Die Tätowierung
Anderers e its wollen wir nicht, dass er erfährt, wie nahe wir ihm be r eits sind. Wir hoffen, dass er sich für clever hält und ihn sein Hochmut zu Fall bringt. Aber ich weiß nicht … vielleicht m üssen wir ihn ja wirklich d e m nächst in Däne m a r k und Schweden zur Fahndung ausschreiben. Das Problem ist nur, den ric h tigen Zeitpunkt zu erwischen. Sind wir zu früh dran, m acht er sich aus dem Staub; kom m en wir zu spät, verübt er v i elleic h t n o ch ei n en weiteren Mord«, m einte Irene.
Svante Malm nickte. Er verstand ihr Dilem m a . Nach einem Blick in seine Papiere fuhr er fort: » W ir haben die Fingerspitze vergrößert, die auf dem Video kurz im Bild erscheint. E s handelt sich um den Zeigefinger der linken Hand. Der Fingernagel ist stark defo r m iert. B itte schön. Hier sind fünf Vergrößerungen.«
Er zog die Fotos aus einem braunen U m s c hlag und reichte sie heru m . Der Kom m issar, Irene, H annu und Jonny nahmen sich je eines. Die Fingerspitze war nicht rund, sondern flach, und wirkte gekappt. Der Nagel bedeckte n u r die Hälfte des Nagelbetts und war wellig. Während die Bea m ten die Vergrößerung betrachteten, fuhr Svante fort: »Auf d e m Bod e n des Mausoleu m s haben wir Flecken gefunden, bei denen es sich durchaus um S a m enflüssigkeit handeln könnte. Sie sind jedoch leider zu alt und außerdem zu sehr in den S ch m utz eingetrocknet, um noch verwertbar zu sein. Aber auf d e m Leichentuch in dem Sarg, in dem To s scanders K opf gefund e n wurde, waren besser erhaltene Fleck e n. Die versuchen wir gerade zu analysieren.«
Wenn die Flecken jetzt von de m selben Mann stam m t en, der auch das Spe r m a auf d e m Fußboden von Emil und i m Haar von Bolin zurückgelassen hatte? Dann hatten sie endlich ihre Indizien, dachte Irene hoffnungsvoll.
»Ich m öchte wirklich m al wissen, was im Kopf von diesem perversen Schwein vorgegangen ist?!«, rief Kom m issar Andersson.
Das will s t d u lie b er n i cht, lag es Irene auf der Zunge, aber sie ko n nte sich noch rechtzeitig bre m sen.
Lustlos b e trachtete Ir e ne ›Manp o wer‹. Die schwarze Silhouette auf d e m Bild verursachte einen im m er größeren Hass bei i h r. Gleichzeitig d achte s i e darüber nach, was einen Menschen nekrophil werden ließ.
Mit einem Knall flog die Tür auf, und sie wurde aus ihren Überlegungen gerissen. Frau Professor Stridner eilte m it klappernden Absätzen herein. S i e trug ein hellgrünes Kleid aus einem glänzenden Stoff und wurde von einer Duftwolke eingehüllt: Joy. Obwohl sie weder groß noch schlank war, trug sie das Kleid m it dem größten Selbstverständnis. Irene wurde sich fast qualvoll bewusst, dass sie nur eine abgetragene Jeans und ein kurzär m liges Jeanshe m d anhatte. Zu m i ndest waren ihre Sa n dalen se h r hübsch und neu.
Frau Stridner blieb vor Irenes Schreibtisch stehen.
» W o sind denn alle? Sind etwa nur Sie im Dienst ? «, fragte sie.
»Der Kom m issar sitzt in einer Konferenz, und die anderen …«, begann Irene.
»Ich bin hier, weil ich ohnehin ins Präsidium m usste. Heute Nach m ittag f liege ich nach New York, aber vorh e r wollte ich noch den v orläufigen Obduktion s beric h t für Erik Bolin abgeben. Der Gerichtsodontologe hat außerdem festgestellt, dass der Kopf aus der Grabkam m e r der von Marcus Tosscander ist.«
Während sie sprach, zog sie einige Papiere aus ihrer eleganten L eder m appe.
»Erik Bolin«, sagte sie kurz und warf sie vor Irene auf den Tisch.
Ohne sich die Papiere anzusehen, fragte Ire ne : »Dasselbe Vorgehen beim Zerstückeln wie bei den vorherigen Opfern ? «
»Ja. Die Brust m uskeln, die eine Gesäßhälfte und der Penis. Die inneren Organe wurden nicht entfernt, dafür fehlte aber der Kopf. Der i s t m it einem unerhört kräftigen und scharfen Messer einfach abgeschnitten worden. Ich tippe auf eines der Messer, wie wir sie zur Obduktion verwenden.«
» W arum tun Nekrophile das ? «, fragte Irene.
Frau Stridner runzelte die S tirn und sagte: »Die Frage ist falsch gestellt. Nekrophile tun das nicht. Nekrophile lieben buchstä b lich tote M ens c hen, aber s i e töten s i e ni cht s e lbst. Glücklicherweise hat sich nur eine verschwindende Minderheit aller Nekrophilen der Sadonekrophilie verschrieben. W i e ich Ihnen bereits erzählt habe, ist diese Art von Mörder, m it der wir es hier zu tun haben, äußerst selten. Aber gelegentlich t r eten sie doch in Erscheinung, und dann sind wir im Allge m ei nen
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