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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Noch nicht. Ich hab noch nicht ja gesagt.«
    Michael sah sie entgeistert an. »Du hast abgelehnt?«
    »Nein …«
    »Was hast du dann getan?«
    »Ich hab gesagt, daß ich Zeit zum Nachdenken brauche.«
    »Worüber?«
    »Ob ich den Rest meines Lebens als Mrs. William McClane verbringen will«, antwortete sie gereizt. »Es geht um die Wahl meines Ehemanns, nicht um einen neuen Mantel. Es geht um eine Ehe, verstehst du. Um einen Schwur, eine Verpflichtung. Ich möchte sicher sein. Ich möchte überzeugt sein, daß er der Richtige ist.«
    »Und wenn er’s nicht ist, wer ist es dann? Der König von Siam? Also wenn du Will McClane nicht heiratest, dann heirate ich ihn. Du würdest das Leben einer Prinzessin führen!«
    »Michael, hüte deine Zunge!« schimpfte Mary. »Das ist ein schwieriger Entschluß. Fiona hat recht, wenn sie sich Zeit läßt. Es ist die wichtigste Entscheidung, die sie je treffen wird.«
    »Aber er ist doch ein anständiger Mann und verrückt nach ihr! Was will sie denn noch?«
    Fiona seufzte. Warum schliefen sie denn nicht? Sie dachte, alle wären schon im Bett, als sie heimkam, aber Michael und Mary tranken im Wohnzimmer Sherry und sahen ihr gleich an, daß etwas geschehen war. Eigentlich hatte sie Wills Antrag für sich behalten wollen, um in Ruhe darüber nachzudenken, aber die beiden hatten sie bedrängt, und sie hatte ihnen gestanden, was geschehen war. Michael legte den Ring in die Schatulle zurück und gab sie ihr zurück.
    »Mein Rat ist, daß du diesen Ring ansteckst und ja zu ihm sagst, bevor er sich’s anders überlegt«, sagte er. »Bevor er rauskriegt, wie stur und störrisch du bist.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich mach mir bloß Sorgen um dich. Was soll ich meinem Bruder sagen, wenn ich ihn im Himmel treff?«
    »Wie kommst du darauf, daß du da reinkommst?«
    Michael ignorierte die Spitze. »Er reißt mir den Kopf ab. ›Michael‹, wird er zu mir sagen, ›warum hast du nicht auf sie aufgepaßt? Warum hast du zugelassen, daß sie ihr Leben mit Teestuben vergeudet?‹«
    »Ich vergeude mein Leben nicht! Ich liebe das Tea Rose, genauso wie TasTea und den Laden.«
    »Ach, Mädchen, das ist doch keine Frauenarbeit. Frauen sollten Kinder kriegen und ein Heim schaffen. Das macht ein Mädchen glücklich und liebenswert und nicht eigensinnig und zickig, wie du’s bist. Du hast’s jetzt geschafft. Wenn du McClane verlierst, findest du so schnell keinen anderen.«
    »Ich geh ins Bett«, erklärte Fiona aufgebracht.
    Mary holte sie im Gang ein. »Kümmer dich nicht um ihn«, sagte sie liebevoll. »Er will dich bloß gut versorgt wissen, das ist alles. Geh danach, was dein Herz dir sagt, das ist das einzige, was zählt.« Sie gab ihr einen mütterlichen Kuß und sagte, sie solle jetzt schlafen gehen. Plötzlich vermißte Fiona ihre Mutter sehr. Ma hätte sie beruhigt und ihr die richtigen Dinge geraten. Wie war das möglich gewesen? Woher wußte sie, was richtig war?
    Mary war schon fast weg, als Fiona ihr nachrief.
    »Was ist, Schatz?«
    »Hat dir dein Herz das Richtige gesagt, als dein Mann dich gebeten hat, ihn zu heiraten?«
    Mary lächelte. »Es hat mir gesagt, daß seinetwegen die Sonne auf- und untergeht, daß die Vögel nur für ihn singen und daß ich ohne ihn nicht leben kann. Weißt du, wie sich das anfühlt?«
    »Ja«, antwortete Fiona, »das weiß ich.«
    In ihrem Schlafzimmer legte sie die Schatulle auf ihren Sekretär, zündete die Lampe an und zog die Jalousie herunter. Sie war müde und sehnte sich nach Schlaf. Nachdem sie sich ausgezogen hatte, fiel ihr Blick wieder auf die Schmuckschachtel. Sie öffnete sie und streifte den Ring über den Finger. Der Diamant funkelte wie Sternenlicht. Er war perfekt, absolut makellos, und wirkte an ihrer rissigen Hand mit den großen roten Knöcheln fehl am Platz, so daß sie ihn wieder abnahm und zurück in die Schatulle steckte.
    Als sie das Zimmer durchquerte, um ihr Nachthemd zu holen, sah sie sich im Spiegel. Sie blieb stehen, öffnete ihr langes schwarzes Haar und ließ es über die Schultern fallen. Will hatte ihr gesagt, daß sie schön sei. Bin ich das wirklich? fragte sie sich.
    Sie sah sich abschätzend an und versuchte, herauszufinden, was ihn dazu brachte, sie küssen und mit ihr schlafen zu wollen. Sie legte die Hände um ihre Taille, umschloß ihre Brüste und schob sie hoch. Dann ließ sie ihr Höschen fallen, öffnete ihr Mieder und betrachtete scheu ihren nackten Körper. Ihre Haut war glatt und strahlte im zarten Glanz der

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