Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
Vom Netzwerk:
Notenbanken der GIIPS-Länder aufgrund der Absenkung der Sicherheitsstandards immer mehr haben schaffen und an die Geschäftsbanken ihres Hoheitsgebiets verleihen können, wie es in Kapitel 5 erläutert wurde. Zu dem ursprünglich geschaffenen Geld gehört aber auch jenes Geld, das durch den Aufkauf von Aktiva, die im Besitz der Geschäftsbanken waren, in Umlauf gekommen ist.
    Abbildung 6.5: Binnengeld, Außengeld und Refinanzierungskredite der GIIPS-Länder (Januar 2007 – Mai 2012)

    * »Nettorefinanzierungskredit« ist der Bestand an Refinanzierungskrediten, die die Notenbanken den Geschäftsbanken gaben, abzüglich der Kredite, die die Geschäftsbanken ihrer Notenbank gewährten (Einlagefazilität und Termineinlagen bei der Notenbank). Die Refinanzierungskredite umfassen die Hauptrefinanzierungsoperationen, die langfristigen Refinanzierungsoperationen, die Spitzenrefinanzierungsfazilität (Marginal Lending Facility) und andere Liquidität schaffende Geschäfte inklusive der ELA-Kredite. ELA-Kredite sind Notkredite (Emergency Liquidity Assistance), die auf eigenes Risiko von einer nationalen Notenbank ausgegeben wurden (insbesondere den Notenbanken Irlands und Griechenlands) und von den jeweiligen Staaten verbürgt werden.
    ** »Andere Aktiva« umfassen den Saldo aller übrigen Aktiva (Forderungen) und Passiva (Schulden) der Bilanzen der nationalen Notenbanken, die beim Erwerb oder bei ihrer Tilgung die Geldmenge vergrößert oder verkleinert haben. Bei den Aktiva schließt dies Staatspapiere und Wertpapiere ein, die nicht im Zuge normaler Refinanzierungsoperationen erworben wurden. Bei den Passiva schlagen vor allem das Eigenkapital und Fremdwährungsverpflichtungen zu Buche.
    Bemerkung: Binnengeld ist das Zentralbankgeld, das in einem Land geschaffen wurde und dort zirkuliert. Außengeld ist das Geld, das durch die Target-Salden gemessen wird. Es ist jener Teil des in einem Land durch Refinanzierungskredit oder den Erwerb von Vermögensobjekten durch die Zentralbank geschaffenen Geldes, der netto durch Banküberweisungen ins Ausland abfloss. Die in der Grafik dargestellten Daten wurden mit einem gleitenden Dreimonatsdurchschnitt geglättet. Die Daten für die Krisenländer lassen hier Zypern aus, weil es für Zypern keine Daten gibt.
    Quelle: H.-W. Sinn und T. Wollmershäuser, a.a.O., Abbildung 3 , Fortschreibung.
    Abbildung 6.5 gibt der bisherigen Analyse der Target-Salden eine tiefere ökonomische Interpretation. Diese Salden sind nicht nur Kredite, weil zum Beispiel die Bundesbank im Auftrag ausländischer Notenbanken Inländern Gutschriften für irgendwelche Leistungen ihrer Firmen und Bürger erteilt, die dem Ausland gewährt wurden. Das sind sie natürlich unmittelbar, und deshalb messen sie den grenzüberschreitenden Überlauf des Geldes präzise, jedenfalls soweit er elektronisch stattfindet. Aber es kann keinen Überlauf von Geld geben, wenn nicht nachgedruckt wird. Indirekt messen die Target-Salden deshalb auch den Nachdruck des Geldes und damit vor allem die zusätzliche Vergabe von Refinanzierungskrediten über die Eigenversorgung der Länder mit Liquidität hinaus, die durch die Absenkung der Standards für die Qualität der Pfänder für Refinanzierungskredite ermöglicht wurde und den Bürgern der bedrängten Länder die Möglichkeit gab, sich weiterhin Güter im Ausland zu kaufen, Auslandsvermögen zu erwerben und ihre Außenschulden zu tilgen.
    In den USA macht man sich große Sorgen darüber, dass die amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve Bank, das Volumen der Refinanzierungskredite in der Krise verdreifacht hat. Aaron Tornellund Frank Westermann haben zu Recht darauf hingewiesen, dass sich das Volumen der Refinanzierungskredite in den europäischen Krisenländern innerhalb von nur fünf Jahren verzehnfacht hat.  25 Wie die Abbildung verdeutlicht, stieg es von 79 Milliarden Euro zu Beginn des Jahres 2007 auf 866 Milliarden Euro im Mai 2012.
    Die Selbstbedienung mit der Notenpresse fand in einem Ausmaß statt, das atemberaubend ist. Am aktuellen Rand hat sie in den fünf Krisenländern, wie die Abbildung verdeutlicht, ein Volumen von 878 Milliarden Euro angenommen. Rechnerisch reichte praktisch schon der Nettoankauf von Vermögensobjekten aus, die Liquiditätsversorgung der GIIPS-Länder sicherzustellen, und der gesamte Refinanzierungskredit der Zentralbanken dieser Länder diente der Finanzierung der Zahlungsbilanzdefizite.

7 Die Verdrängung des Refinanzierungskredits im

Weitere Kostenlose Bücher