Die Tätowierung
en.«
Darauf tranken Jonny und Jens. Ihr Lachen hallte von den Glaswänden wider.
Irene be m e rkte, dass Beate Bentsen recht geistesabwesend wirkte. Langsam ließ s i e i hr We i ng l as kre i sen und schaute in den Strudel, der sich bildete. Sie schien in Gedanken ganz weit w eg zu sein. Plötzlich sah sie sehr müde aus und hatte tiefe Falten um die Mundwinkel.
»Haben Sie E m il erreic ht? «, fragte Irene vorsichtig.
Die Kommissarin zuckte zusam m en und sah Irene entgeistert an.
» W as? E m il? Nein.«
Beim letzt e n W ort sank sie vor ihr e m W einglas wieder in sich zusammen.
Irene hatte das deutliche Ge f ühl, dass etwas nicht so war, wie es sein s ollte. Aber was?
»Glauben Sie, dass wir ihn bis m orgen Vor m itt a g erreichen ? «, fragte sie.
Beate Bentsen sah verärgert aus, als sie ent g egnet e : » W eiß ich nicht. Er lebt sein eigenes Leben.«
»Das verst e ht sich. Aber f ür die Er m ittlung ist e s wichtig, wer davon wusste, dass ich Isabell suche. W i r müssen wissen, w e m er davon erzählt hat.«
Irene versuchte ihre Stim m e ruhig und vernünftig klingen zu lassen.
Beate sah sie scharf an. Dann nickte sie und wich m it dem Blick aus.
»Ic h erreich e ih n nicht . Ic h w a r heut e b e i seiner Wohnung , a be r e r wa r n i ch t z u Hause« , murmelt e si e leise. Aus ihrer Stim m e war deutlich Unruhe herauszuhören.
Irene dachte rasch nach und sagte dann: »H a t er keine Nachricht in der W ohnung hinterlassen? E i nen Z ettel ? «
»Ich habe keinen Schlüssel.«
In diesem Augenblick hätte sich Irene fast verplappert. Sie hatte bereits den Satz, »aber er hat doch einen Unter m i eter, der Ihnen aufmachen kann ? «, auf der Zunge, als ihr aufging, was sie da beinahe gesagt hätte. Sofort schluckte sie den Satz hinunter und verstummte entsetzt. Beinahe hätte s i e Tom Tanaka verraten! Sie merkte, wie ihr der Schweiß ausbrach. B eate schien nichts davon zu m erken. F a st flüsternd fuhr sie fort: » E r sagt, dass ich m i ch nicht in seinem Leben breit machen soll, wie es m i r ge f ällt. De sw egen habe ich auch k e inen Schlüs s el.«
Irene konnte sich viele Gründe vorstellen, warum E m il nicht wollte, dass seine Mutt e r, die Kom m issarin, plötzlich in seiner Wohnung auftaucht e . Aber sie sagte nichts, sondern nickte nur.
»Es ist so m erkwürdig! Er scheint verschwunden zu sein!«, p l atzte Beate Bentsen a u f ein m al in nor m aler Lautstärke heraus.
Die drei Männer drehten gleichzeitig den Kopf zu i h r herum und sahen sie an. Jens blinzelte sie über seine H a m sterbäckchen hinweg an und sagte: » W er ist verschwunden ? «
Beate Bentsen holte tief L u ft und s ah wieder mürrisch und verärgert aus.
»E m il. Ich habe seit einer W oche nichts m ehr von ihm gehört.«
Beate m achte sich ei n deutig Sor g en. Irene h atte das Gefühl, dass sie allen Grund dazu hatte. Spontan legte sie ihrer Kollegin die Hand auf den rauen Är m el ihres Leinenkostü m s und sagte: » W enn wir gegessen haben, neh m en wir ein Taxi zu E m ils W ohnung. Ich komme m it. Viell e icht i s t er ja zu Hause, da n n kann ich ihm m eine Fragen direkt stellen. Dann ist das geklärt.«
Beate Bentsen zuckte erst m it den Schultern. Dann nickte sie.
KAPITEL 11
Das Essen war außer o rdentli c h gut gewesen. Jens Metz hatte sie m i t Geschichten über d i e Arbeit der Poliz e i in Kopenhagen unterhalten, und Johnny hatte m it absurden Vorfällen aus d e m A l ltag der K ollegen in Göteborg gekontert. Sie hatten viel gelacht und sich m ehrere Stunden lang ausgezeichnet a m üsiert.
Es war kurz vor elf, als Beate Bentsen Irene eine Hand auf den A r m legte und lei s e sagte: »Wollen wir?«
Irene nickte. Sie standen a u f und entschuldigten sich. Peter Møller wollte wissen, ob er die Da m en nicht eskortieren s ollte, aber sie versicherten ihm ein m ütig, dass das nicht nötig sei.
Nach dem Restaura n t , in dem es im m er wär m er und rauchiger geworden war, kam ihnen die Luft auf dem Rathausplatz angenehm kühl vor. Sie fanden ein freies Taxi, und Irene beherrschte sich gerade noch rechtzeitig und ließ die Kom m issarin das Fahrtziel nennen.
In der Got h ersgade za h lten sie und baten den Fahrer, fünf Minuten zu warten. Falls sie dann nicht zurück seien, könne er fahren.
E m il wohnte in einem schönen alten Haus aus dem frühen 20. J ahrhundert. Es war aus rot-braunen Ziegeln, und die Fassade war reich verziert. Durch das Dunkel sahen von einem Fries Gesicht e
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