m gang. W i r waren beste Freunde, spiel t en dauernd m iteinander und waren überhaupt im m e r zusam m e n. Als wir Teenager waren … haben wir auch gesch m us t . Im Nachhinein habe ich begriffen, dass die Initi a tive im m er von m i r ausging. Aber ich hatte keine Erfahrungen m it anderen Jungs und glaubte, dass Marcus und ich sehr verliebt seien. Denn ich liebte ihn wirklich. In meiner ganzen Kindheit und Jugend gab es nie einen anderen. Er war im m er zum Sch m usen bereit, aber zum Sex k a m es nie. Ich war naiv und ro m antisch und dachte, dass sich das in der Hochzeitsnacht alles einrenken würde. Dass er bis dann w arten wolle.«
Angelica unterbrach sich.
»Sie hatten nie den Verdacht, dass Marcus ho m osexuell sein könnte?«, fragte Irene.
»Nein. Nie. Ich war, wie ges a gt, sehr naiv und außerdem sehr behütet aufgewachsen. Daher war das Erwachen auch so trau m atisch.«
Ehe sie fortfuhr, hörte Irene, w i e sie sich diskr e t schnäuzte.
»In dem Sommer, in dem ich achtzehn wurde, fragte Marcus, ob ich m it ihm nach Kreta f ahren wolle. Ich war überglüc k li c h. Und voller Opti m ismus. Die griec h isc h e Sonne und die W ä r m e würden Marcus’ Hor m one schon in Wallung bringen, und wir würden endlich m iteinander schlafen. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es langsam Zeit da f ür sei. W i r landeten am späten Na c h m ittag in Chania, bezogen im Hotel unser Zimmer und m achten uns f risch f ürs Abendessen. Unser Hotel war in Plata n ias, direkt am S t rand, ro m antischer hätte es nicht sein können. Ich kann m i ch noch genau an diesen Abend erinnern. W i r saßen in einer Taverne am Strand und sahen die Sonne i m Mittel m eer untergehen. Das Essen war phantastisch, und wir hatten zusammen eine Flasche W e i n geleert. Außerdem hatten wir auf d e m Hotel z im m er schon W hisky getrunken. Ich war das n i cht gewohnt und etwas angeheitert. Plötzlich st a nd Marcus vom Tisch auf und mu r m elte eine Entschuldigung. Ich glaubte, er wolle auf die Toilette. Aber er kam nie zurück. Ich wartete über ei n e Stunde auf ihn, aber er kam nicht. Als die B edienung anfing, m i ch schief anzusehen, zahlte ich und ging aufs Zimmer. Er kam die ganze Nacht nicht zurück.«
Angelica verstum m te, um At e m zu holen.
»Haben Sie da m als nicht das Hotelpersonal verständig t ? Oder die Polizei?«
»Da s k a m s päter . I n de n frühe n Mo r genstunde n fie l ic h in eine n unruhige n Schlumme r un d s c hlie f bi s u m neun . Als ic h erwachte , erinnert e ic h m ic h gan z deutlic h a n etwas. Gen a u al s Marcu s aufgestande n un d davongeei l t war , hatte ei n Man n i n Militärunifor m dasselb e getan . Ic h hatt e den Eindru c k , d a s s di e beid e n sic h leich t zugenick t hätten . Als würd e n si e s ic h kenn e n . Abe r da s wa r unmögli c h . Marcus wa r vorhe r noc h ni e au f Kret a g e we s en . E s gelan g m ir , m i r einzured e n , das s ic h mi c h fal s c h erinner n würd e un d d a ss ic h etwa s unternehme n müsse , abe r ic h wusst e nicht , was. Vielleich t wa r Marcu s j a etwa s z uge s toßen . I c h g i n g au f die Straß e un d lie f ziello s herum , ohn e z u wissen , w a s ich unternehm e n sollte . D a sa h ic h de n J e ep.« Angelica h o lte tief Lu f t .
»Ei n Militärjee p ka m di e Hauptstraß e entlanggerast . Der Fahre r wa r gezwung e n , z u br e
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