Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
EZB ziehen durften, nicht konkurrieren konnten.
Wenn der Euro zerbricht, werden sich die deutschen Forderungen wohl weitgehend in Luft auflösen. Dann kann die Bundesbank keine Gewinne an den Staat mehr ausschütten und die Ansprüche der deutschen Banken aus einem Teil der dort angelegten Ersparnisse nicht mehr bedienen. Leidtragende sind die Sparer, Steuerzahler und Rentner.
Daher bleibt der deutschen Regierung nichts anderes übrig, als ein Rettungspaket nach dem anderen zu unterschreiben und im Zugeder Nachverhandlungen eine Forderung nach der anderen aufzugeben, wie der Bankdirektor, der schwitzend den Vertrag zur Verlängerung des Kredits an die konkursreife lokale Firma unterschreibt, weil er weiß, dass auch seine eigene Bank ins Straucheln gerät, wenn er dem faulen Geld kein frisches hinterherwirft. Deutschland sitzt in der Falle und rutscht mit all seinen Aktionen immer tiefer dort hinein.
Deutschlands Anteil an den Target-Krediten und den öffentlichen Hilfskrediten lag im Juli 2012 bei 855 Milliarden Euro oder drei Vierteln seines Nettoauslandsvermögens. Seit dem Ausbruch der Krise hat Deutschland für seinen Leistungsbilanzüberschuss mit dem Rest der Welt nichts anderes als Target-Forderungen und Forderungen aus Hilfskrediten erhalten ( Abbildung 8.10 ). Wenn der Euro zerbricht, haben seine Bürger umsonst für die Exportüberschüsse gearbeitet. Den Finnen und Holländern geht es nicht besser.
Aber auch wenn der Euro nicht zerbricht, ist das Geld wahrscheinlich verloren, denn wenn die Target-Forderungen stehen bleiben, verdampfen sie durch die Inflation im Laufe der Zeit von ganz alleine. Der Zins, den die Bundesbank für ihre Target-Forderungen erhält und den die Bundesbank den Banken für ihre Termineinlagen zahlt beziehungsweise für Refinanzierungskredite eingenommen hätte, liegt derzeit bei 0,75 %. Für die Einlagefazilität, also das kurzfristig der Bundesbank geliehene Geld, erhalten die Banken inzwischen überhaupt keinen Zins mehr. Aber die Inflation übersteigt schon heute den Wert von 2 %. Der reale Zins, den die deutschen Banken für die Sparer durch Rückzahlung von Refinanzierungskrediten und Anlagen bei der Bundesbank erwirtschaften, ist in jedem Fall negativ. Ein Vermögen, an das man nicht herankommt und das keine Zinsen bringt, hat keinen wirklichen ökonomischen Wert, egal wie kreativ es verbucht wird.
Leider besteht wenig Hoffnung, dass das Target-Vermögen der Deutschen ohne größeres politisches Umlenken jemals wieder in fungibles Vermögen zurückverwandelt wird. Wenn die Target-Salden überhaupt jemals wieder verschwinden sollten, dann wohl nur deshalb, weil sie durch öffentliche deutsche Rettungskredite, Eurobonds, Staatspapierkäufe der Bundesbank oder andere Formen nicht fungiblen Vermögens ersetzt werden. Denn damit sie wieder durch privates Kapital ersetzt werden, müsste die EZB damit beginnen, ihre übermäßigen Refinanzierungskredite in Südeuropa wieder einzusammeln, indem sie Bedingungen setzt, die etwas schlechter für die Kreditnehmer als die Bedingungen des Kapitalmarktes sind. Doch solange der EZB-Rat von den Schuldenländern dominiert wird (vgl. Abbildung 1.3 ), kann man das nicht erwarten. Man muss im Gegenteil davon ausgehen, dass der Rat die Konditionen, zu denen die Kapitalmärkte bereit wären, die anstehenden Risiken zu tragen, weiterhin unterlaufen wird und die Target-Kredite noch weiter ansteigen, weil die Kreditnehmer der südlichen Länder die Gelegenheit nutzen, immer mehr hochverzinsliche private Schulden in niedrigverzinsliche Schulden beim EZB-System zu verwandeln.
EUROBONDS
Als Mittel der Wahl zur Herstellung der gemeinsamen Haftung gelten Eurobonds. Eurobonds sind Anleihen, für die die Euroländer entweder im Verhältnis zu ihrer Größe oder, in einer Extremversion, sogar gesamtschuldnerisch haften. Danach würde ein Fonds wie der in Kapitel 10 diskutierte ESM seine Kredite nicht mehr unter Auflagen, die einen Souveränitätsverlust bedeuten, und in Form begrenzter Kontingente gewähren, sondern sie jedem Euro-Staat als normale Finanzquelle im Rahmen der gemeinsamen Verschuldungsgrenzen, wie sie im Fiskalpakt formuliert sind, zur Verfügung stellen. DerFonds würde sich, wie es heute schon beim ESM vorgesehen ist, durch die Begebung von gemeinsamen Anleihen auf dem Kapitalmarkt finanzieren.
Alle Länder würden nun unabhängig von ihrem Konkursrisiko die gleichen Zinsen zahlen und bräuchten sich nicht mehr der Notenpresse zu
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