Die Tätowierung
bis er m it ei n em triu m phieren d en Ausruf einen davon hochhielt. Der Schlüssel verschwand im Schloss. Mit einem Klicken ging die Tür auf.
Beate hielt die halb offene Tür fest und stellte sich vor Faraday. F a st brüsk s a gte si e : »Danke, Bill. W i r gehen allein rein. Können wir den Schlüssel vorläufig behalten ? «
Falls er er st aunt war, so abgespeist zu werden, ließ er es sich nic h t an m erken. Mit einem erneuten blendenden Lächeln drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand im Fahrstuhl. B eate Bentsen wartete, bis dieser sich in Bewegung gesetzt hatte, ehe sie die Tür ganz öffnete und Irene m it einer Handbewegung bedeutete, einzutreten.
In der Diele war der Geruch ganz deutlich. Irene m achte Licht und sah sich u m . Der Flur war geräu m ig und hoch. Unter dem Haufen Post und Zeitungen lag ein sch m utziger, gewebter Teppich in Rottönen. Die einzigen Möbel waren ein Kleiderständer und ein großer Spiegel m it vergoldetem Rah m en. Von der Decke hing eine nackte Glühbirne herab.
Irene öffnete auf gut G l ück die erste Tür auf der linken Seite. S i e führte in ein großes, sch m utziges und muffiges Badezim m e r . Ein nasses Frotteehandtuch lag zwischen leeren Shampooflaschen und Klopapierrollen auf dem Fußboden.
Durch die nächste Tür ging es in eine gleichfalls unordentliche Küche. Sch m utz i ges Geschirr und stinkende Pizzakartons tür m ten sich in der dreckigen Spüle. Aber es war nicht dieser Gestank, der die W ohnung beherrschte.
Irene m erkte plötzlich, dass sich B eate Bentsen an ihre Fersen ge h eftet hatte. Ir e ne konnte sie verstehen. Die Kom m issarin fürchtete den Gestank und wollte lieber gar nicht wiss e n, wo er h erka m . Sie wollte ihm jeden f alls nicht allein gegenübertreten.
Als hätte sie Irenes Gedank e n erraten, m achte sie einen Schritt auf eine geschlossene Tür zu und sagte: »Da geht es in E m ils Musikzim m er. Die Tür daneben ist die zum Wohnz i mmer, und da drüben liegt das Schlafzimmer.«
Irene hielt direkt auf die Schlafzimmertür zu. Sie war nicht ganz geschlossen, sondern stand einen Spalt offen.
Der Geruch schlug i h r e ntgeg e n, als sie sie ganz öffnete. Hastig dre h te Irene si ch um und versuc h t e, Beate Bentsen zurückzuschieben. Aber diese hatte bereits genug gesehen und drängte sich an ihr vorbei. Neben dem Bett blieb sie vollkom m en erstarrt ste h e n . Sie sagte k ein W ort. Irene trat eilig neben sie.
E m il war an Händen und Füßen gefesselt. Dieses Mal keine Handschellen, sondern ein Seil, stellte Irene auto m atisch fest. Er war nackt. Der Mörder hatte ihn der Länge nach aufgeschlitzt: seine S i gnatur. Plötzlich begann Beate Bent s en leise zu jam m ern. Kurz darauf ging das Jam m ern in einen hysterischen Schrei über: »Er ist weg! Er hat … Er ist weg …«
Irene sah ebenfalls, dass Kör p erteile f ehlten. Di e ses M a l hatte d er M ö rder s e in Op f er verstü mm elt.
Es wurde eine lan g e Nacht. Kurz vor vier war Irene wieder im Hotel Alex.
Sicher kann ich nicht einschlafen, dachte sie.
Dann erinnerte s i e sich an nichts m ehr, bis sie um halb neun vom Telefon geweckt wurde. Noch im Halbschlaf griff sie nach dem Hörer. S i e war sofort hellwach, als ihr Kom m issar Anderssons Stim m e ins Ohr brüllte: »Ich will m it euch reden, und da rufe ich natürlich bei der Dienststelle an. Dort solltet ihr schließlich sein und arbeiten. Aber dort seid ihr nicht, sondern ich muss m i ch wieder m it diesem unverständlichen Dänisch heru m ärgern. Aber so viel habe ich doch verstanden, dass ihr die nächste zerst ü ckelte Leiche am Hals habt! Was zum Teufel stellst du eigentlich an ? «
Irene war beleidigt und versu c hte zu protestieren: »Ich bring die Leute schließlich nicht u m !«
Andersson schien ihren Ein w and nicht gehört zu haben. Er fuhr fort: »Und wo s eid ihr, Jonny und du? Ihr liegt im Hotel auf der faulen Haut!«
Endlich war Irene wach genug, um wütend zu werden.
»Ic h wa r d a bei , al s h e ut e N a ch t da s letzt e Opfe r gefund e n wurd e , un d bi n ers t u m fün f in s Bet t gekommen ! « , fau c hte sie.
Sie übertrieb um eine Stunde, weil das besser klang. Überprüfen würde Andersson es sowieso nicht können. Es wurde kurz still, ehe der Kom m issar wieder etwas sagte. Bedeutend ruhiger m einte er dann: »Du warst also dabei ? «
»Ja.«
» W er ist das Opfer ? «
»Der Sohn von Kom m is s arin Beate Bentsen.«
Das Schweigen, das auf diese
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