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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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von Sinnen hieb er auf die Kreaturen ein, die nun Horleys Leiche freigaben. Unerwartet schnellten Feuerzungen auf Luccar zu. Einige der Angreifer hatten ihren ersten Schreck überwunden und setzten die erbeuteten Waffen ein. Ein harter Schlag traf Luccars Schulter.
    Er roch sein eigenes verbranntes Fleisch und den ekelhaften Gestank versengten Synthogewebes. Die Peitsche entfiel seiner gelähmten Hand. Das darf nicht sein! dachte er noch. Er drehte sich um, taumelte, wollte fliehen. Zwei weitere Peitschenhiebe trafen seinen Rücken und verwandelten ihn in ein rauchendes Loch, aus dem rote Feuerzungen loderten. Er starb, ehe sein Körper die metallenen Fliesen des Korridors berührte.

    Nichts existiert wirklich , dachte Evyn. Nicht einmal der weiße Fleck, der in meinem Kopf hin und her springt.
    Die Hauptleuchten waren erloschen. Sie hatte keine Ahnung, warum das so war, und es war ihr eigentlich auch gleichgültig. Dieser Raum, dachte sie, diese ganze Stadt: es sind alles nur Illusionen. Sogar ich selber. Ich schwebe allein in dem Nichts, dessen Bestandteil ich bin. Aber … Wie kann ich Nichts sein, wenn um mich herum Etwas ist? Ich träume das alles nur.
    Der weiße Fleck in ihrem Gehirn veränderte etwas an ihrer Stimme. Nein, nicht ihrer Stimme. Es war eine Stimme, die direkt aus ihrem Kopf sprach und immerfort sagte: »Ich will dir helfen. Wir wollen dir helfen, euch allen. Wir sind von weit her gekommen deswegen, aber du mußt dein Gehirn öffnen, du mußt dich erinnern. Erinnere dich … erinnere dich …«
    Die Stimme langweilte sie und ebenso der weiße Fleck. Also verschloß sie ihr Bewußtsein wieder. Das war einfach. Einfach an nichts denken, an nichts. Das schloß auch jeden Gedanken an den weißen Fleck aus. Auch er war nur eine Illusion, genau wie sie selbst …
    Die Melodie war jetzt viel deutlicher zu hören. Vronc hatte das Musifon mit an die Schleusentür hinausgenommen, und seine Finger tanzten über die Kontakte. Farben donnerten gegen die Wände, wahnsinnige, ineinanderfließende Formen. Die Melodie hatte zum erstenmal wirkliche Gestalt angenommen: ein sanftes Ineinanderfließen von leichten Winden, ein Niederschlagen tosender Stürme, das Brüllen von Novafeuern, brodelnd und kochend, dann wieder sanft, düster und drohend …
    Aber es gab noch immer eine Disharmonie, einen störenden Faktor, der verhinderte, daß die Musik und Vronc eine wirkliche Einheit bilden konnten. Und zum erstenmal begriff Vronc, was diese Disharmonie verursachte.
    Es war die Kuppelstadt selber.
    Die Melodie war der Planet und sie war auch Vronc. Sie gehörten zusammen, aber die Kuppel stand zwischen ihnen. Die Existenz eines Bauwerkes auf dieser Welt war ein Störfaktor, der ein kränkliches Licht auf Vroncs leuchtende Farben warf und seine Musik verzerrte, daß ihm die Ohren schmerzten und seine Akkorde brutal verstümmelte.
    Mit plötzlicher Klarheit begriff Vronc, daß seine Musik allumfassend war, viel bedeutungsvoller als die Kuppel, ja, sogar bedeutungsvoller als er selber. Er war nur ein geringer Teil der Melodie, die ihn überleben würde, wenn es ihm gelang, die perfekte Einheit herzustellen. Und er wußte, was er dafür tun mußte.

    Gott Claudan warf einen Blick in den Raum hinein, das Vibromesser in der Hand. Luccar war nicht mehr da, lediglich Vegal lag schlafend in einem zurückgeklappten Sessel. Gott Claudan ging hinein und schloß die Tür. Er rechnete damit, daß Vegal erwachen würde und ihn sah, wie er dastand, mit dem vibrierenden Messer in der Hand, aber sie schlief weiter.
    Claudan streckte einen Arm aus. Die vibrierende Klinge berührte Vegals nackten Hals und zeichnete auf ihrer Haut eine feine, rote Linie. Da sie auch davon nicht erwachte, zögerte Claudan. Sein Blick fiel auf zwei am Boden stehende Gläser. Eines davon hob er auf und schnupperte daran. Einer von Luccars Spezialdrinks, natürlich.
    Claudan beschloß, Vegal liegen zu lassen. Immerhin konnte er sie noch verwenden. Schließlich waren sie nicht mehr sehr zahlreich in der Kuppel.
    Er verließ das Zimmer und begab sich auf die Suche nach Luccar.

    Der Schmerz weckte Vegal. Ihr Schädel brummte, als säße eine Bande winziger Tierdiener in ihm und bearbeite ihn mit Spitzhacken.
    Stöhnend richtete sie sich auf und tastete nach ihrem Hals. Erschreckt zuckte ihre Hand zurück. Es waren Blutstropfen an ihren Fingern. Als sie aufstand und fast auf die Gläser trat, kehrte die Erinnerung an Luccar schlagartig zurück. Dieser geile

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