Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Kern
Inflationsgefahren — Die Zentralbanken der Kernländer werden zu Schuldnern der Geschäftsbanken — Schallmauer durchbrochen — Die Risiken der Gläubigerländer — Die Umwidmung der deutschen Ersparnisse — Der Euro, das Bretton-Woods-Gold und der Schweizer Franken — Der Target-Kredit lag im Schaufenster
DIE ZENTRALBANKEN DER KERNLÄNDER WERDEN ZU SCHULDNERN DER GESCHÄFTSBANKEN 7
Abbildung 7.2 verdeutlicht die Kreditverlagerung, indem sie Abbildung 6.5 , die sich auf die GIIPS-Staaten bezieht, um eine analoge Abbildung ergänzt, die, quasi nach oben geklappt, über die vorige Abbildung gesetzt wird. Die Höhe der so entstehenden Box misst die gesamte Zentralbankgeldmenge im Euroraum. Sie wird hier gleich 100 % gesetzt, und alle Größen werden ebenfalls als Prozentsätze dieser Zentralbankgeldmenge ausgedrückt.
Von unten nach oben gelesen gibt die grüne Linie wieder die in den GIIPS-Staaten zirkulierende Geldmenge an. Der Abstand von dieser Linie bis zur oberen Bildbegrenzung ist entsprechend die Geldmenge, die in den anderen Euroländern zirkuliert, nennen wir sie der Einfachheit halber, wenn auch etwas unscharf, »Kernländer«.
Die rote Linie hat die gleiche Bedeutung wie in Abbildung 6.5 . Sie trennt die Geldmenge nach ihrer Herkunft. Von unten nach oben gemessen zeigt sie den Anteil der Geldmenge, der in den GIIPS-Ländern entstanden ist, und von oben nach unten gemessen zeigt sie den Anteil der Geldmenge, der in den Kernländern entstanden ist.
Abbildung 7.2: Die Verlagerung des Zentralbankkredits durch die Geldabflüsse (Januar 2007 – Mai 2012)
1) Nettorefinanzierungskredit in den Kernländern verschwindet.
2) Binnengeld in den Kernländern verschwindet.
* Geschaffen durch Refinanzierungskredite oder den Erwerb von Aktiva im Geschäftsbankensektor.
Hinweise: Die Zentralbankgeldmenge ist hier unter Abzug der Einlagefazilität definiert, und der Nettorefinanzierungskredit ist gleich dem Bruttorefinanzierungskredit abzüglich der Einlagefazilität und der Dreimonatskredite, die die Geschäftsbanken ihren Zentralbanken geben.
Quelle: H.-W. Sinn und T. Wollmershäuser, »Target Loans, Current Account Balances and Capital Flows: The ECB’s Rescue Facility«, a.a.O., Abbildung 9, Fortschreibung.
Das Geld kommt in die Wirtschaft, indem die Zentralbank Vermögensobjekte wie z. B. Gold oder Wertpapiere von den Banken kauft oder indem sie Refinanzierungskredite gibt. Die erste dieser beidenKomponenten wird jeweils durch die gelben Flächen dargestellt. Dabei steht der Begriff »andere Aktiva« für die Nettogröße aller anderen Bestände von Vermögensobjekten in den Bilanzen der Notenbanken. Die Breite der unteren gelben Fläche zeigt den Teil der Geldmenge, der durch den Erwerb von solchen Aktiva in den GIIPS-Ländern entstand, und die Breite der oberen gelben Fläche zeigt den Teil der Geldmenge, der auf ähnliche Wiese in den Kernländern entstand. Die Refinanzierungskredite, die in den GIIPS-Ländern beziehungsweise im Kern vergeben wurden, werden demgemäß durch den Abstand von der roten Linie bis zur jeweiligen gelben Fläche gemessen.
Die Refinanzierungskredite sind in der Abbildung als Nettogrößen unter Abzug möglicher Einlagen und Anlagen der Banken bei den jeweiligen nationalen Notenbanken definiert. Ob die zufließende Liquidität durch die Verringerung des Refinanzierungskredits an die Geschäftsbanken abgeschöpft wird oder dadurch, dass die Notenbanken sich selbst bei den Geschäftsbanken verschulden, ist einerlei. Das ist ökonomisch fast derselbe Vorgang.
Der Target-Saldo ist wieder der Abstand zwischen der roten und der grünen Linie, nur dass auch er jetzt als Prozentsatz der Zentralbankgeldmenge ausgedrückt ist. Er kann nun sowohl als Target-Schuld der GIIPS-Länder als auch als Target-Forderung der Kernländer interpretiert werden kann. Wie schon erläutert, misst er das Außengeld, das in den GIIPS-Ländern geschaffen wurde, doch nun in den Kernländern zirkuliert, also das, was oben auch schon mal als »Überlauf« bezeichnet wurde.
Im Verein mit der vorigen Abbildung, nach der die Eurogeldmenge ihren Trend zumindest bis Ende 2011 nicht verlassen hat, impliziert Abbildung 7.2 , dass das vom Süden in den Norden wandernde Geld die im Norden durch Refinanzierungskredite oder Wertpapierkäufe geschaffene Geldmenge eins zu eins verdrängt hat.
Dies ist keine Verdrängung durch eine Angebotsbeschränkung auf dem Kreditmarkt, wie gelegentlich von
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