Die Tätowierung
Irene ungläubig an.
»Nennt er sich … so ? «
»Ja. Basta.«
Sabine ließ ihre sch m alen Schultern und ihren H als noch m ehr hängen. Bald liegt sie da wie ein Haufen Knochen, dachte Irene.
»Dieser … Drecksack v on seinem Vater h a t i h n im m er so genannt«, flüsterte Sabine.
Sebastian Martinsson verwendete also den Kosena m en, den sein Vater benutzt hatte. Aber er war gestorben, als er dreizehn gewesen war. W ahrscheinlich würden die Psychiater daraus ihre Schlüsse ziehen, wenn sie ihn später ein m al untersuc h en würden. Schade, da s s er sich nicht »Sebbe« genannt hatt e , dann wären sie schon viel früher auf ihn gekomm e n.
Irene beschloss, es noch m al zu versuchen: » W ann haben Sie zuletzt m it Sebastian gesprochen ? «
Sabine leh n te sich zur ü ck. Sie pre s ste im m er noch die Hände auf den Bauch.
» W eiß nicht, vielleicht Weihnachten«, m u r m elte sie. Offenbar kein näherer Kontakt, konstati e rte Irene.
Plötzlich erinnerte sie sich an etwas und fragte: »Hat sich Sebastian m al die Kuppe seines linken Z eigefingers verletzt?«
Sabine versuchte Irene zu f i xieren. Sie sah m i sstra u isch aus.
» W ar u m … wo ll en S i e d as w i sse n ? «
»Einer seiner Arbeitskollegen sagte etwas von einer lädierten Fingerkuppe. So was ist immer gut, falls wir ihn nicht finden und nach ihm fahnden m üssen«, sagte Irene unschuldig.
Sabine nickte seufzend: »Er klemmte sich … im Schulportal … als er hier wohnte … hier bei m i r.«
Nach diesem langen Satz hob und senkte sich ihr Brustkorb hastig, und sie hustete rasselnd. Irene beschloss, die Sache direkt anzugehen.
» W issen Sie, wo er in Kopenhagen wohnt ? «, begann sie.
»Nee. Er wohnt da im m e r an verschiedenen … Stellen.« Sie schloss die Augen und l e hnte den Kopf gegen d i e Rückenleh n e. Irene be fü rcht e t e, sie würde einnicken. Eilig m einte sie: » W issen Sie, wie die Schule heißt, die er besucht ? «
Sabine öffnete die Augen einen Spalt. Mühsam setzte sie sich auf. Dann wiegte sie langsam den Kopf und versuchte wohl, einen klaren Gedanken zu fassen. Zögernd sagte sie: »Keine Schule … Krüger … Akade m ie … oder so …« Krüger? W ar das nicht die s er Schwede? Der mit dem Streichholzimperiu m ? Vielleicht hatte der ja auch eine Kunstakade m i e in Kopenhagen gegründet? Sie m usste so schnell wie m öglich ihre Kollegen in Kopenhagen anrufen.
Zum ersten Mal m i schte sich Hannu in die Verneh m ung ein und f r agte: »Sabine, gibt es irgendein Haus in Richtung Säve, zu dem Sebastian den Schlüssel hat ? «
»Säve? Mein kleines Haus … das ich von m ein e n Eltern geerbt habe. Dort kann er nicht wohnen. Ist abgebrannt …«
»Besitzen Si e das Haus noch im m er ? «
Sabine nickte. Dann ließ sie den Kopf hängen. Ab und zu stöh n te sie l e ise. Da Sabine gerade aus dem Krankenha u s entl a ssen worden war, hatte e s ver m utlich keinen Sinn, zu versuchen, sie wie d er einweisen zu las s en. Nie m and würde Sabine auch nur mit der Zange anfassen außer ihren Kavalieren in der Küche.
Als Irene aufstand, um zu geh e n, schoss plötzlich Sabines klauenähnliche Hand vor und packte den Saum ihrer Jacke.
»Finde n S i e ih n … bitte« , sagt e si e m i t ras se lnde r S tim m e . In diesem Punkt konnte Irene sie beruhigen, gleichzeitig m achte sie den Jackenstoff aus der Umklammerung los.
» W ir tun, was wir können.«
Sie stiegen über den Mann in der D i ele, der im m er noch friedlich schnarchte.
» W ovon sprach sie eigentlich, a l s sie sagte, er würde bei einem Beerdigungsinstitut a r beiten? Basta arbeitet doch auf der Gerichts m edizi n !«, sagte Irene.
Sie saß am Steuer, und sie sausten ein wenig über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf Gö t eborg zu. Schweigend saß Hannu eine W eile da und sagte dann: »Der Anzug.«
Der Mann ging einem m anchmal wir k lich auf die Nerven, aber Irene wusste, dass er oft Recht hatte und die richtigen Schlüsse zog. Das I r ritierende war jedoch, dass m anch m al nur er selbst v e rstand, was sei n er Meinu n g nach auf der Hand lag. Er dachte fünfzehn Sätze und sprach den sechzehnten aus und das oft nur in Kurzfo r m . Und alles um ihn herum schaute dumm aus d e r W äsche. Im Augenblick saß nur Irene neben ih m , aber sie war da keine Ausnah m e. Sie kam sich vor wie eine Idiotin.
» W as für ein verdam m t er Anzu g ? «
Das hatte nicht so scharf klingen sollen, aber das war jetzt auch nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher