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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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hat?«
    Fadrique bejahte. »Und darum ist es wichtig, nicht vor Einbruch der Dämmerung diesen Ort zu verlassen. Ich nehme an, sie durchstreifen nun die Umgebung, ärgerlich darüber, dass sie unsere Spur verloren haben. Sie ahnen, dass wir hier irgendwo auf Schatzsuche sind. Wenn du gestattest, werde ich mich ein wenig ausruhen. Die Wanderung bis Santiago wird anstrengend werden.«
    »Wanderung? Aber was ist mit unseren Pferden?«
    »Wir werden sie in Acebo zurücklassen, das ist ein verschlafenes Nest hinter dem Pass. Die Hirten dort verstehen zu schweigen.«
    »Wie viele Tage soll unsere Reise denn noch dauern?«
    »Im besten Fall zehn, eher fünfzehn. Wir müssen noch über den Cebreiro. Das ist ein Pass, der die Backen schmal werden lässt!«
    »Mit den Pferden wären wir schneller!«
    »Nur in der Ebene. Es ist von nun an sicherer, zu Fuß zu gehen. Ich kenne abgelegene Gebirgspfade, die für Reittiere und damit auch für unsere Verfolger ungeeignet sind. Und nun ruhe dich aus.«
    Wenig später erkannte Sidonia, dass Fadrique schlief. Für sie war das unmöglich. Sie brauchte die Gewissheit, dass Gabriel lebte. Gabriel. Immer wieder formten ihre Lippen seinen Namen. Sie musste ihn sehen! Sicher, sie verstand Fadriques Einwände, aber zum Teufel, vielleicht wollte er vor allem dieses Versteck schützen und ein paar alte Schriften! Sie lief in die Schlucht zurück, in der ihr der Wolf begegnet war, suchte die Felswände ab, erkannte einige Einschnitte, wagte aber nicht hineinzusteigen.
    »Zimenes«, rief sie flüsternd, aber die Stille um sie blieb vollkommen. Es nutzte nichts, sie konnte sich nicht beruhigen. Unschlüssig kehrte sie auf die Lichtung zurück. Die Pferde grasten träge. Wenn sie nur etwas tun könnte.
    Etwas konnte sie tun. Etwas, dass sie lange nicht mehr getan hatte. Sie konnte die Karten befragen!
    Eilig öffnete sie ihre Satteltaschen und suchte das Tarotspiel hervor. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Die Karten hatten auf seltsame Weise immer einen Hinweis gegeben. Manchmal waren diese Hinweise bedrückend, ja niederschmetternd gewesen, oder sie hatte sie falsch gedeutet. Sie wog den Stapel in ihrer Hand. Trotzdem. Sie würde es wagen, sie wollte eine Antwort auf ihre drängendste Frage: Lebte Gabriel?
    Rasch mischte sie die Karten in ihrer Hand. Geschickt bildete sie einen Fächer, nahm ihn in die rechte Hand und zog mit der linken. Bevor sie die einzelne Karte umdrehte, holte sie noch einmal Luft.
    »Was tust du da?«
    Sidonia schaute zu Fadrique hin. »Ich ... ich vertreibe mir die Zeit.«
    Der Padre erhob sich. Mit sanfter Gewalt entwand er ihr die einzelne Karte. »Das Tarot ist kein Spiel, Sidonia. Woher hast du die Karten?«
    »Gib sie mir zurück!«, rief Sidonia aufgeregt wie ein Kind. »Gib sie mir wieder. Lunetta hat sie mir geschenkt!«
    »Dann muss sie große Zuneigung für dich empfinden!« Er klang verblüfft.
    Fadrique drehte langsam die Karte um und betrachtete sie. Seine Stirn legte sich in Falten. Sidonia umklammerte die verbliebenen Karten. »Was zeigt die Karte?«
    »Deine geheimsten Wünsche und Ängste. Das Tarot ist ein Spiegel deiner Seele, und insofern jede Seele eines Menschen auch göttlich ist, kann es dir eine Ahnung von deinem Lebensweg und deinen Aufgaben vermitteln. Das Spiel gibt Hinweise auf deine Schatten-und Lichtseiten, es ...«
    »Zeig mir endlich die Karte!«
    Der Padre drehte das Bild um. Es zeigte einen Mann, eine Frau und ein Kind, die sich nackt aus einem Grab erhoben. Ihre Hände streckten sie dem Himmel und einem Engel entgegen, der auf einer Posaune blies. El juicio war der Name der Karte.
    »Das jüngste Gericht«, sagte Fadrique langsam. Sein Blick streifte die staunende Sidonia. Lag Mitleid darin? Sidonia betrachtete das Bild erneut, dann begannen ihre Augen zu leuchten.
    »Aber, das ist doch ganz eindeutig«, jubelte sie. »Die Karte zeigt die Auferstehung von den Toten! Gabriel lebt, er lebt! Oh Fadrique, ich liebe das Tarot!«
    »Die Karte kann auch etwas anderes bedeuten.«
    »Nein, ganz sicher nicht. Das kann sie nicht!«
    »Sidonia, das Tarot ist kein simples Mittel der Weissagung.«
    »Nicht?«
    »Ich sagte es bereits: Es ist ein Spiegel deiner Seele!«
    »Nun denn, ich wünsche nichts so sehr, als dass Gabriel lebt! Können wir nun endlich los?«
    Fadrique seufzte. »Sidonia, du machst es dir zu leicht. Diese Karte steht für die Erkenntnis, dass der Tod nur ein Übergang ist und dass diejenigen, die viel Leid erfahren haben

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