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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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Geldströme, die quasi im Koffer erledigt werden, gibt es keine Statistiken. Da der Zahlungsverkehr in der Eurozone nicht beschränkt ist, während Bargeldtransporte kontrolliert werden, kann man davon ausgehen, dass der Bargeldtransport zwischen den Euroländern eine vergleichsweise geringe Bedeutung hat. Ein gewisser Bargeldfluss findet aber wohl auch durch den Tourismus und durch Gastarbeiterheimfahrten statt. Dadurch entsteht potenziell eine ähnliche Problematik wie durch die Target-Salden. Darauf wird später (in Kapitel 9) noch eingegangen.  14
    Im Euroraum fließen die auf Euro lautenden Zahlungen der Händler und Finanzinstitute kreuz und quer hin und her, innerhalb der Länder und über die Grenzen, aber nur die grenzüberschreitenden Zahlungsströme werden im Target-System erfasst. Man wohnt im einen Land, kauft Güter im zweiten und liefert ins dritte. Es werden Aktien, Schuldverschreibungen, Immobilien und ganze Fabriken über die Landesgrenzen hinweg gekauft und verkauft. Neue Kredite werden aufgenommen, und alte werden getilgt. Immer führen diese Zahlungsvorgänge zu Geldströmen im Raum, aber es kommt in der Regel nicht zu Nettogeldströmen, weil sich die Zu- und Abflüsse die Waage halten. Eine solche Normalsituation bezeichnet man als Zahlungsbilanzgleichgewicht.
    Ein Zahlungsbilanzgleichgewicht zwischen Ländern ist nicht dasselbe wie ein Leistungsbilanzgleichgewicht. Letzteres meint, grobgesprochen, dass ein Land so viele Güter und Leistungen exportiert, wie es importiert. Ein Land kann aber ein Leistungsbilanzdefizit haben, weil es mehr importiert, als es exportiert, und trotzdem kann seine Zahlungsbilanz ausgeglichen sein, weil ihm ausländische Kredite zufließen, die das Defizit finanzieren.
    Nehmen wir Griechenland. Griechenland kauft mehr Güter vom Ausland, als es dahin verkauft. Es braucht also Geld. Dieses Geld lieh es sich im Ausland. Geld floss zum Beispiel von einer französischen Bank über eine griechische Bank an einen griechischen Bankkunden, und der überwies es dann wieder nach Deutschland, weil er sich dort ein Auto kaufte. Das Geld kam aus dem Ausland und floss wieder ins Ausland zurück. Die griechische Zahlungsbilanz war im Gleichgewicht. So war es vor der Finanzkrise.
    In einem Land wie Deutschland, das einen Exportüberschuss hat, war es umgekehrt. Deutschland kam in den Genuss von Geldzuflüssen aus dem Ausland, weil es mehr Waren verkaufte, als es kaufte, verwendete aber dieses Geld für Käufe von Anleihen, Aktien, Immobilien oder anderen Vermögenstiteln im Ausland oder gab direkt einen Kredit an das Ausland. Viel deutsches Geld floss beispielsweise als Kredit nach Frankreich, von wo es nach Griechenland weitergeleitet wurde.
    Bei allen drei Ländern floss Geld in beide Richtungen über die Grenzen, aber es gab keine grenzüberschreitenden Nettoströme von Geld. Die Target- oder Zahlungsbilanzsalden waren (ungefähr) null.
    Von einem Ungleichgewicht in der Zahlungsbilanz spricht man, wenn mehr Geld in die eine als in die andere Richtung über die Grenzen fließt, wenn sich also Zuflüsse und Abflüsse nicht aufheben und ein Saldo entsteht. Bekommt also zum Beispiel der griechische Autokunde den Kredit aus Frankreich nicht mehr, will sich aber gleichwohl das deutsche Auto kaufen, indem er in Griechenland vorhandenes Geld überweist, entsteht in Griechenland ein Target- oder Zahlungsbilanzdefizit, denn zwar fließt noch genauso viel Geld aus Griechenland ab wie vorher, doch fließt weniger zu. Wenn sonst nichts weiter passiert, entsteht in Frankreich ein Zahlungsbilanzüberschuss, weil weniger Geld nach Griechenland abfließt, während die deutsche Zahlungsbilanz ausgeglichen bleibt. Freilich kann es sein, dass der Kredit, der von Deutschland nach Frankreich floss, nun auch versiegt. In diesem Fall entsteht der Zahlungsbilanzüberschussin dem genannten Beispiel nicht in Frankreich, sondern in Deutschland. Ungefähr so ist es wohl tatsächlich in der Krise gewesen.
    Abbildung 6.1 verdeutlicht diese Interpretation der Zahlungsbilanz in schematischer Form anhand von Pfeilen, die Zahlungsströme verdeutlichen sollen. Die schwarzen Pfeile sollen den Geldfluss für Güterkäufe symbolisieren, die grünen den Geldfluss aufgrund von Krediten. Es gibt Geldflüsse innerhalb der Länder und grenzüberschreitende Geldflüsse.
    Das linke Bild stellt die Situation vor der Krise dar. Es zeigt, wie es in Abbildung 3.6 schon numerisch belegt wurde, dass die Länder der südlichen

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