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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Irenes Schoß auf, d r ückte die Pfoten gegen die W i ndschutzscheibe und versuchte nach draußen zu schauen. Als er K a tarina entdeckte, die ihnen, m it S a m m ie an der Leine, von den Garagen aus zuwinkte, bellte e r seinen alten Herrn, der nicht m itkommen durfte, triu m phierend an. Er war wirkli c h das Ebe n bild s e ines Vaters, abgesehen davon, dass er einen dunkleren Pelz hatte. Nach einer knappen halben Stunde wurden dem Welpen die Eindrücke dann zu viel, er ließ si c h e r m attet in Irenes Schoß sinken und schlief sofort ein.
    Die Übergabe von Pinkel m axe an die überglückliche Elin verlief ohne größere Proble m e. Irene gelang es allerdings gerade noch, sie daran zu hindern, den jungen Hund in ihren Puppenwagen zu legen. Elin hatte die Mitteilung, der Hund, den sie bekommen würden, sei noch ein Baby, auf ihre Art verstanden.
    »Ruft m i ch an, falls es irgendwelche Proble m e gibt«, waren Irenes Abschiedsworte.
    Als sie außer Sichtweite waren, at m ete sie auf.
    »So viel dazu«, sagte sie.
    »Mühsam mit W elpen«, stellte Han n u fest.
    »Nicht schlimmer als bei Kle i nkindern«, erwiderte Irene. In Hannus Mundwinkel schlich sich ein leises L ächeln.
     
     
    Das Viertel, in dem Sabine Martinsson wohnte, lag etwas außerhalb von Trollhättan. Sie hatten Mühe, die Adresse zu finden, aber nachdem sie ein paar Mal im Kreis gefahren waren, gelang es ihnen schließlich.
    Das Haus war aus den Fünfzigerjahren, und seither war nichts m ehr daran gemacht worden. Die ganze Siedlung wirkte ziemlich heruntergekom m en. Das Fenster in der Haustür war nachlässig durch eine Platte aus Pressspan ersetzt worden. Auf diese hatte je m and ein schwarzes Hakenkreuz ge m alt. Irene öffnete die schwere Tür und trat in den m i t Sch m ierereien übersäten und nach Urin stinkenden Treppenaufgang.
    Das Gelage war deutlich bis n a ch unten zu hören. Irene sah auf die Uhr. Viertel vor zwölf. Ein paar Leute nah m en offenbar ein flüssiges Mittag e ssen zu sich. Sie folgten dem Gelächter und den lauten Stim m en und ka m e n in den zweiten Stock. An der Tür hing ein gesprungenes E m ailschild m it dem Text: » W illkom m en bei Sabine und Sebastian«. Darunter hatte je m and das W o r t »Fotze« einge r it z t.
    Die Klingel war defekt. Hannu klopfte laut. In der Wohnung war es zu laut, als dass es je m and h ä tte hören können. Als nie m and reagierte, drückte Hannu resolut die Klinke herunter und trat ein.
    Ein Mann lag quer auf dem sch m u t zigen Fußboden der Diele. Da er laut s t ark schnarchte, war er offensichtlich noch a m Leben, und so stiegen sie einfach über ihn hinweg.
    In der Küche war das Gelage in vollem Gange. In der Luft stand Zigarettenq u al m , aber trotzdem sta n k es n a ch Müll und ungewaschenen Menschen. An einem voll gestellten Küchentisch saßen eine Frau und zwei Männer. Im Fenster stand ein Gettoblaster. Elvis sang in voller Lautstärke: »Are you loneso m e tonight ? « Auf dem Tisch war ein ei n ziges Durc h einander: u ngespülte Gläser, ein Brotlaib, von dem Stücke abgerissen waren, eine Wurstpelle, ein großer Karton m it Keksen und leere Chipstüten. In der Mitte thronte e i n Fün f liter- Plastikkanister. W enn man davon ausging, dass dieser voll gewesen war, konnte das nur bedeuten, dass vier Personen beinahe zwei Liter selbst g e brannten Schnaps getrunken hatten. Die Anwesenden benah m en sich danach.
    »Glaubst du, dass wir ein vernü nf tiges W ort aus i h r herausbekommen ? «, fragte Irene.
    » W enn wir schon mal hier sind, können wir es wenigstens versuchen.«
    Im selben Augenblick entdeckte einer der Männer, dass sie unerwünschten Besuch bekommen hatten. Er war untersetzt und kräftig. Sein dichtes blondes Haar stand in alle Richtungen. Seine blutunterlaufenen, hellblauen Augen bewegten sich träge. Ungeschickt versuchte er aufzustehen, fiel aber sofort wieder auf seinen Küchenstuhl zurück. Stattdessen begann er zu brüllen: » W er verdammt …! Verdam m t … ! «
    Trotz der wenigen W orte war deutlich sein finnischer Akzent zu hören. Schnell sagte Hannu etwas auf Finnisch. Der Mann verstum m te sofort, und seiner versteinerten Miene sah Irene an, dass er so b ald nic h t wieder etwas sagen würde. Sie versuchte, gelassen zu klingen, als sie erklärte: » W ir sind von der Polizei in Göteborg. W i r suchen Sabine Martinsson.«
    Die Frau drehte ihren m a geren Kopf herum und sah Irene zum ersten Mal an. Ihr dünnes, m it Henna gefärbtes

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