Die Tage sind gezählt
knallten erbarmungslos auf sie herab, aber sie nahm sie nicht wahr. Sie folgte Geräuschen, die sie irgendwo in der Ferne vernahm.
Die Melodie tobte durch Vroncs Kopf. Sie war wie ein gefangenes Tier, das sich vergeblich zu befreien suchte. Es war eindringlich wie noch nie, und Vronc spürte, wie nahe er der höchstmöglichen Harmonie gekommen war. Seine Finger bewegten sich automatisch, triumphierend und selbstsicher. Sie zerbrachen die Plombe und setzten den Mechanismus der Hauptschleuse in Gang.
Die Apparatur war nicht mehr benutzt worden, seit die Kuppel in Benutzung war, aber sie war noch immer gut erhalten. Die Melodie war nahe, sehr nahe der Perfektion. Vronc verschwendete keinen Gedanken an die hinter ihm erklingenden Schreie.
Die Frau lief den Männern der Alphor direkt in die Arme. Als sie versuchten, mit ihr zu sprechen, schrie sie und trat nach ihnen. Die Worte, die sie hervorstieß, waren ein barbarisches Intergalaktisch und den beiden Männern kaum verständlich. Alle Beruhigungsversuche fruchteten nichts. Die Frau wehrte sich wie eine Katze, und so gaben die Männer schließlich frustriert auf und betäubten sie.
Keine Stunde später bekamen sie Kontakt mit dem Esper, und die Angst in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Hört mir gut zu«, sagte er, »und antwortet mir ausführlich! Ich bin den Impulsen der Frau, die sich im Augenblick bei euch befindet, gefolgt. Sie ist jung und schön und besitzt schwarzes Haar. An ihrem Hals befindet sich eine Schnittwunde. Sie hat Blutflecken an Händen und Kleidern.«
»Nein, Esper«, funkten die beiden Männer zurück. »Das trifft nicht zu. Die Frau hier ist mindestens fünfzig Jahre alt und alles andere als schon. Und sie ist auch nicht verletzt.«
Dies war der Punkt, an dem der Esper Corbin an Bord der Alphor begriff, daß die Vermutung, die er bereits seit geraumer Zeit mit sich herumtrug, zutraf. Er hatte das Puzzle aus tausend verschiedenen Eindrücken, Impulsen und variierenden Ansichten endlich zusammengesetzt und verstand endlich die Wahrheit, die sich hinter der psychotischen Landschaft des Lebens in der Kuppelstadt verbarg.
»Nehmt die Frau mit und macht euch auf den Rückweg, aber schnell!« ordnete er an und wandte sich Morban zu. »Es wird unerläßlich sein, daß wir alles für einen sofortigen Start vorbereiten, Cob«, sagte er. »Wir müssen, sobald die Männer mit der Frau das Schiff betreten haben, von diesem Planeten verschwinden! Es ist mir leider noch nicht möglich, dafür eine detaillierte Erklärung abzugeben, aber ich übernehme jegliche Verantwortung für dieses Unterfangen.« Ermattet fügte er hinzu: »Ich habe tiefer in die Gehirne der Kuppelbewohner gesehen, als diese selbst es konnten oder wollten. Und ich habe auch das gesehen, was sie vor sich selbst verbergen.«
»Bedeutet das Gefahr für uns?« fragte Morban kurz. »Immerhin sind wir nicht unbewaffnet.«
Kopfschüttelnd erwiderte der Esper: »Ohne Energie nützen unsere Waffen uns auch nichts. Es ist die Kuppel, die von unserer Energie zehrt, zumindest etwas, das sich dort aufhält. Werfen Sie nur einen Blick auf die Instrumente im Maschinenraum: Wir verlieren von Minute zu Minute mehr, und irgend etwas dort drin benutzt sie. Ich kann es nicht konkretisieren, was ich befürchte, aber ich neige andererseits auch nicht dazu, abzuwarten, bis es sich uns zeigt. Was dieses … Etwas mit den Kuppelbewohnern anstellt, kann es vielleicht auch mit uns tun. Die Leute dort befinden sich allesamt hinter einer psychotischen Maskerade, die sie sich selbst geschaffen haben, mit Hilfe von … etwas, das sich bereits vorher auf diesem Planeten befand, was sie selbst einsetzten, um irgendein Ziel zu erreichen. Aber es ist ihnen entglitten und arbeitet jetzt gegen sie.«
Die beiden nonCobs befanden sich bereits auf dem Rückweg. Der bewußtlose Körper Vegals lastete schwer auf ihren Schultern, als sie einen seltsamen Pfeifton hörten, der schnell lauter wurde und sich in eine drohende Melodie verwandelte.
Es wurde kälter, ein Wind kam auf, der zu einem immer stärker werdenden Sog anschwoll und ihren Rückzug behinderte. »Die Schleusentür!« rief einer der beiden. »Irgendein Narr hat die große Hauptschleuse geöffnet. Die Luft entweicht aus der Kuppel. Wir müssen sofort zum Graber zurück, schnell!« Es fiel ihnen ziemlich schwer, mit ihrer Last zu laufen.
Das Pfeifen war inzwischen zum Tosen eines Sturmes geworden. Sie zwängten sich durch die kleine Öffnung in den Graber
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