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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Marinus.»
    Sekita blickt erschrocken auf. «Der Marinus braucht Doktor?»
    Gerritszoon und Baert grunzen belustigt: Sekita merkt, dass er einen Fehler gemacht hat, und sagt: «Freunde in der Not gehen tausend auf ein Lot.» Er schielt auf den nächsten Namen. «Fui ... shā ...»
    «Ich wage zu behaupten», meldet sich Fischer, «dass ich das bin, aber man spricht es ‹Fischer› aus.»
    «Ja, ja, Fuishā.» Sekita ringt mit dem nächsten Namen. «Ōe-hando.»
    «Anwesend, samt all meiner Sünden», sagt Ouwehand und reibt die Tintenkleckse an seinen Händen.
    Sekita tupft sich mit einem Taschentuch die Stirn. «Dazūto ...»
    «Anwesend», sagt Jacob. Leute zu erfassen und beim Namen aufzurufen , denkt er, bedeutet, sie sich untenan zu machen.
    Als Nächstes verunstaltet Sakita die Namen der Arbeiter: Die höhnischen Bemerkungen, mit denen Gerritszoon und Baert reagieren, verhindern nicht, dass auch ihnen nichts anderes übrigbleibt, als zu antworten. Als die weißen Ausländer abgehakt sind, nimmt sich Sekita die vier Diener und vier Sklaven vor, die in zwei Gruppen links und rechts von ihren Herren stehen. Der Dolmetscher beginnt mit den Dienern: Eelattu, Cupido und Philander, dann mustert er den Namen des ersten Sklaven auf der Liste. «Su-ya-ko.»
    Als niemand sich zu Wort meldet, schaut Jacob sich nach dem fehlenden Malaien um.
    Sekita stößt noch einmal mühsam die Silben hervor, «Su-ya-ko», aber es meldet sich niemand.
    Er wirft seinem Schreiber einen zornigen Blick zu, während dieser Wachtmeister Kosugi eine Frage stellt.
    Kosugis Antwort, so vermutet Jacob, lautet: «Das ist dein Appell, und Abwesende sind dein Problem.» Sekita wendet sich an Marinus. «Wo - sind - Su-ya-ko?»
    Der Arzt summt mit seiner Bassstimme eine Melodie. Als er Sekita genügend gereizt hat, wendet er sich an die Diener und Sklaven. «Würdet ihr bitte Sjako suchen und ihm sagen, dass er zu spät zum Appell kommt?»
    Alle sieben eilen zur Langen Straße und beraten sich, wo Sjako wohl stecken könnte.
    «Ich finde heraus, wo der Hund sich verkrochen hat», sagt Peter Fischer zu Dr. Marinus, «und zwar wesentlich schneller als das braune Gesindel. Begleiten Sie mich, Herr Gerritszoon, Sie sind der richtige Mann für diese Aufgabe.»
     
    Kaum fünf Minuten später tritt Peter Fischer mit blutverschmierter rechter Hand aus der Fahnengasse, gefolgt von ein paar Hausdolmetschern, die aufgeregt auf Wachtmeister Kosugi und Dolmetscher Sekita einreden. Kurz darauf erscheint Eelattu und erstattet Marinus auf Singhalesisch Bericht. Fischer unterrichtet derweil die anderen Niederländer. «Wir fanden den Mistkäfer im Packhaus gleich neben dem Speicher Doorn. Ich hatte ihn heute früh dort hineingehen sehen.»
    «Warum», fragt Jacob, «haben Sie ihn dann nicht zum Appell geholt?»
    Fischer grinst. «Ich schätze, er wird ein Weilchen nicht gehen können.»
    «In Gottes Namen, was haben Sie ihm angetan?», sagt Ouwehand.
    «Nicht so viel, wie er verdient hätte. Der Sklave trank gestohlenen Schnaps und belegte uns mit Schimpfworten, die schon bei einem Gleichgestellten unverzeihlich wären, ganz zu schweigen von einem stinkenden Malaien. Als Herr Gerritszoon sich anschickte, ihm die Unverschämtheiten mit einem Rattanstock auszutreiben, bekam er einen entsetzlichen Wutanfall, heulte wie ein blutdürstiger Wolf und wollte uns mit einem Brecheisen die Schädel einschlagen.»
    «Aber warum», bohrt Jacob nach, «hat niemand von uns dieses blutdürstige Heulen gehört?»
    «Weil er», weist Fischer ihn zurecht, «vorher die Tür geschlossen hat, Sekretär de Zoet!»
    «Sjako hat noch keiner Fliege was zuleide getan», sagt Ivo Oost, «jedenfalls nicht, dass ich wüsste.»
    «Vielleicht stehen Sie ihm zu nah», Fischer spielt auf Oosts Abstammung an, «um unvoreingenommen urteilen zu können.»
    Arie Grote löst vorsichtig das Schnitzmesser aus Oosts Hand. Marinus gibt Eelattu eine Anweisung auf Singhalesisch, und der Diener läuft in Richtung Krankenhaus. Der Arzt eilt so schnell, wie sein lahmes Bein es zulässt, in die Fahnengasse. Ohne auf Sekitas Protest zu hören, folgt Jacob ihm, seinerseits gefolgt von Wachtmeister Kosugi und dessen Wachleuten.
    Das Abendlicht färbt die weißgetünchten Speicher in der Langen Straße in einem dunklen Bronzeton. Jacob hat Marinus eingeholt. An der Kreuzung biegen sie in die Knochengasse ein, eilen vorbei am Speicher Doorn und betreten den stickigen, düsteren, mit Kisten vollgestellten

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