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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Konzert ist irgendwann n ach eins zu Ende. Und bis wir alles eingepackt haben, ist die halbe Nacht ru m . W i r haben die Zimmer der W awa Boys gekriegt, die waren schon bestellt und alles.«
    Irene st a rrte ihre Toc h ter an. Nat ü rlich war si e bald siebzehn, aber sie war noch lange nicht volljährig. Und jetzt wollte sie m it irgend w elchen Burschen, von denen Irene nicht ein m al die N a m en kannte, in Borås im Hotel wohnen. Mit aller Kraft versuchte sie die Nervosität in ihrer Stimme zu verber g en, als sie fragte: »Krie g st du ein eigenes Z i m m er ? «
    Jenny zuckte m it den A chseln und sagte desinteressiert: » W eiß nicht. Glaub schon.«
    W i dersprüchliche Gedanken fuhren Irene durch den Kopf, aber ehe sie noch einen Beschluss fassen konnte, sagte Katarina bereits: » P olo kom m t noch groß raus! Du musst das verstehen, Ma m a. Jenny wird vielleicht so berüh m t wie Nina von den Cardigans!«
    Jenny wurde bei dem Lob ihrer Schwester ganz rot. Irene hatte sie lange nicht m ehr so glücklich gesehen. Der größte Traum ihrer Tochter schien in Erfüllung zu gehen.
    Es half nichts, sie m usste ihre Tochter nach Borås fahren lassen.
    Enthusiastisch fuhr Katarina fort: »Micke und ich gehen auch hin. Dann übernachten wir bei Micke. Das ist nicht so weit.«
    Iren e hätt e si e darübe r aufkläre n können , das s e s von Mick e i n Önnere d bi s z u ih r nac h Bratthamma r Lu f tlinie eine n knappe n Kilomet e r wei t wa r un d nu r unwesentli c h weiter , wen n m a n di e asphaltierte n Straße n benutzte . Aber si e spürte , das s si e nich t di e Kr a f t fü r Diskussione n hatte. Da s G e füh l , etwa s ver l o r e n z u h a ben , beschlic h s i e . Un d sie wusst e au c h , wa s . Di e K i ndhei t ihre r Töchte r wa r vorbei.
    Mehr um etwas zu sa g en, fragte s i e: »Ge h t es Mic k e jet z t wied e r gut? Und wie f ühlt sich dein Hals a n ?«
    »Vie l besser . Nac h Mittsomme r dar f ic h auc h wieder anfangen , e t wa s z u tra i nieren . Als o s o richtig . Nich t nur dies e langweilige n Übunge n de r Krankengymnastin , mit dene n ic h i m Augenbl i c k rumma c he . D a n n werd e ich verd a m m t noc h ma l a ufholen ! Dies e Id a Bäc k sol l nu r nicht glauben , das s si e nächste s Jah r ihr e Goldmedaill e behält!«
    Irene war plötzlich sehr stolz auf ihre Töchter. S i e waren beide auf ihre W eise Kämpferinnen.
    H i m m lische Düfte k a m e n aus dem Ofen. Irene spürte auf ein m al, wie hungrig sie war. Rasch deckte sie den Tisch und stellte eine Kanne Eiswasser dazu.
    Ein leises W i nseln in Kniehöhe erinnerte sie daran, dass es auch für Sam m ie Zeit zum Abendessen war. Zwei Becher Trockenfutter ge m i scht m it den Resten der Fleischwurst vom Vortag stellten für ihn einen kulinarischen Höhepunkt dar. Irene schauderte es, als sie die trockenen braunen K ügelchen sah, die verdächtig nach Hasenkötteln aussahen. Obwohl sie es verab s cheute zu kochen, würde sie garantiert nie in Versuchung geraten, Trockenfutter zu essen. Auch nicht, wenn es in heißem Wasser ein g eweicht war.
     
     
    E s wa r kur z nac h Mitternacht , al s de r Kri m i z u End e war. Iren e m a ch t e de n Fern s ehe r au s un d reckt e si c h gähnend. Mein e Güte , wa s di e Poliziste n i n de n US A do c h u m die Ohre n hatt e n . G r oßraumbüro s mi t Schreibtische n dich t an dicht , i n d e ne n jede r Ve r such , ei n ve r trauliche s Gespräc h zu f ü hren , zu m Scheiter n verurteil t war . Zwische n den Schreibtische n kreuzte n sic h di e Weg e vo n festgenomm e ne n Nutten , D e aler n un d Mördern . Dazwischen stande n di e Be a m te n un d trug e n ihr e Priva t fehd e n au s . Und all e au f d e m Revie r war e n bew a ffnet . Be i d e m al l g e m e i nen Durcheinande r wär e e s fü r eine n Ve r dächtige n e i n Leichtes gewe s en , j e mand e m se i ne n Revolve r au s d e m Holste r z u reißen.
    Sah die W i rklichkeit so aus? W enn ja, dann taten Irene ihre Kolle g en auf der anderen Seite des Atlanti k s aufrichtig Leid.
    Sie trug ihre Kaffeetasse in die K ü che. Genau wie sie erwartet hatte, schlich S a m m ie hinter ihr her. Höchste Zeit, e i n l e t z tes M a l Ga s si zu gehen.
    Der Regen vom frühen Abend war in ein leichtes Nieseln übergegangen. Die Luft war ganz sauber und im m er noch m ild, und die war m e Erde duftete. Das zarte Grün der Bäu m e ließ bereits den Sommer erahnen.
    Ein paar Häuser weiter war o ffenbar e i ne Abi t urfe i er i n

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