Die Tätowierung
h e e r er m ordet wurde.«
Das grelle Sonnenlicht fiel auf das einzige Bild des Zimmers, eine große, gerah m te Schwarzwei ßf otografie. Ein nackter Mann in einer un e rhört exponierten Stellung. Er saß halb in ein paar groß e n Kissen. Einzig sein kräftig eri g ie r t er P e nis war s c h arf gestellt. Obwohl Gesicht und Oberkörper etwas verschwom m en waren, erkannte Irene den Mann. Das hatte sie nach dem Schock und im Chaos der Nacht n i cht g e tan. J etzt s a h sie, dass es sich bei dem Modell um Marcus Tosscander handelte. Schlimmer war, dass sie die Art des Bil d es wieder erkannte. Tom Tanaka hatte davon zwei Stück im Schlafzim m er hängen.
Dies e Erkenntni s bereitet e ih r Kopfsch m erzen . S i e m u sste s o schnel l wi e mögli c h m i t To m Tanak a red e n . E r würde siche r verhör t werden , d a di e Pol i ze i wu s ste , das s Emil i mme r i n se i n e m Gesch ä f t h e rumgehange n hatt e . Abe r von To m würde n si e nicht s erfah r en . De r Mor d a n Emi l würde seine n Verdach t geg e n di e Polize i i m Allg e m ein e n un d das Revie r Vest e rbr o i m Be s ondere n nu r bestätigen.
Die vier Kri m inalbea m t en gingen zurück in die Diele. Das Schlafzim m er überließen sie bis auf weiteres besser den Leuten von der Spurensicherung.
»Da wir zu viert sind, schla g e ich vor, dass sich jeder von uns ein Zimmer vornim m t, Jonny das Bad, Peter die Küche, Irene das zweite Z i mmer … ach so, das Musikzimmer … und ich das W ohnzim m er«, sagte Metz.
Nie m and hatte einen besseren V orschlag, und alle verschwanden in einem anderen Zi mm er.
Irene öffnete die geschlossene Tür und blieb abrupt auf der Schwelle stehen. Diesen Geruch kannte sie: Haschisch. Auch das hatte sie in der Nacht nicht be m erkt. Zu ihrer Verteidigung konnte sie nur vorbringen, dass die Untersuchung der vergangenen Nacht recht oberflächlich gewesen war. Sie hatten wed e r Zeit noch Leute gehabt, die Wohnung gründlicher zu durchsuchen.
Sie trat i n s Zimmer und m achte die Tür hinter sich z u . Der Duft von Joints m i schte sich m it dem Gestank eines ungeputzten und ungelüfteten Zimmers. Es war groß und fast nicht möbliert. Durch das sch m utzige und vorhanglose Fenster fl ut ete die Vor m ittagssonne. Auf der Fensterbank aus Mar m or stand ei n e vertrock n ete Pflanze in einem kleinen E i mer aus Plastik. Sie nahm ein Blatt, zerkrü m elte es auf der Handfläche u nd roch daran. Die Form des Blatts und der Duft bestätigten ihren Verdacht: Cannabis.
Der Teppichboden war irgendwann ein m al hellgelb gewesen. Jetzt war die do m i nierende Farbe Nikotinbraun.
Ver m utlich war dies e s Zim m er ein m al die Bibli o thek gewesen. Die eine W and nahm ein Regal aus dunklem Holz ein. Nachlässig hatte E m il ein paar Bretter weggerissen, um Platz für riesige Lautsprecher und eine i m posante Stereoanlage zu schaffen. Neben den Lautsprechern lagen U n m engen von CDs aufgestapelt. Davor stapelten sich Langspielplatten und Plattencover in einem wilden Durcheinander.
D a i n d e m Z i mme r ke i n e Sit z möb e l waren , g i n g Irene davo n a us , das s Emi l m its a m t s eine n Fr e unde n be i m Musikhöre n au f d e m Bod e n gel e ge n hatte . De n Bli c k konnt e n si e au f de n Plakate n ruhe n lassen , di e a n d e n W ä nde n hingen . Iren e s c haudert e es , al s si e dies e nähe r betrachtete . E s handelt e si c h u m Rockgruppe n mi t N a me n w i e » W arrior s o f Satan« , »Dea t hlovers « un d »Nekrophilia«. Merkwürdigerweis e ware n di e Musike r i n unterschiedliche n Stad i e n de r Ve r wesun g abgebildet . W ü r me r krochen au s ihre n Augenhöhle n un d d e n ha l b verw e ste n Muskeln. Trotzd e m ware n si e i n de r L a g e , ihr e Inst ru m e nt e zu traktiere n un d ihr e Liede r z u b r üllen . Lebend e To t e .
Im Hinblick darauf, wie sie E m il gefunden hatten, m ausetot und verwest, erschienen ihr die Bilder an den Wänden wie der nackte Hohn.
Auch der größte Teil der Pla t tencover sah aus wie die Poster an den W änden.
Irene überlegte lange, welche Phantasien einen jungen Mann wohl dazu veranlassen konnten, sich solche Bilder aufzuhängen und diese Musik zu hören.
Sie zuckte zusam m en, als die Tür h i nter ihr au f geris s en wurde.
» W arum hast du die Tür zuge m acht?«, fragte Jonny.
»Komm rein und m ach hinter dir zu«, erwiderte Irene. Zögernd tat Jonny, worum sie ihn gebeten hatte.
»Riechst du was ? «, fragte sie. Er
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