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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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es an ein Keuchen erinnerte.
    Fadrique schaute ihr zu. Als Sidonias Atmen sich in ein Japsen verwandelte, holte er aus und schlug ihr ins Gesicht. Sidonia erstarrte, dann begann sie zu weinen. Die Tränen schössen aus ihren Augen, strömten die Wangen herab, aber ihr Brustkorb weitete sich dabei, ihr Atem wurde ruhiger. Endlich fand sie die Sprache wieder.
    »Wie kannst du mir solchen Schmerz zufügen?«
    »Meinst du die Ohrfeige?«
    »Wie kannst du Scherze mit dem Tod Gabriels treiben? Ich habe ihn geliebt.«
    »Ich weiß. Aber sagtest du nicht, dass die Meseta alle deine Gefühle ausgebrannt hat?«
    Sidonia atmete heftig ein. Warum quälte dieser Mann sie so? »Ich, ich liebe ihn immer noch, und nichts quält mich mehr als sein Tod!«
    »Nichts quält dich mehr?«
    Heftig setzte Sidonia sich auf. »Doch! Er glaubte nicht, wie sehr ich ihn begehrt habe, wie nah ich ihm war, wie gut ich ihn verstand. Er starb, ohne zu wissen, dass ich ihn liebe. Das ist das Schrecklichste.«
    Fadrique zog seine Fellweste aus und legte sie um Sidonias Schultern. Sidonia bemerkte, dass sie fror.
    »Es ist gleichgültig, ob er es wusste, mein Kind. In Spanien sagt man: Eine Seele, die durch die Augen zu sprechen vermag, kann auch mit Blicken küssen. «
    Sidonia schaute ihn noch verzweifelter an: »Aber genau das kann ich nicht! Zimenes sagte, ich sei seelenlos.«
    »Dann muss er blind sein.«
    Sidonia schwieg.
    »Hör auf dich zu quälen. Du liebst! Daran ist nichts falsch und vergeblich.«
    Sidonia schluchzte. »Aber er ist tot, tot, tot.«
    »Mein Kind, was sagt dir dein Gefühl? Erinnerst du dich nicht, was du bei der Betrachtung des Christusbildes in der Talkirche empfandest? Du bist in der Messe aufgestanden und hast gerufen: Er lebt.«
    Sidonia schlang die Arme um ihre Knie und begann sich hin-und herzuwiegen. »Woher weißt du das?«, flüsterte sie. »Du warst nicht dabei. Oder doch? Kannst du dich auch unsichtbar machen?«
    »Elena hat es mir erzählt. Ich muss zugeben, es verwirrte mich damals, weil ich noch nichts von der Negrona wusste und selbstverständlich annahm, dass Gabriel lebte. Was er anscheinend tut. Nein, ich bin mir sogar sicher, dass er lebt.«
    Sidonia erstarrte. »Die Negrona!«
    Wie aus fernen Nebeln tauchte vor ihr das Bild des Schiffes auf. Das Donnern von Kanonen, die verlöschenden Lichter des ausgesetzten Bootes.
    »Er kann das nicht überlebt haben«, sagte sie tonlos. »Du musst dich irren!«
    »Nein. Anders ist das Verschwinden des Geldes nicht zu erklären. Nur er und ich kennen diese Höhle. Ich zeigte sie ihm, als er ein Junge war. Ich lehrte ihn, die Wölfe zu zähmen, ich zeigte ihm die geheimen Dokumente, die ich vor der Vernichtung retten konnte. Nie hätte er dieses Versteck einem anderen verraten. Nie. Er muss leben.«
    »Ich wünschte, ich könnte wie du an Wunder glauben«, flüsterte Sidonia.
    »Ein Wunder ist, dass Gott ihn ein zweites Mal gerettet hat. Dass er noch lebt, ist nur eine logische Schlussfolgerung.«
    »Er lebt ...«, flüsterte Sidonia ungläubig. Und noch einmal: »Er lebt.« Sie wiederholte die Worte so lange, bis sie in sie eindrangen und warm durchströmten. Ihre Augen begannen zu funkeln, ihre Wangen röteten sich, und sie streifte Fadriques Fellweste ab.
    »Wir müssen los, wir müssen ihn finden! Vielleicht ist er nicht weit von hier. Der Wolf hatte frisches Blut am Maul. Er hat das Kaninchen erst kürzlich gefressen. Oh, Fadrique, wo kann Gabriel sein?«
    »Auf dem Weg nach Santiago.«
    »Woher weißt du das nun schon wieder?«
    »Er will Lunetta befreien.«
    »Dann müssen wir sofort hinter ihm her, wir müssen ...«
    »Abwarten, bis es dunkel wird.«
    »Ich kann nicht warten.« Sidonia sprang auf. »Ich muss ihn finden. Ich muss ihn sehen, mit ihm reden.«
    »Das ist keine gute Idee. Bislang scheint Aleander nicht zu wissen, dass Gabriel noch lebt. Wenn wir nun hinterherstürmen, ziehen wir unsere Verfolger auch auf ihn.«
    »Niemand verfolgt uns!«
    »Wir werden seit mehreren Tagen beobachtet.«
    »Aber da war niemand!«
    »Nur ein Kaufmannstrupp auf schwarzen Jagdpferden, Sidonia! Es sind Jagdpferde, wie die Soldaten der Santa Hermandad sie schätzen. Und sie können sich merkwürdigerweise nicht dazu aufraffen, uns zu überholen, obwohl sie weit schneller reiten könnten. Kein Kaufmann würde so trödeln.«
    Sidonia ging unruhig zwischen den Bäumen auf und ab. »Du meinst die Gruppe von Männern, die in dem letzten Weiler vor dem Pass Rast eingelegt

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