Die Tätowierung
da s Mar c u s au f de n Bi ld er n ist ? «
Tom Tanaka sah erstaunt aus.
»Daran habe ich überhaupt nic h t gedacht. Außerdem ist er nur auf einem der beiden Fotos. Auf d e m anderen ist ein Freund von ih m .«
Irene sah sich die beiden Bilder näher an. Tom hatte Recht.
Marcus saß am Strand, gerade noch im W a s ser. Die Sonne glitzerte in den Tropfen auf seiner sonnengebräunten Haut. Er lächelte wegen der Sonne blinzelnd in die Ka m era. Der W i nd wehte ihm das Haar in die Stirn. Er saß m it angezogenen, gespreizten Knien da. Seine Erektion war wirklich imponie r end. Das Bild war vom Wasser a u s aufgenommen. Es at m ete eine alles u m fassende Lebensfreude aus, eine Bejahung der eigenen Sexualität. Für Irene war es eines der erre g en d sten Bild e r eines nackten Menschen, d a s sie je gesehen hatte.
Das andere Modell stand im Profil, gegen eine unverputzte M a u er aus Fel d stei n en gelehnt. Er war m uskulös und gut aussehend. Es handelte sich um eine Gegenlic h t aufnah m e, sodass sein Ges i cht nicht zu erkennen war. Irene sah jedoch, dass sein lan g es Haar zurüc k gekäm m t und zu einem dicken Pferdeschwanz zusam m engebunden war. D e m Fotografen war es gelungen, die Illusion entstehen zu lassen, die Sonnenstrahlen würden von der Spitze s eines eri g ierten Penis ausgehen.
Irene m usste zugeben, dass der Fotograf sehr begabt war.
Plötzlich hatte sie das deutl i che Gefühl, diesen Mann zu kennen. Sie trat näher heran, aber ihr Gedäc h tnis ließ sie im Stich. Das Gegenlicht li e ß das Gesicht im Dunkeln verschwinden.
» W issen Sie, wer dieser Freund ist?«
»Nein. Das hat er m i r nie gesagt.«
»Und Sie sind ihm auch nie begegnet ? «
»Nein.«
»Hat Marcus Ihnen diese Fotos geschenkt ? «
»Ja. Bevor er fuhr. Gerah m t und alles. Ich m usste sie nur noch aufhängen.«
» W issen Sie, wer sie ge m acht hat ? «
»Ein Fotograf aus Göt e borg. Ich weiß aber nicht, wie er heißt.«
» W ussten Sie, dass E m il auch so ein Bild von Marcus über seinem Bett hängen hatte? Nicht das s elbe, aber in jedem Fall von Marcus.«
Sie sah deutlich, wie Tom zusamm e nzuckte.
»Nein. Ich wusste nicht, dass sie sich so gut kannten.«
»Aber Sie wussten, dass sie sich kannten ? «
»Ja . A l s ic h Marcu s zu m erste n M a l sah , k a m e r zus a m me n mi t Emi l in s Geschä f t . Marcu s tra t sofor t au f mic h zu un d began n mi t mi r z u r eden . E m i l kauft e ei n paa r Sach e n un d mis c ht e sic h nich t weite r i n unser e Unterhaltun g e i n. Ic h hatt e n i e da s G e fühl , d a s s si e … wa s miteinander hatten . Si e wirkte n m e h r wi e Freunde . E s wa r auc h das einzig e Ma l , das s i c h si e zus a mm e n gesehe n hab e .«
»Und Marcus hat nie über E m il gesprochen ? «
»Nein.«
»Und Sie haben auch nie nach ihm gefragt ? «
»Nein.«
»Hat E m il je m als über Marcus gesprochen ? «
»Nein. Nie.«
»Sie scheinen kaum etw a s Persönliches über E m il oder Marcus zu wissen. Fragen Sie nie?«
Zum ersten Mal hatte si e das Gefühl, dass Tom Tanaka etwas abw e isend war. Sein Ton f all war eiskalt und sachlich, als er erwiderte: »Nein.«
» W arum nicht ? «
» W enn m an keine Fra g en st e llt, d a nn m uss man au c h keine beantworten.«
Näher konnte sie der Wahrh e it sicher nicht kom m en. Irene sah ein, dass sie keine p e rsö n licheren Inf o r m ationen von Tom erhalten würde.
»Aber Marcus hat doch von › m einem Polizisten‹ gesprochen und darüber, dass er bei einem wohnte. Oder ? «
»Ja.«
»Zu Hause bei E m il haben wir zwei Polizeiunifor m en gefunden. Und zu E m ils W ohnung gehören zwei Zim m e r , die sich separat ver m ieten lassen. G l auben Sie, dass E m il der Polizist gewesen sein könnte, bei dem Marcus gewohnt hat ? «
Tom schwieg lange und antwortete dann seufzend: »Meine Güte … E m il! Es könnte wirklich Emil gewesen sein. Ich habe ihm s elbst vor ein paar Jahren eine Polizeiuniform verkauft.«
»Erinnern Si e sich, wann genau das war ? «
»Ganz zu Anfang. Ich hatte das Geschäft gerade erst übernom m e n. Vor knapp zwei Jahren. Da sind wir uns auch zum ersten Mal begegnet.«
»Er hat nur eine gekauft? Nicht zwei ? «
»Nur eine.«
Irene dachte angestrengt nach und fragte dann zögernd: »E m il hatte von seiner Mutter erfahren, dass ich auf der Suche nach Isabell Lind war. Als ich m i ch von Beate Bentsen im Restaurant verab s chiedet habe, w ar es halb neun. Gegen zehn habe ich ihn h i
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