Die Tätowierung
holte ein paar Mal tief Luft.
»Hasch«, stellte er fest.
»Ja. Im Topf a m Fenster ist Cannabis, aber der Geruch hängt im Teppichboden. Hier ist sicher einiges geraucht worden.«
Erstau n t betrachtete Jo n ny aus blutunterlaufenen Augen die Bilder an den W änden.
»Pfui Teufel«, lautete sein Urteil.
»Stim m t . Aber es zeigt, dass er sich zur Nekrophilie hingezogen fühlte.«
»Pfui Teufel.«
»Stim m t auch. Aber genau in d i esen Kreisen s u chen wir unseren Mörder.«
In Jonnys benebelten Hirn begannen sich die Rädchen in Bewegung zu setzen. Mit einem gewitzten Grinsen m einte er: »Aber da werden wir kaum noch E m il hinterherjagen.«
»Nein. Aber das heißt, dass er seinen Mörder mit großer Wahrscheinlichkeit kannte.«
Jonny erinnerte sich plötzlich daran, warum er zu Irene gegangen war.
»Møller will dir was zeigen«, sagte er.
Sie verließen das so genannte Musikzim m er und stießen fast sofort auf Peter Møller. Er stand in der Diele und schaute in einen Einbauschr a nk. Irene und Jon n y stellten sich neben ihn.
In dem großen Schrank hing e n eine abgetragene Lederjacke, ein schwarzer Trench sowie zwei Polizei u nifor m en.
»Die Klei d er sollten wir besser nicht berühren. Vielleicht finden sich an ihnen ja Spuren«, sagte Møller.
Sein e St i m m e klan g a ng e spannt . Iren e wa r kla r , d a s s e r an »de n Polizisten « dachte , de r i n de r Peripheri e de r Er m ittlunge n i m Mordfal l C ar m e n Østergaar d aufget a uch t war. Ih r wurd e e s gan z heiß . Ei n G e dank e j agt e d e n anderen.
Wa r da s möglich ? Konn t e E m i l dies e r »Polizist « gewe s e n sein ? Natürlic h wa r sein e Mutte r Polizistin . Da s Bil d a n der W a n d un d di e Visitenkart e bewie se n , das s Em i l Marcus gekann t hat t e . Au f Emi l passt e auc h di e Bes c hr e ibun g des Polizisten , di e di e Prostituiert e geliefer t hatte , al s wege n des Morde s a n Carme n ermittel t worde n war . Hatt e Marcu s in seine r Zei t i n Kopenhage n etw a hie r g e wohnt ? Nicht unwahrsche i nlich . W o ware n sein e Sachen ? Sei n Auto? W aru m hatt e E m i l sein e Zimme r nich t wiede r ver m ietet? W aru m wa r E m i l selbs t er m orde t worden?
Die Antwort auf diese let z te Fra g e laut e t e v erm utlich, dass E m il für den Mörder all m ählich zur Bedrohung geworden war. Vielleicht war auch das Verlangen zu groß geworden, und E m il war zufällig als Einziger in der Nähe gewesen. Der Gedanke verursachte ihr Übelkeit, aber Irene beschloss, bei G elegenheit diese Hypothese m it Yvonne Stridner zu besprechen.
Jens Metz h atte sich zu den anderen in der Diele gesellt. Seine schweren Ate m züge waren in der Stille d eutlich zu hören. Schließlich sagte er m it aufric h tigem Mitge f ühl: »Die Kommissarin tut mir verdam m t Leid!«
Irene war klar, dass sie m öglichst schnell mit Beate Bentsen sprechen m usste. Zögernd sagte sie: »Dürfte ich ins Krankenhaus m itkommen, um m it ihr zu reden ? «
» W arum das ? «, fragte Jonny säuerlich.
» W eil E m il und Marcus m iteinander bekannt waren. Der Mann auf dem Bild, das über dem Bett von E m il hängt, ist Marcus Tosscander. W a hrschei n lich hat Marc u s hier auch gewohnt. Was wusste Beate Bentsen über E m i l s Leben? Seine sexuellen Kontakte? Es gibt eine ganze Menge, was ich sie fragen will«, sagte Irene.
Jonny sah sie verärgert a n, sagte aber nichts.
»Natürlich können Sie m itkom m e n. Ich rufe nachher gleich im Krankenhaus an und frage, ob wir m it ihr sprechen können. Dann fahren wir direkt, nachdem wir gegessen haben«, m einte Peter Møller.
»Ich versuche Blokk zu erreichen. Habt ihr übrigens daran gedacht, dass sich die beiden ersten Morde von den zwei l e tzten untersc h eid e n?«, wollte Metz wis s e n .
»Dass er Isabell und E m il n i cht ausgeweidet hat ? «, erwiderte Jonny.
»Genau. Außerdem hat er den Brustkorb nicht geöffnet. Das lässt s i ch vi e ll e i c ht da m it erklären, dass er keine Kreissäge zur Hand hatte. Das ist sicher auch der Grund dafür, dass er Kopf und Extre m itäten nicht abgetrennt hat. W i r sollten uns jedoch f ragen, ob wir es m it einem Nachah m ungstäter zu tun haben«, meinte Metz.
Dies e Mögl i chkei t b e st a nd , a be r Iren e spürt e intuitiv , dass e s sic h u m denselb e n Mörde r handelte . Ni e man d kannte schließlic h di e Details , wa s da s Vorgehe n be i m Zerstückeln un d S c hände n de r erste n beide n Opfe r anging , d a
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