Die Teerose
– ein Körper, ein Herz und eine Seele.
Diese Bilder quälten sie. Sie wollte mit Will zusammensein, nur an ihn denken, in ihn verliebt sein. Sie wollte nach vorne blicken, Joe hinter sich lassen. Doch sosehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht. Immer wieder kam sein Bild zurück. Entweder hörte sie eine Stimme oder blickte in Augen, die sie an ihn erinnerten, oder sie entdeckte einen jungen Mann mit dem gleichen forschen Schritt, und plötzlich war er wieder bei ihr – in ihren Gedanken, in ihrem Herzen.
»Fiona?« fragte Will leise. »Sind das Tränen?«
Verlegen wischte sie sich über die Wangen. Sie hatte nicht bemerkt, daß sie weinte.
Er zog sein Taschentuch heraus und tupfte ihr die Augen ab. »Ich hab dich verwirrt, tut mir leid. Ich hätte nicht so fordernd sein sollen. Ich bin ein Trottel. Wirklich. Wein doch nicht, Liebling. Es bricht mir das Herz.« Er zog sie an sich und flüsterte: »Ich werde dich nie ausnutzen. Niemals. Ich hab mich bloß überwältigen lassen. Meine Gefühle für dich sind so stark.« Er ließ sie los, sah ihr in die Augen und fügte hinzu: »Ich bin nicht gut in solchen Dingen, Fiona. Ich kann stundenlang über Geschäftszeug reden, wie du inzwischen sicher weißt, aber in Herzensangelegenheiten kenne ich mich nicht aus. Das war schon immer so.« Er hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: »Ich hab dir das noch nie gesagt …«
Ihre Hände verkrampften sich. Nein, Will, dachte sie. Nicht jetzt. Bitte, bitte, nicht jetzt.
»… ich wollte dir das schon lange sagen, aber ich … ich war wahrscheinlich zu feige dazu. Für den Fall, daß du meine Gefühle nicht erwiderst. Ich … ich liebe dich, Fiona.«
Warum hatte er das gesagt? Warum jetzt? Warum nicht an einem so wunderschönen Abend, nachdem sie Arm in Arm vom Dinner zurückspaziert waren, gelacht hatten und alle Gedanken an Joe meilenweit entfernt waren. Solche Abende hatte es schon öfter gegeben, sie hatten ihr Hoffnung gemacht und sie glauben lassen, daß sie ihn vergessen könnte.
Liebevoll und zart küßte Will ihre Lippen. Er sah ihr in die Augen und wartete auf ihre Antwort.
Sie müßte ihm sagen, daß es nicht funktionieren konnte, daß sie einen anderen liebte, und zwar für immer. Daß sie versucht hatte, ihn zu vergessen, was ihr aber nicht gelungen war. Daß sie sich haßte für diese Liebe.
Statt dessen sagte sie: »O Will … ich … liebe dich auch.«
44
I ch hätte das nicht zulassen dürfen. Du solltest noch nicht so viel herumlaufen«, sagte Fiona besorgt.
»Ach, übertreib doch nicht! Mir geht’s gut«, erwiderte Nick gereizt. »Als wäre ich ein zartes Pflänzchen, das beim geringsten Luftzug umknickt. Ich war schon draußen, wie du weißt. Bei Partys und Abendessen. Ich bin kein Invalide mehr!«
»Das nicht, aber du hast schlechte Laune.«
»Tut mir leid«, sagte er und versuchte, eine zerknirschte Miene aufzusetzen. »Aber mir geht’s wirklich gut.«
»Ehrlich?«
»Ganz ehrlich. Ich fühle mich gut. Ich bin nur sauer wegen all dem Mist, den man uns gezeigt hat.«
Etwa zehn Meter vor ihnen, an der Ecke von Irving Place und Eighteenth Street, drehte sich der Makler um und fragte: »Alles in Ordnung, Mr. Soames? Sie machen doch nicht schlapp? Ich bin sicher, daß Ihnen das nächste Objekt gefallen wird. Es ist ein Juwel.«
»Ja, sicher. Wieder so ein Rattenloch«, murmelte Nick. Er suchte verzweifelt nach neuen Räumen für seine Galerie. Seit seinem Zusammenbruch waren zwei Monate vergangen, und er wollte unbedingt wieder arbeiten.
»Von dem vielen Gehen bin ich durstig geworden und würde mich gern einen Moment setzen und etwas trinken«, sagte er. »Es müßte doch irgendwo eine Teestube geben. Hast du dich hier schon mal umgesehen?«
»Nein, aber das sollte ich. Obwohl ich nicht glaube, daß ich heute mehr Glück hab als du. Es gibt einfach nichts. Alles ist entweder zu klein oder zu teuer.«
Nicholas nickte. »Ich glaube nicht, daß ich noch mal so was finde, wie ich es hatte. Es war perfekt. Weiß Will vielleicht etwas?«
»Nein, ich hab ihn gefragt.«
»Wie geht’s dem umwerfenden Mr. McClane?«
»Sehr gut. Ich … ich hab mich in ihn verliebt.«
Verblüfft blieb Nick wie angewurzelt stehen.
»So schnell? Bist du sicher?«
»Ganz sicher«, antwortete sie strahlend.
Es kam alles sehr plötzlich, fand er.
»Erinnerst du dich, daß du mir gesagt hast, ich würde mich wieder verlieben? Und Joe vergessen? Das ist geschehen. Ich hab dir nicht geglaubt,
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