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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein Herz nur knapp verfehlt, und beim Sturz die Treppe hinab muß er sich wohl ein paar Rippen gebrochen haben. Vielleicht noch mehr.« Er ballte wütend die Faust. »Bei Allah, ich wünschte, wir hätten diesen verdammten Kerl erwischt! Ich hätte ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen!«
    Die Worte ließen Robin erschaudern - zumal sie sich so, wie Salim sie aussprach, vollkommen ernst anhörten. Trotz allem hatte sie ihn bisher stets vor allem für einen großen, freundlichen Jungen gehalten, der gerne lachte und immer zu einem Schabernack aufgelegt war, und zu einem Teil stimmte das sicher. Aber vielleicht eben nur zu einem Teil. Zugleich konnte sie seinen Zorn aber auch verstehen. Sie hatte ungefähr eine halbe Stunde in ihrem Versteck im Torgang gelegen, bevor Salim mit zwei Männern zurückgekommen war, um sie zu holen und hierher zu bringen. Das Unwetter war in der Zwischenzeit weitergezogen. Blitz und Donner drangen jetzt nur noch von weit her zu ihnen, und aus dem Wolkenbruch war ein normaler, nun wieder fast warmer Regen geworden. Salim hatte die gesamte Einwohnerschaft der Komturei geweckt, und die Männer waren mit Fackeln und Waffen ausgeschwärmt, um jeden Winkel des Hofes zu durchsuchen.
    Den Eindringling hatten sie nicht gefunden, wohl aber einen Toten, und einen Hund, dem man den Schädel eingeschlagen hatte.
    Salim stand auf, trat ans Fenster und sah einen Moment stumm in die Dunkelheit und den nun fast lautlos fallenden Regen hinaus. Dann wandte er sich um, ging zum Kamin und ließ sich vor dem prasselnden Feuer darin in die Hocke sinken, um die Hände über den Flammen auszustrekken. Robin fiel erst jetzt auf, daß er am ganzen Leib zitterte. Er fror. Sein Gewand klebte in schweren, nassen Falten an seinem Körper. Das Gewitter hatte nach der ersehnten Abkühlung eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche Kälte gebracht, die längst durch die Fenster hereingekrochen war.
    Salim rieb die Hände so dicht über den Flammen aneinander, daß Robin sich fragte, wieso er sich eigentlich nicht verbrannte, dann stand er mit einer raschen Bewegung auf und begann seinen Mantel auszuziehen. Darunter trug er nur eine kurze, bis dicht über die Knie reichende schwarze Hose.
    Während Salim seinen nassen Mantel vor dem Kamin zum Trocknen ausbreitete, musterte Robin ihn mit unverhohlener Neugier. Er war schlank, zugleich aber sehr viel kräftiger, als sie erwartet hatte. Unter seiner Haut, die fast den Ton von frisch poliertem Kupfer hatte, bewegten sich geschmeidige Muskeln, die ihm die Schnelligkeit und Kraft einer Wildkatze verleihen mußten. Alles an ihm strahlte Kraft aus; nicht die brutale Gewalt, wie sie sie bei Bruder Abbé gesehen hatte, sondern eine Mischung aus Eleganz und Stärke, die sie in ihren Bann schlug und es ihr unmöglich machte, den Blick von ihm zu wenden. Auch wenn ihr das Wort in diesem Zusammenhang ungewöhnlich erschien: Salim war auf eine männliche, schwer in Worte zu fassende Weise schön. Obwohl er jetzt wieder vor dem Kamin in der Hocke saß und in die Flammen starrte, war Robin sicher, daß er ihren Blick spürte und er ihm alles andere als unangenehm war. Sie war nicht einmal mehr sicher, daß er seinen Mantel nur ausgezogen hatte, um ihn zu trocknen. Salims nächste Worte bestätigten ihren Verdacht. »Bist du zufrieden mit dem, was du siehst?«
    Die Frage machte Robin ein wenig verlegen - allerdings nicht verlegen genug, um den Blick von seinem muskulösen Rücken zu lösen. »Sind… alle Männer deines Volkes… so wie … du?« fragte sie mühsam. »Natürlich«, antwortete Salim. »Wir sind Allahs erwähltes Volk. Wir werden stark geboren und wachsen in wenigen Jahren zu unbesiegbaren Kriegern heran.«
    Endlich wandte er den prasselnden Flammen des Kaminfeuers den Rükken zu und sah in ihre Richtung. Ohne sein Kopftuch und den Schleier sah er auf sonderbare Weise verändert aus, ernster und… fremdartiger, obwohl doch eigentlich das Gegenteil der Fall hätte sein müssen. Robin war plötzlich nicht mehr sicher, ob er wirklich noch so jung war, wie sie die ganze Zeit angenommen hatte.
    Plötzlich lachte Salim und schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Wir sind gar nicht so viel anders als ihr. Es gibt Hübsche und Häßliche bei uns, Starke und Schwache, Kluge und Weise - aber auch eine Menge Dummköpfe … genau wie bei euch. Eigentlich ist der Unterschied gar nicht so groß. Unsere Haut ist ein wenig dunkler, und wir sprechen eine andere Sprache. Oh ja«,

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