Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
die Kaffeetasse umfaßten,
zitterten.
»Meinst du nicht, du solltest doch eine Kleinigkeit essen?«
fragte Christopher. »Das Hungern macht deine Nerven noch
schwächer.«
Sie schüttelte den Kopf. Allein bei der Erwähnung von Essen
zog sich ihr Magen schon wieder drohend zusammen.
»Hat er ...«, fragte sie mühsam, »ich meine, Peter ... hat er
dir gesagt, warum er das getan hat? Hat er dir gesagt, was ihn
von mir weg und zu ihr hin getrieben hat?«
Christopher verzog gequält das Gesicht. »Das ist doch egal.
Warum willst du dich fertigmachen?«
»Ich möchte es wissen.« Sie sah ihn forschend an. »Er hat
mit dir darüber gesprochen. Du bist sein bester Freund. Er hat
sich dir anvertraut.«
»Laura ...«
»Ich muß es wissen. Bitte.«
Es war Christopher anzusehen, daß er die Situation
verabscheute. Er suchte nach Worten. Irgend etwas mochte ihm
sagen, daß sich Laura nicht würde abspeisen lassen, daß sie
spüren würde, ob er ihr die Wahrheit erzählte oder nicht. Er
konnte sich nur bemühen, ihr nicht mehr weh zu tun, als
unumgänglich war.
»Es war wohl am Anfang eine stark sexuelle Beziehung.
Peter bewies sich noch einmal selbst, was für ein toller Hecht
er im Bett war, und Nadine entschädigte sich für einige Jahre
der Frustration; zwischen ihr und ihrem Mann schien sich
lange nichts mehr abgespielt zu haben. Sie und Peter hielten
sich hauptsächlich im Bett auf.«
Laura wurde blaß, und über den Tisch hinweg berührte er
kurz ihre Hand.
»Ich will damit sagen, daß nicht besonders viel Tiefgang
dabei war. Nach meiner Ansicht ging es für ihn darum, sich
seine eigene Unwiderstehlichkeit zu bestätigen. Insofern hatte
das alles nicht das geringste mit deinen Qualitäten zu tun.
Manche Männer geraten eben in diese Krise, in der sich Peter
offenbar befand. Eine Krise, in der sie nach Selbstbestätigung
schreien und überzeugt sind, sie nur bei einer anderen Frau zu
finden.«
»Und von ihrer Seite aus?«
Christopher überlegte. »Ich denke, sie versprach sich mehr.
Peter erzählte mir, sie sei in ihrer Ehe sehr unglücklich. Das
wurde übrigens auch zunehmend zu einem Problem zwischen
den beiden. Sie drängte auf eine Entscheidung.«
Laura schluckte. »Entscheidung hätte geheißen, daß er sich
ganz von mir trennt und offiziell mit ihr zusammengeht?«
»So etwas hat ihr wohl vorgeschwebt. Aber mit dieser Idee
tat sich Peter schwer. Es kam zu ziemlich scharfen
Auseinandersetzungen. Die beiden sahen einander ja sowieso
nur selten, und wenn sie bei diesen Treffen auch noch stritten,
war das alles für Peter natürlich nicht mehr sehr attraktiv.«
»Und dennoch wollte er nun mit ihr ins Ausland.«
»Das ist eine überraschende Neuigkeit für mich, und ich
kann das kaum verstehen«, sagte Christopher. »In einem
unserer letzten Telefongespräche meinte er, die Geschichte
beginne ihm über den Kopf zu wachsen. Ich hatte den
Eindruck, daß er nach einem Weg suchte, die Affäre zu
beenden. Eine Entwicklung, die mich beruhigte.«
Sie zuckte mit den Schultern. Sie war müde, und ihr war
schlecht.
»Dann war es das Geld«, meinte sie und merkte, daß dieser
Gedanke sie jedoch keineswegs tröstete. »Er mußte weg wegen
seiner Schulden, und wahrscheinlich empfand er es als
angenehmer, mit einem anderen Menschen zusammen im
Ausland neu zu beginnen. Seine Pleite war ihr Glück.«
»Mein Gott«, sagte Christopher, »ich verstehe das nicht. Ich
bin Unternehmensberater! Große Firmen vertrauen sich mir an.
Aber mein bester Freund fragt mich nicht um Rat, bevor er sich
in dubiose Geschäfte stürzt. Ich hätte ihm doch helfen
können!«
»So sind die Männer«, sagte Laura. »Selbst bei ihren besten
Freunden, oder vielmehr: gerade bei ihren besten Freunden,
müssen sie den starken Kerl spielen, der seine Probleme allein
löst. Oder überhaupt keine hat.« Sie stand auf. »Ich werde
sehen, ob ich drüben im Hotel Berard ein Zimmer bekomme.
Ich möchte heute Nacht nicht in ... unserem Haus schlafen.«
Christopher winkte dem Kellner. »Ich zahle nur rasch. Dann
begleite ich dich hinüber.«
Donnerstag, 11. Oktober
1
    Lange nach Mitternacht war sie noch wach, sie konnte bei Berard so wenig schlafen, wie sie es im Haus gekonnt hätte,
aber es bedeutete doch eine gewisse Distanz, und diese
herzustellen erschien ihr aus irgendeinem Grund sehr wichtig.
Das Zimmer war eine Suite, viel zu groß und viel zu teuer, aber
es war das letzte, das frei gewesen war. Der Blick ging

Weitere Kostenlose Bücher