Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
Vom Netzwerk:
ihr die Heiratsurkunde deiner Mutter.«
    Eine Wolke der Furcht verdüsterte Lunettas Kindergesicht.
    »Versprich mir, dass du zu ihr gehst. Sie wird dir helfen. Padre Fadrique glaubt fest daran. Die Witwe ist seine Schwester! Ich fürchte, meine Gefährten werden dich nicht beschützen, wenn ich ...«
    Ein harter Husten hinderte ihn daran weiterzusprechen. Das Mädchen stützte seinen Oberkörper, um ihm das Atmen zu erleichtern.
    »Zeit, dass wir über das Kind reden«, erklang die Stimme des Bärenbändigers über ihnen. Lunetta ließ die Geldbörse in ihrem Bündel verschwinden.
    »Was soll aus dem Bastard werden? Kann kaum seiltanzen, und als stumme Kartenlegerin bringt sie nichts ein. Oder hat sie endlich die Sprache wiedergefunden?«
    Der Greis stieß pfeifende Töne aus, während er antwortete: »Lass sie in Ruhe, Pancheo.« Wieder schüttelte ihn ein Hustenanfall, ließ ihn würgen.
    Der Hüne stemmte die Arme in die Hüften. »Wer zu uns gehört, muss arbeiten.«
    Grob riss er Lunetta am Kragen ihres Leinenhemdes nach oben, ließ sie vor sich in der Luft baumeln. »Das Luder hat mich im Hafen gestern wie einen Narren aussehen lassen mit ihrer Bärenschau.«
    Lunetta versuchte, sich freizustrampeln. Ihr Hemd rutschte hoch und entblößte die Knospen junger Brüste. Der Bärenzähmer packte sie um die Taille und setzte sie sich auf die Hüften. Mit seiner Pranke fuhr er über die samtigen Hügel. Lunettas Gesicht verzog sich in Ekel und Angst.
    Ein Grinsen schlich sich in das zernarbte Gesicht Pancheos. »Hm, damit ließe sich Geld machen. Zartes Fleisch, danach giert es vornehme Freier. Und dass sie das Maul nicht nutzen kann, ist nur günstig. He, Wirt!«
    Der Gastgeber, der die Szene vor dem Zelt beobachtet hatte, flitzte herbei. »Hast du Ärger? Oh, was für ein verdorbenes Stück, sich so nackt vor aller Welt zu zeigen.« Lüstern ließ er seine Blicke über Lunettas Oberkörper gleiten.
    »Verdorben? No, no«, brummte der Tierbändiger und schob Lunettas Rock hoch. Die Augen des Wirtes tasteten sich zu der schmalen Spalte vor, die von einem Leinenschurz kaum bedeckt wurde.
    »Nun?«, wollte Pancheo wissen und umklammerte die sich windende Lunetta. »Wie viel Stechpfennige bringt in Colonia der erste Ritt auf einem spanischen Fohlen?«
    Der Wirt rieb sich den verdächtig prallen Hosenlatz. »Ist sie noch versiegelt? Der nackte Hügel unbewässert?«
    Pancheo nickte und befingerte den Leinenstreifen über der Scham des Mädchens.
    Der Wirt seufzte. »Nun, solch eine Männerfalle bringt in der Domstadt genug ein, um gerecht zu teilen. Ich kenne gewisse Prälaten, die kindliche Unschuld über alles lieben und sie gern einer genauen Prüfung unterziehen. Mit ihren geweihten Kerzen.« Er lachte dröhnend.
    Lunetta trat mit den Füßen aus und traf Pancheos Magengrube. Der Bärenzähmer holte aus und schlug ihr ins Gesicht.
    Mit letzter Kraft kämpfte sich der Greis vor dem Zelt auf die Beine. »Lass das Mädchen los.«
    Lunetta biss ihrem Peiniger in die Schultern. Pancheo schrie auf, warf das Kind zu Boden und legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf seinen zarten Körper. Hilflos suchend schaute sich der Alte um. Die anderen Gaukler hatten sich abgewandt. Sie übten Kunststücke oder belauerten heimlich das Geschehen. Nur der Bär zerrte an seiner Kette.
    Pancheo presste seinen Unterleib gegen Lunettas Scham, stützte sich mit den Armen ab und markierte Stöße. »Ein Domherr ist nicht gut genug? Dann werde ich ...«
    Ein Schrei des Wirtes ließ ihn innehalten, dann fuhr die krallenbewehrte Tatze des Bären auf Pancheo hinab und zerfetzte die Haut seines linken Schulterblattes. Vor Schmerz jaulend rollte sich Pancheo von Lunetta herab. Sie sprang auf die Beine, griff nach ihrem Bündel und rannte über den Hof auf das Tor zu. Mit einem letzten Blick sah sie den Greis, der sterbend neben dem Karren zusammenbrach, von dem er den Bären losgekettet hatte.
    Lunettas Beine gingen wie Trommelstöcke, der Atem strich in harten Stößen über ihre Rippen, während sie auf den Dom zujagte. Sie presste ihre Habseligkeiten an sich und schlug Haken um die Abfallhaufen der Leimsieder und umherlaufende Schweine. Sie lief ohne sich umzublicken. Sie lief um ihr Leben. Sie sah weder den weiß gekleideten Dominikanermönch, der ihre Flucht mit Interesse verfolgte noch den Henker, der neben ihm in den Hof der Schenke eilte. Dort spaltete der Scharfrichter mit seinem Beil dem Bären den Schädel und rettete so Pancheos Leben,

Weitere Kostenlose Bücher