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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Er machte eine theatralische Geste, fast schon so, wie Aberdira das immer tat. »Es befreit mich, verstehst du mich? Ich brauche die Fotografie!«
    Betty runzelte die Stirn. Der Duft des seltsamen Tees ließ sie an etwas anderes denken, an etwas, das sie nicht vergessen
konnte. Fast sah sie wieder alles vor sich. Das dunkle Kontor der Asmussens daheim in Emden, den aufgebrachten Senior und schließlich den geheimnisvollen Fremden, der sie mit seinen Armen aufgefangen hatte, John Francis Jocelyn. Wenn sie die Augen schloss, spürte sie wieder, wie es war, auf ihn zuzustürzen. Es war unendlich schwer, sich dabei noch auf das Gespräch mit Anton zu konzentrieren. Dennoch brach es aus ihr heraus: »Du willst es bei Remburg zu etwas bringen, damit du dort gleich wieder herauskannst? Etwas erringen, um es dann loszulassen? Damit betrügst du doch den alten Remburg. Soweit ich das bei den Remburgs mitbekommen habe, wirst du da bereits als Junior-Inhaber gehandelt und gefördert. Das erscheint mir aber sehr doppelbödig zu sein! Das ist nicht richtig, Anton! Es ist nicht ehrlich. Und es gehört sich auch nicht!«
    Anton brauchte offenbar einen Augenblick, um ihre Worte zu verdauen. »Ach, und du weißt so genau, was richtig ist? Ausgerechnet du sprichst von Doppelbödigkeit? Ein Frauenzimmer, das nicht nur wegen einer bestimmten Sache bei den Tollhoffs ins Gerede kommt, sondern dann auch noch mit Theodor Tollhoff in einer dunklen Ecke erwischt wird? Mit roten Wangen und hochgesteckten Röcken? Und ohne auch nur ein einziges Mal geschrien zu haben? Also, bei allem Verständnis, Betty, das sah nicht nach einem gewaltsamen Übergriff von Theodor Tollhoff aus. Das geht jetzt wirklich zu weit.« Er regte sich dermaßen auf, dass sein Hals in dem engen weißen Kragen anschwoll. »Und zudem weißt du gar nicht, wie es in einem gro ßen Handelshaus zugeht. Es steht dir kein Urteil zu. Du bist ein Frauenzimmer und du weißt gar nichts!« Anton zögerte einen Augenblick lang. »Weißt du eigentlich, was Ismael hier für dich tut? Hat er dir gesagt, dass alle dich wegen Diebstahls suchen? Du hast einem anderen Küchenmädchen eine wertvolle Brosche gestohlen. Und diese andere, diese blaue Brosche
mit einem Hasen drauf, mit der du auf Tollhoff eingestochen hast, wohl auch. Jungfer Siebenschön hat sie Herrn Remburg noch am selben Abend wieder ausgehändigt.« Er räusperte sich. »Dieses Beweisstück ist danach allerdings abermals gestohlen worden, zumindest war es nicht mehr auffindbar. Aber die Lage ist ohnehin klar, Betty. Eines der Mädchen hat dich beobach tet, wie du in den Kammern der Hausmädchen herumgeschlichen bist. Jemand wie du hat also wahrlich keinen Grund, sich moralisch über andere zu erheben. Es ist Ismaels großer Menschenliebe zu verdanken, dass er dich hier versteckt hält, bis man diesen Vorfall vielleicht vergessen hat. Der Stadt hätte man dich verwiesen!« Er starrte sie an wie einen besonders ekligen Käfer. »Und wenn ich das noch mal hinzufügen darf: Auch ich trage meinen Teil dazu bei, dass du hier geschützt bist. Gerade neulich hat noch einmal dieser seltsame Kaufmann aus Indien bei uns vorgesprochen, Mister Jocelyn. Er war an diesem Abend auch zugegen. Und er kannte meinen Vater aus Emden, er war ja damals da, als du aus der Ladeluke ins Kontor gefallen bist. Remburg und ich sind uns jedenfalls sicher, dass auch diesem Mann irgendein wertvoller Gegenstand abhandengekommen ist und dass ihn nur seine exquisite Herkunft und Erziehung daran hindern, uns Details darüber anzuvertrauen. Du hast nämlich auch Mister Jocelyn bestohlen, Betty, das ist deutlich geworden. Und ich möchte gar nicht wissen, was es war, das du dir von ihm genommen hast. Jedenfalls soll er Remburg eine Beteiligung nur dafür angeboten haben, dass er ihm deinen Aufenthaltsort nennt. Aber Remburg weiß ja nicht, wo du bist.«
    Betty hatte das Gefühl, in Ohnmacht fallen zu müssen. »Aber warum hast du ihm nichts gesagt, Anton?«
    Anton zuckte die Schultern. »Ich bin ein Gentleman. Ich verrate meine früheren Freunde nicht.«

    »Anton! Das glaube ich dir nicht!«
    Für einen winzigen Augenblick schien sie Antons Fassade durchbrochen zu haben. Sein Blick flackerte und er senkte die Lider. »Ja, du hast recht. Ich hätte dich verraten. Aber ich habe John Francis Jocelyn nicht mehr angetroffen. Wie es heißt, hat er sich in die Neue Welt eingeschifft. Er will jetzt auch in Amerika Handel treiben.«
    Ismael Aberdira hatte dem Streit die

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