Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn

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genug für alle geben …
    Platz genug für alle, in unbegrenzter Menge.

    Übersetzt von Ronald M. Hahn

Anton Quintana
Ein neuer Anfang auf Onyx
    Als Serv aufgrund seines Alters aus der Forschungsflotte ausscheiden mußte und es ihm somit nicht mehr vergönnt war, sein Schiff durch die Sternenräume zu manövrieren, mußte er sich damit abfinden, von nun an auf einem Planeten zu leben. Aber auf welchem? Er hätte den Rest seiner Tage auf der Erde verbringen können, aber dort gab es nichts, was ihn anzog. Im Gegensatz zu den Erdbewohnern und ihren aus Beton- und Stahlwüsten bestehenden Städten hatte er die unberührten, grünen Paradiesinseln des Weltalls kennengelernt. Dies war der Ort, nach dem sein Ich verlangte. Als er erfuhr, daß das Auswandererschiff nach Onyx die letzte Zwischenstation ihrer Reise anflog, bot er dem Kommandanten seine Dienste an.
    Das Auswandererschiff war so lange unterwegs gewesen, daß die an Bord lebenden Kinder inzwischen zu Männern und die Männer zu Greisen geworden waren. Keiner außer Serv war je auf Onyx gewesen. Das war auch der Grund, weshalb man ihn als Führer akzeptierte und die letzte Etappe der langen Reise mitmachen ließ. Ansonsten gab es nichts, was Serv mit den Auswanderern, einer Gruppe angeblich vorbildlicher, von Computern ausgewählter Familien, verband. Ihr Ziel sei, so hieß es, auf Onyx -ungeachtet der dort herrschenden Gefahren – eine neue Gesellschaftsordnung aufzubauen.
    »Welche Gefahren?« hatte Serv zuerst noch ahnungslos gefragt. Soweit er sich erinnerte, war Onyx der idyllischste Planet der ganzen Milchstraße, ein grünes Fleckchen Erde im All, ohne Raubtiere und mit einem idealen Klima versehen. Ein Garten Eden, ein natürlicher Park.
    Die Antwort, die er zu hören bekam, lautete: »Die verdammten Afghanier.«
    Afghanier: das war die landläufige Bezeichnung für die Ureinwohner des Planeten. Man hatte sie wegen ihrer fatalen Ähnlichkeit mit den afghanischen Windhunden so genannt. Aber man wußte natürlich, daß diese Afghanier keine Hunde waren. Es waren aufrechtgehende, humanoide Geschöpfe mit langen, weichen Haaren, fließenden Bewegungen, sanftmütigen Augen und langen Nasen. Aber in den Augen der Auswanderer stellten sie eben keine Menschen dar, sondern Afghanier. Und jeder an Bord tat so, als wisse er genau, daß man ihnen nicht trauen konnte. Und daß sie gefährlich seien.
    Das war auch der Grund, weshalb der Kommandant während der letzten Etappe der Reise eine spezielle Bürgerwehr aufstellte. Da der Kontakt mit der Erde abgebrochen war, fühlten sich die Auswanderer mehr denn je auf sich allein gestellt. Sie waren felsenfest davon überzeugt, daß sie sich auf Onyx würden verteidigen müssen.
    Die Bürgerwehr rekrutierte sich aus fanatischen jungen Leuten, die während ihres ganzen Lebens nichts anderes kennengelernt hatten als das Schiff und dessen Jugendabteilung. Und welchen Unsinn sie schwätzten! Die zynischen Bemerkungen, die Serv über diese Art eines »neuen Anfangs« abgab, brachten ihm keine Sympathien ein. Im Gegenteil. Man konterte sogar mit der Gegenfrage, ob er etwa abstreite, daß es das Recht eines Menschen sei, sich im Weltraum eine neue Heimat zu erobern.

    In atemloser Stille, die nur von den Piepsern der Kontrollgeräte unterbrochen wurde, sank das Schiff durch die wechselnden Farben der planetaren Lufthülle. Die Welt, die sich unter ihnen ausbreitete, war wirklich beeindruckend. Während der Urzeit muß die Erde so ähnlich ausgesehen haben , dachte Serv. Und er schüttelte grimmig lachend sein graues Haupt, als sein Blick auf eine Seite des Auswanderer-Instruktionsbuches fiel.
    Aus der Luft gesehen, macht Onyx den Eindruck der Unfertigkeit. Man bemerkt als erstes eine formlose Masse von Hügeln, Ebenen, Wäldern und Flüssen, die möglicherweise goldhaltig sind, und viele, viele Berge. Man sieht weder Städte noch sonstige Niederlassungen. Ackerbau und Viehzucht sind den Ureinwohnern unbekannt. Sie sind primitiv und leben ausschließlich von wildwachsenden Früchten.
    Nun, die Afghanier würden sich an ihre neuen Nachbarn gewöhnen müssen. Subtil sagte das Instruktionsbuch weiter: Wir sind ihnen in unserer sozialen, wissenschaftlichen und moralischen Entwicklung um Jahrtausende voraus.
    Die Soldaten der Bürgerwehr waren die ersten, die nach der Landung das Schiff verließen. Sie waren mit Strahlgewehren bewaffnet und trugen Handflammenwerfer in den Holstern. Ihre Plasthelme glitzerten im Sonnenlicht, und Serv