Die Tätowierung
fand, dass die s er B esuch die Er m ittlung auch nic h t weitergebrac h t hatte.
Die ganze Zeit h a llte ein Na m e in ihrem Kopf wider. W i e konnte sie nur seine Adresse herausfinden? Vielleicht stand sie im Telefonbuch? S i e h a tte d en Ve r dacht, d ass das Kopenhagener Telefonbu c h ein zie m licher W älzer war. Da konnte sie sich genauso gut bis m orgen gedulden und abwarten, ob Beate Bentsen ihren Sohn erreicht hatte.
Im nächsten Mo m ent kam ihr eine Idee: Natürlich hatte Tom E m ils Adresse und Telefonnum m er. Es begann in ihrem ganzen Körper zu kribbeln. Am liebsten hätte sie ihn sofort angerufen. Aber es half nichts. S i e m usste abwarten, bis sich eine passende Gelegenheit bot.
Beim Mittagessen war es endlich s oweit. Sie g i ngen i n s selbe Rest a urant wie beim letzten Mal. O ff enbar war es Peters und Jens Stam m l okal. Sie bestellten gebratene Scholle m it Krabben. Dann entschuldigte sie sich und ging auf die Damentoilette. N achdem sie sich davon überzeugt hatte, dass nie m and in der Nachb a r k abine war, wählte s i e To m s Num m er.
»To m .«
»Hallo. Hier ist Irene Huss.«
»Hallo! M eine Lieblin g spoli z istin! W ollen Sie bei m i r vorbeisc h a u en?«
»Da s würd e ic h gern . Abe r e s geh t nicht . Mei n Kolleg e …«
»Ich verstehe. W as haben Sie auf dem Herzen ? «
»Beate Bentsen … E m ils Mutter … hat ihm erzählt, dass ich nach den Scandinavian Models und Isabell Lind suche. Ich m uss m i t ihm sprechen.«
» W aru m ?«
»Um ihn zu fragen, ob er die Sache w eitererzählt hat.« Ein langes Schweigen w a r Tom Tanakas einzige Antwort. Als er sc h lie ß l ich wieder et was sagte, h atte sei n e Stim m e einen kühlen Unterton: »Der gute E m il überrascht uns immer wieder. Glauben Sie, dass er etwas ausgeplaudert hat ? «
»Ausgeplaudert … ich habe schließlich nie gesagt, dass es ein Geheimnis ist, d a s s ich nach I s abell suche. Ich hätte nie geahnt, dass ihr das gefährlich w erden könnte.«
»Ich habe E m il jetzt schon seit einer W oche nicht m ehr gesehen. Seit dem Abend nicht, an dem Sie hier waren.«
»Das ist jet z t genau e i ne W o che her. Kom m t es oft vor, dass er sich so lange nicht blicken lässt ? «
Tom schwieg erneut. Schließlich sagte er: »Es ist schon vorgekommen. Aber meist taucht er alle paar Tage auf. Gelegentlich habe ich ihn auch schon gebeten zu kom m en, wenn ich Hilfe im Geschäft brauchte. Da er nicht fest angestellt ist, kom m t und geht er, wie es ihm gef ä llt.«
»Haben Sie seine Adresse und Telefonnum m er ? «
»Ja. Einen Augenblick.«
Irene hörte, wie er eine Schublade öffnete. Offensichtlich kra m te er nach seinem Telefonverzeichnis. Schlie ß lich hatte er gefunden, was er suchte.
»Er wohnt in der Gothersgade in der Nähe des Botanisk Have.«
Es klang witzig, wie Tom Tanaka botanischer Garten auf Dänisch sagte. Aber Irene lachte nicht. Er sagte ihr die Hausnum m e r und gab ihr die Telefonnum m er. Abschließend fragte Irene: » W as wi s sen Sie über E m il ? «
»Er studiert Jura. Behauptet er jedenfalls. Er wohnt in einer großen W ohnung, die er von seinem V a ter geerbt hat. Sie ist so groß, dass er einen Teil unterver m i eten kann. Ich habe den Verdacht, dass er von d e m Geld, das er da m it verdient, lebt. Er ist zweiundzwanzig. Netter Bursche, zie m lich schüchtern. Unauffällig.«
Irene h ä tte f ast ge f ra g t, ob Tom ein Verhält n is m it E m il gehabt hatte, ließ es dann a b er bleiben. Gewisse Fragen konnten jedes Vertrauensverhältnis zerstören.
Nachdem si e das Gespräch m it Tom beendet hatte, wählte sie sofort E m ils Num m er. Nach zehn m aligem Klingeln gab sie auf. Er war nicht zu Hause.
Als sie zurück an ihren Tisch ka m, wurde gerade d as Essen serviert. Die Scholle war riesig und hing über den Tellerrand. Die Panade war der Länge nach aufgeschnitten. In d e m Einschnitt lag ein Berg Krabben. Das Ganze wurde von einem ordentlichen Klu m pen Re m oulade gekrönt, d e r m it Dill u nd Zitrone n scheiben dekoriert w ar. Das Bier wurde in beschlagenen Krügen servi e rt und war per f ekt gekühlt. Gewisse dänis c he Sitt e n sollte m an wirklich zu H ause überneh m en, dachte Irene.
Jonny hatte die dänischen Essgewohnheiten bereits m i t großer Begeisterung angenommen. Die junge S erviererin stellte e i n bis zum Rand ge f ülltes S c hnapsglas v or ihn hin. Jens Metz gab ihr einen Klaps auf den Po und blinzelte schel m isch, als sie
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