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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Irene war sich durchaus bewusst, wie wichtig sie waren. Nur die Leiche gibt die W ahrheit preis. Sie ist das Z eugnis der stum m en Toten. Aufmerksa m e und geschickte Obduzenten sind erforderlich, um das zu deuten, was die Toten zu erzählen haben, da m it diesen Gerechtigkeit widerfahren und m an ihnen Genugtuung verschaffen kann.
    An d e m anderen Tisch war ein A s sistent dabei, einem Toten den S chädel aufzusagen. Irene wandte sich ihm zu. Er sah auf, als er sie bemerkte. Sofort stellte e r die Säge ab und schaute sie an.
    » W er sind Sie denn ? «, fragte er unhöflich.
    »Irene Huss von der Kri m inalpolizei. Ich suche Sebastian Martinsson.«
    »Richtig, jetzt erkenne ich s i e. Sebastian hat den ganzen Som m er über f rei. Er wollte im Ausland stu d ieren. W as wollen Sie von ih m ? «
    Er m achte nicht ein m al den Versuch, seine Neugier zu verber g en. Irene tat so, als hätte s i e sei n e Frage nicht gehört.
    »Danke. Dann rufe ich bei ihm zu Hause an. Vielleicht ist er ja noch in der Stadt.«
    Sie lächelte freundlich und verließ den Saal. S i e versuchte nicht zu rennen. Es m u s ste nicht jeder sehen, wie eilig sie es hatte.
     
     
    »Ich habe Sven auf dem Gang getroffen, und wir sind ge m einsam zur Staatsa n waltschaft g egangen. I n ez Collin bearbeitet den Fall«, begann Birgitta.
    Sven Andersson verdrehte die Augen, aber Irene war erleichtert. Es war beruhigend, dass sie es m it Inez Collin zu tun hatten. Sie war hochintelligent und wusste im m er, was sie tat.
    »Deswegen ist Sven bereits infor m i e rt, und das spart uns Zeit«, fuhr Birgitta fort.
    Hannu, Birgitta, Sven Andersson und Irene saßen im Zimmer des K o mmissars. Alle hatten Kaffee vor sich, und auf d e m Tisch lag eine Tüte Gebäck m it Zuckerguss.
    »Frau Collin stellt uns gerade die Erlaubnis zur Hausdurchsuchung aus«, m einte Andersson.
    »Gut. Dann müssen wir nur noch nach Björlanda fahren und ihn festneh m en«, s a gte Birgitta.
    »Falls er noch in der Stadt ist. Einer aus der Gerichts m edizin sa g t e, dass Basta den ganzen Som m e r frei hätte, um i m Ausland zu studieren«, wandte Irene ein.
    »Im Ausland? E r wird sich doch nicht aus dem Staub ge m acht haben, jetzt wo wir ihn festneh m en wollen!«, wütete d e r Kom m issar.
    »Hof f entlich nicht. Aber das Risiko beste h t. Ich schla g e vor, dass wir gleich den Schlüsseldienst anfordern, um Zeit zu sparen.«
    »Ich küm m e r m i ch drum«, sagte Hannu.
    »Ich kom m e m it«, m u r m elte Andersson.
    Irene konnte verstehen, dass er nicht die Nerven hatte, im Präsidium zu warten, bis sie zurück waren, m it oder ohne Basta.
     
     
    Das graue dreistöck i g e Haus aus B eton s t am m t e aus der Zeit, in d er m an in Schweden vers u cht hatte, m it hässlichen Vororten die W ohnungsnot zu beseitigen. In den Achtzigerjahren waren alle Balkons knallrot angestrichen worden, um den düsteren Eindruck aufzuhellen. Die Abgase des stark b efahrenen Björlandavägen hatten aus dem Knallrot inz w ischen ein Braun-Rot ge m acht. Da waren die bunten Graffiti schon m ehr dazu angetan, die Umgebung freundlicher erscheinen zu las s en, aber wegen ihrer sehr untersc h i e d lichen kü n stleri s chen Qualität war der Eindruck, milde gesagt, eher ge m i scht.
    Das Haustürschloss war kaputt, sodass sie das sch m utzige Treppenhaus ungehindert betreten konnten. Auch hier besch m ierte Wände. Das m eiste war obszöner Natur. Bil de r waren nur spä r lich vertreten. An der einen Tür im zweiten Stock stand »S. Martinsson«. Die vier Bea m ten stellten s i ch d avor auf, und Irene klingelte. Sie m erkte, dass ihr Herz schneller schlug. Endlich würden sie Basta in die Augen sehen. Nachd e m sie fünf m al geklingelt hatte, war ihr klar, dass er nic h t zu Hause war. Falls doc h , hatte er zu m i ndest nicht die Absicht zu öffnen. Irene hob die Klap p e des Briefka s tensc h litzes einen Spalt weit u n d spähte in die W ohnung. Sie sah ei n en Rekla m ezettel auf dem Boden und die Ecke eines gelben Flickenteppichs. Die W ohnung m achte einen leeren Eindruck. H i nter sich hörte Irene Hannus Stim m e: »Okay. Sie können jetzt hochkomm e n.«
    Als sie sich u m drehte, stellte er gerade sein H andy ab und steckte es in die Innenta s che seiner Jacke. Bis der Mann vom Schlüsseldienst ka m , vergingen knapp fünf Minuten. Ein großer, fröhlicher Finne, der ein singendes Finnlandschwedisch sprach, obwohl er m erkte, dass der Kom m issar vor Ungeduld von e i nem Fuß auf

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