Die Tätowierung
einer anderen Tür. Auf d e m A r m hatte sie einen schlaftrunkenen Einjährigen, der ihr seine knubbeligen A r m e um den Hals gelegt hatte und seinen dunklen W u schelkopf unter ihrem Kinn versteckte.
» W ir bedanken uns, dass wir Sie stören durften«, sagte Irene.
Sara Bolin versuchte tapfer zu lächeln.
»Ich bin natürlich interessiert daran, dass der Mörder gefunden wird. Natürlich bin ich bereit, alle Fragen zu beantworten.«
Der Kleine auf ihrem Arm b e merkte plötzlich, dass Fre m de i m Haus waren. Vorsichtig drehte er den Kopf herum und sah Irene an. Ihre Kehle schnürte sich zusam m en, als sie Erik Boli n s Bernsteinaugen begegnete.
Hannu rief Birgitta auf ihrem Handy an und verabredete sich m it ihr vor dem Präsidiu m . Eine Viertel s t u nde spät e r holten sie sie m it d e m zi vilen Dienstwagen ab. Während der Fahrt hatten Irene und Hannu beschlossen, im Stadt m useum von Göteborg Mittag zu essen. Birgitta hatte ihr schon m eh r m als von d e m g e mütlichen Restaura n t erzä h lt, aber Irene war trotzdem noch nie dort gewesen.
Nachdem s i e einige Male im Kreis gefahren waren, gelang es ihnen, eine Parklücke am Packhu s kajen zu finden. Von dort war es ein Stück zu gehen, bei diesem herrlichen Wetter war das aber eher ein Bonus.
Hannu hielt den Da m e n die Tür auf, und sie tauchten ohne U m w e ge direkt ins 18. Jahrhundert ein. Irene hatte Mühe, im Halbdunkel der Gew ö lbe etwas zu sehen. Die Kleider der Bedienungen erinnerten an vergangene Zeiten: gewebte Röcke und gestärkte weiße Schürzen.
»Es würde m i ch nicht erstaunen, wenn das Tagesgeric h t Salzhering m it Kohlrübenpüree wäre«, flüsterte Irene Birgitta zu.
Es gelang ihnen, einen freien Tisch zu ergattern. Drei Tagesgeric h t e s t anden zur Auswahl. Irene n ahm einen kreolischen Grills p i eß m it Karto f feln a u s d e m O f en und ein alkoholar m es Bier. Birgitta und Hannu wählten Schell f isch in W eißweinsauce m it Karto ff elpür e e. Typisch frisch verheiratet, dasselbe zu bestellen, dachte Irene.
W ä hren d d e s Essen s sp rache n si e übe r alle s Mögliche, nu r nich t übe r di e lauf e nd e E r mittlung . Di e g r oß e N e uigkeit , vo n de r bishe r nieman d au f de m Deze r na t – auc h nicht Iren e – etwa s gehör t hatte , w a r , das s Birgitt a un d Hannu gerad e ei n ältere s Hau s i n Västr a Boda r n a r enovierten. Nachde m I ren e ihr e etwa s konfus e n g e ogr a f isch e n Vorstellung e n sortier t hatte , wa r ih r endlic h klar , dass Västr a Bodarn a einig e Kilo m ete r südwestlic h vo n Alingsås la g un d ni c h t i n Dalsland , wi e si e zue r s t ang e nomme n hatte.
»Anfang August ziehen wir ein«, z w itscherte Birgitta. Ihr Glück w ar offenkundig. Sie strahlte för m lich.
Hatte s i ch Irene auch so ge f ühlt, als sie vor zwölf Jahren m it Krister in ihr R e ihe n haus ein g e z ogen wa r ? Viell e icht, wenn auch nicht ganz s o euphorisch. Die Zwillinge waren da m als gerade vier ge w orden und außerordentlich lebhaft gewesen. Irene hatte es wunderbar gefunden, dass sie sich nicht m ehr in den zwei Zimmern in der S m ö r slottsgatan drängen mussten. Draußen in Fiskebäck hatten die Zwillinge auf den W ie sen und Spielplätzen heru m t oben können. Die beiden Fräulein Huss waren sehr abenteuerlustig gewesen und hatten sich oft auf Entdeckungsreise begeben.
»Und das Grundstück ist d r eitausend Quadrat m eter groß«, sagte Birgitta enthusiastisch.
Irene zog die Brauen hoch und wandte sich an Hannu: »Rasentra k tor?«, fragte sie.
Dieser lächelte jedoch nur leicht und zuckte m it den Achseln. Das konnte alles bedeuten, angefangen von »wahrscheinlich« bis hin zu »d a s geht dich einen feuchten Kehricht an!«.
Beim Kaff e e wechselte Bir g itta das Th e m a und sagte: »Svante Malm und ein paar L eute von der Spurensicherung in Kopenhagen haben sich geeinigt, jetzt noch enger zu s am m enzuarbeiten. D a s erspart ihnen eine Menge doppelte Arbeit. Svante schickt einige der Proben direkt zur Analyse nach Kop e nhagen. Offenbar zieht sich jetzt die Schlinge um Basta zusam m en.«
»Wen n da s nu r wirklic h de r F a l l wä r e . Un d w e n n wi r nur endlic h dar a u f k ä men , we r e r ist« , s a gt e Iren e seufzend.
»Er hat inzwischen zu oft getötet und zu viele Spuren hinterlassen. W i r kriegen ihn«, m einte Hannu.
Al s Iren e gege n se c h s be i sic h z u Haus e aufs c hloss , l a g nich t di e geringst
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