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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Schrecklichste angetan. Ich fürchte dich nicht«, erwiderte Sidonia voll Hass.
    »Ach nein? Lunetta ist meiner Zucht zugänglicher. Sie gehorcht, weil sie weiß, dass ich sie mit einem Wort oder einer Geste vernichten kann. Du unterschätzt meine Macht, und ich bin noch nicht fertig mit dir.«
    Sidonia kämpfte sich mit Tritten und Püffen frei, legte beide Hände auf die Reling und schwang sich hinauf. »Ich brauche nur loszulassen«, sagte sie, »dann hast du alle Macht über mich verloren.«
    Aleander bewegte sich nicht. »Wenn dir Lunettas Leben und das deines Bruders lieb sind, dann steig herab. Ihr Schicksal hängt von dir ab! Willst du sie sterben lassen?«
    Sidonia klammerte sich an das Schanzkleid, ein kurzes Wellental ließ das Schiff in die Tiefe sausen und drückte ihr den Magen nach oben. Schlimmer als alle Übelkeit und die Angst über Bord zu gehen war die Erkenntnis, dass der Dominikaner sie in der Hand hatte. Mit ihrem unbedachten Ausflug an Deck hatte sie alle Möglichkeiten, Lunetta und ihrem Bruder zu helfen, verspielt. Keinen Moment zweifelte sie daran, dass er das Kind töten und Lambert verderben würde, wenn sie ihm nicht zu Willen war. Auch Aleander zweifelte nicht an seiner Macht. Seelenruhig wartete er ab, bis Sidonia sich von der Reling hinabgleiten ließ.
    Der Dominikaner streckte seine Hand vor. »Brav, und nun folge mir.«
    Sidonia versteckte ihre Hände im Rücken. Es war eine alberne Geste, die Geste eines verstockten Kindes. Aleander hob eine Braue, krümmte die Finger seiner ausgestreckten Hand. Sidonia verstand die Geste. Widerwillig legte sie ihre Hand in die seine.
    »He, was treibt ihr beiden da«, rollte eine Stimme zu ihnen herab. Der Kanonenwächter war erwacht. Hoffnungsvoll riss Sidonia ihren Kopf hoch, kniff die Augen zusammen und wollte etwas sagen. Doch das Gesicht, das sie über sich entdeckte, ließ sie den Blick senken. Es war das Gesicht des Kölner Stadtsoldaten Goswin. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten, sondern nur noch mehr Schwierigkeiten.
    »Kenne ich dich nicht?«, fragte Goswin und hielt eine Laterne über die Galerie. Doch ihr Licht strahlte zu Sidonias Erleichterung nicht sie, sondern den Dominikaner an. Der nickte. »Wir trafen uns in Köln.«
    »Und was machst du hier an Bord?«
    »Na was schon! Ich bin auf der Rückreise nach Spanien«, erwiderte Aleander ruhig. »Meine Pflichten als Inquisitor rufen, nachdem in Köln die Verhaftung der üblen Ketzer Lambert van Berck und Peter Fliestedten vollzogen wurde. Der junge van Berck hat zudem den Reliquienhändler auf dem Gewissen. Ich habe Köln einen großen Dienst erwiesen.«
    Sidonia wollte ihre Hand aus der seinen zerren, eine Welle der Übelkeit überfiel sie bei Aleanders letztem Satz! Der Mann, der ihren Bruder zu vernichten wünschte, schloss seine Hand nur umso fester um die ihre. Das fiel auch Goswin auf.
    »Und auf dem Weg in die Heimat vergnügst du dich in Gesellschaft eines Pagen, dessen Hand in deiner liegt?« Goswins Verachtung war unüberhörbar. Aleander ignorierte sie.
    »Deine Aufmerksamkeit ehrt dich, aber du solltest sie auf die Kanonen lenken. Der Schiffsführer hat deine Pflichten sicher genau umrissen, nicht wahr? Ich kenne ihn und schätze sein Urteilsvermögen sehr, so wie er das meine schätzt.«
    Knurrend wandte Goswin sich ab. Verfluchter Mönch. Überhaupt diese verfluchte Reise als Pilgerwächter. Die Gruppe um Sebald Rieter genoss – auf Empfehlung des Rates – seinen Begleitschutz. Eine Belohnung sollte das sein. Für den Fund der Leiche im Rhein. Dafür, dass er Aussagen über eine Magd aus dem Haus van Berck hatte machen können, die in der Mordnacht im Hafen gewesen war. Das hatte Kölns hohen Herren gefallen, die es schon lange darauf angelegt hatten, dem Waffenhändler die Flügel zu stutzen. Dazu hatte er beitragen können. Aber die Belohnung! Pah, ihm lag nichts am Reisen. Zwar war ihm nicht mehr übel, wie zu Beginn, aber dem Meer traute er so wenig wie die Matrosen. Sie hatten ihm versichert, es sei besser, nicht schwimmen zu können, um im Fall einer Havarie nicht stundenlang gegen die Wellen anzukämpfen, die einen am Ende doch verschlangen. Und wer wusste schon, ob am Grund des Meeres nicht all die Schlangen und Ungeheuer warteten, die auf Seekarten abgebildet waren! Gegen die half weder Mannesmut noch Schwertkunst.
    Aleander zog Sidonia über Deck. Geschickt schlängelte er sich durch die am Boden liegenden Schlafenden. Einige trat er zur Seite. Sidonia stieß

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