Die Tatarin
bis sich die Rechte in ihrem gut gefüllten Ausschnitt wiederfand.
»Wir haben ein wenig Zeit für uns, Mütterchen.« Es klang fast bettelnd, gleichzeitig löste er mit der linken Hand die Knöpfe seiner Weste und machte dann bei den Verschlüssen ihres Kleides weiter. Jekaterina wusste, dass der Zar nach einer zärtlichen Stunde weitaus zugänglicher war, und spürte auch ihre Lust erwachen. Daher ließ sie es lachend zu, dass er sie aus ihren Kleidern schälte, hochhob und auf sein Feldbett legte. Es war nicht besonders weich und vor allem nicht breit genug für zwei Personen, doch weder Pjotr Alexejewitsch noch seine Geliebte waren besonders wählerisch und hätten sich auch mit einer Decke auf dem Boden zufrieden gegeben.
Geraume Zeit später lagen die beiden eng aneinander geschmiegt auf dem schmalen Lager, und während der Zar Jekaterina zärtliche Worte ins Ohr flüsterte, schmiedete sie in Gedanken ihren Schlachtplan.
»Ich habe gehört, dass dieser tatarische Deserteur gefangen wurde«, begann sie vorsichtig.
Der Zar nickte sichtlich zufrieden. »Das ist richtig! Wir haben diesen verräterischen Hund erwischt.«
»Sehr gut!« Jekaterina heuchelte Begeisterung, zog dann jedoch ein zweifelndes Gesicht. »Diese Nachricht wird Marfa Alexejewna betrüben. Sie glaubt nämlich, Bahadur könnte ein Kind ihrer Schwester Natalja sein, die von deiner Schwester Sofja, dieser schlimmen Frau, nach Sibirien verbannt wurde und dort umgekommen ist. Willst du die Arme nicht wenigstens einmal mit deinem Gefangenen reden lassen, damit sie Klarheit gewinnt?«
Der Zar schnaubte grimmig, doch den bittenden Augen seiner Geliebten konnte er nicht widerstehen. »Wegen mir kann Marfa das Zelt des Gefangenen betreten.«
Jekaterina belohnte ihn mit einem innigen Kuss. »Du bist ein Goldschatz, mein Pitter. Aber halt! Es dürfte für Marfa zu deprimierend sein, Bahadur im Gefangenenzelt aufzusuchen. Lass ihn doch in unser Zelt bringen. Er wird uns gewiss nicht davonlaufen, und wer weiß, vielleicht kann ich ihn sogar dazu bringen, mir zu erzählen, was er im Lager der Schweden gesehen und gehört hat.«
»Es werden eh nur Lügen sein!«, antwortete der Zar unwirsch.
»Vielleicht ja, vielleicht nein. Das kannst du hinterher entscheiden.« Jekaterina schenkte ihrem Geliebten einen strahlenden Blick und sah, wie sich die Unmutsfalten auf seiner Stirn glätteten.
»Also gut, ich gebe Befehl, dass man den Gefangenen zu dir bringt. Dafür musst du heute Abend für meine Generäle kochen.«
»Das tue ich doch gerne!« Jekaterina war zu Recht stolz auf ihre Kochkünste und freute sich über jedes Lob, das sie dafür erhielt. Sie zog sich mit Pjotr Alexejewitschs Hilfe an, schlüpfte nach einem letzten Kuss lachend zum Zelteingang hinaus und befahl dem Adjutanten, der draußen gewartet hatte, den Gefangenen zu holen und zu ihrem eigenen Zelt zu bringen, das gerade auf einer der wenigen freien Stellen im Lager aufgebaut worden war.
Der Mann musterte sie mit einem zweifelnden Blick, wagte jedoch nicht zu widersprechen. »Ich muss vorher nur kurz zu Seiner Majestät«, entschuldigte er sich. Jekaterina wusste, dass er nachfragen wollte, ob er ihr gehorchen dürfe, und erlaubte es ihm gnädig. Der junge Offizier kam schneller aus dem Zelt heraus, als er eingetreten war, und rief vier Soldaten zu sich.
»Wir bringen den Gefangenen sofort, Mütterchen!«
Jekaterina lächelte sanft und eilte voraus, um noch etwas vorzubereiten.
VI.
Seit ihrer Gefangennahme hatte Schirin kein Wort mehr gesprochen. Immer wieder überlegte sie, ob sie die Männer nicht doch bitten sollte, den Zaren vor Kirilins Meuchelmördern zu warnen, doch da die Soldaten sie jedes Mal verspotteten und beschimpften, wenn sie hereinkamen, um ihr Wasser oder Essen hinzustellen, ihren Eimer zu leeren oder sie einfach zu kontrollieren, presste sie ihre Lippen zusammen, damit ihnen kein Ton entschlüpfte. Die Russen hatten eine mehrere Schritt lange Kette mit einem Schloss um ihr rechtes Bein gelegt und mit dem anderen Ende an einem dicken Pflock in der Mitte des Zeltes befestigt und ihr mit einer anderen Kette die Arme so gefesselt, dass sie sich innerhalb des Zeltes bewegen, alleine essen und auch ihre Notdurft verrichten konnte.
Bald spürte sie, dass sie mürbe zu werden drohte. Die Gebete, die sie zu Allah richtete, brachten ihr keinen Trost, und sie ertappte sich mehrfach dabei, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Obwohl ihr Verstand sagte, dass es das Beste
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