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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Zeit ist nicht mehr fern, wo wir alle über genügend Fahrzeuge verfügen, um jeden Wochentag ein anderes zu steuern! Wagen für jede Gelegenheit, für jede Jahreszeit, für jeden gesellschaftlichen Anlaß. Noch nie zuvor hat die Welt einen allgemeinen Wohlstand wie diesen gekannt. Aber nun frisch an die Arbeit! Mit doppelter Energie für eine noch bessere Welt!«
    Abdel Sal wendet den Hovercraft gelassen einem neuen Sprühsektor zu und schaltet wieder auf Automatik. Er ist müde und hungrig, aber der Gedanke an den baldigen Wohlstand muntert ihn wieder auf …

    Symptom Nummer drei: Goldene Sonne und goldene Türme

    Nur schwach durchbricht die Sonne die ewigen Wolkenmassen. Sie tauchten die Turmbauten in einen seltsamen Schimmer.
    Vance Johnson stellt seinen Helicar in der Luftschleuse seines Apartments ab. Es ist ihm immer noch ein Rätsel, wie es das Fahrzeug schafft, jedes Mal den richtigen Einstieg in dieses Gebäude zu finden, das fünfhundert Apartments hoch und ebenso viele breit ist. Aber es gibt noch viel mehr, das er nicht begreift. Er hat auch weder die Zeit, noch die Energie dazu, sich mit ihm unverständlichen Dingen auseinanderzusetzen. Das Leben ist ein harter Kampf, und er hat für Nebensächlichkeiten wenig Zeit.
    Durch eine weitere Schleusentür betritt er das Wohnzimmer.
    »Hier riecht es genauso faulig wie draußen«, sagt er hustend zu seiner Frau Myrna, die bereits zu Hause ist. Es hat jetzt keinen Sinn, seine drei Kinder zu begrüßen, die wie festgenagelt vor ihnen persönlichen Tridis sitzen. So ist das Leben, und Kinder sind nun mal Kinder. Früher, als er selbst noch jung war …
    »Es ist jetzt schon drei Wochen her, seit man uns die letzte Flasche Sauerstoff zugeteilt hat. Die Sauerstoffproduktion scheint wohl die einzige zu sein, die nicht pfeilschnell nach oben geht.«
    »Du vergißt die Lebensmittelproduktion«, antwortet seine Frau.
    »Lebensmittel werden genug hergestellt. Es sind die verdammten Insekten, die alles wieder auffressen. Glücklicherweise haben wir hier in Nordamerika nicht allzuviel Last damit, denn hier fällt kaum mehr etwas für sie ab, seit sich durch die Klimaveränderung die Atmosphäre verändert hat. Es sieht so aus, als ob sie in den Anbaugebieten nicht einmal mehr davor zurückschreckten, Menschen anzufallen. Ich frage mich, warum man das Viehzeug nicht endlich ausrottet.«
    »Siehst du denn nie die Nachrichtensendungen im Tridi? Mittlerweile solltest du gehört haben, daß sie resistent gegen alle die chemischen Stoffe geworden sind, die man noch einsetzen kann, ohne die Produktion selbst zu gefährden. Aber die Aussichten für die Zukunft sind gut. Neulich hörte ich, daß man versucht, Nahrung aus den Insekten selbst herzustellen.«
    »Da wir gerade vom Essen sprechen: Ist noch was da?«
    »Du kannst etwas Synthobrot kriegen, aber das bedeutet, daß du es morgen ohne Essen schaffen mußt. Die Rationen sind ab heute auf 950 Kalorien herabgesetzt worden.«
    »Ach, dann laß es. Ich werde noch ein bißchen das Programm meines neuen Doppeltridis ansehen und gehe anschließend zu Bett.«
    »Gut. Gib mir einen Kuß, ich gehe dann mit. Du weißt doch, was der Doktor im Tridi gesagt hat: Eine ausgeglichene Sexdiät ist wichtig für das harmonische und geistige Gleichgewicht. Es ist schon wieder drei Tage her …«
    »Tatsächlich? Aber ich bin wirklich müde …«
    »Ich auch. Aber was sollen unsere Nachbarn denken, wenn wir solange keinen Verkehr mehr hatten? Wir müssen unser Image pflegen, das weißt du doch. – Oh, da fällt mir ein … Ich habe heute einen Brief bekommen. Von der Weltbank. Unser Kontostand ist durch deine Lohnerhöhung um zwanzig Prozent gestiegen, aber wir haben es noch nicht geschafft, ihn wieder herunterzukriegen, obwohl wir mehr eingekauft haben als sonst.«
    »Ja? Das ist zwar bedauerlich, aber immerhin noch ganz gut für unsere Einkommensgruppe. Immerhin ist es besser als damals, als sie unsere Kredite blockierten und wir nichts Wichtiges mehr kaufen konnten. Luft etwa, oder Wasser und Lebensmittel.«
    »Na ja, es kann eben nicht alles perfekt sein im Leben. Wir können nur froh darüber sein, daß wir heute leben und nicht vor fünfzig Jahren. Damals besaßen die Menschen nicht den kleinsten Komfort; echte Armut hat damals geherrscht. Heute streben wir doch mehr und mehr der Spitze entgegen, was den Lebensstandard anbetrifft.«
    Später, in dem engen Alkovenbett, als sie aufgeputscht von stimulierenden Pillen am Höhepunkt ihres

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