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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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anschwellen, in denen das Vieh ertrank. Nur zu oft war er durch das Strohdach ihrer Hütte getropft und hatte das gesamte Haus mit Feuchtigkeit durchtränkt, und gerade heute nacht hatte er ihr vermutlich das Leben gerettet, es dem feigen Attentäter aber zuvor auch überhaupt erst ermöglicht, ungesehen in die Komturei einzudringen. Ein schönes Geschenk!
    »In meiner Heimat«, fuhr Salim fort, »vergeht manchmal ein Jahr, ohne daß es regnet, oder auch zwei. Und wenn es regnet, dann feiern die Menschen ein Fest. Sie gehen hinaus in den Regen und tanzen, und sie danken Gott für das Geschenk des Lebens, das er ihnen schickt. Die Wüste wird dann grün, von einer Stunde auf die andere. Wo gerade noch Sand war, wachsen Gras und Büsche und blühen die herrlichsten Blumen! Hier bei euch ist es immer grün. Ihr lebt in einem Land, das unvorstellbar reich ist, und was macht ihr mit diesem Reichtum? Ihr tretet ihn mit Füßen. Die meisten von euch wissen nicht einmal, daß sie ihn besitzen.«
    »Nicht… weiter«, bat Robin.
    Salim sah sie schuldbewußt an. »Verzeih«, bat er. »Ich bin ein Dummkopf. Du wolltest eine Geschichte aus meiner Heimat hören, und ich, was mache ich? Ich mache dir Vorwürfe, als wäre es deine Schuld, daß du hier geboren bist!« Er lächelte. »Dabei gibt es so viel Schönes aus meiner Heimat zu berichten. Und ich werde sie bald wiedersehen.« Robin blinzelte. Wie?
    »Abbé und die anderen warten auf das Eintreffen weiterer Tempelherren aus England. Wir ziehen ins Heilige Land - noch in diesem Jahr. Hat Bruder Tobias dir nichts davon erzählt?«
    Robin schüttelte den Kopf.
    »Wir verlassen das Land noch vor dem Winter«, bestätigte Salim. Er schauderte übertrieben. »Ich liebe euer Land, aber den Winter hasse ich. Schnee! Allah hat euer Volk schon für alle Sünden bestraft, als er euch den Winter mit Schnee und Eis und Hagelschauern gebracht hat.«
    »Du gehst… weg?« fragte Robin erschrocken.
    »Nicht so bald«, sagte Salim beruhigend. »Erst in drei oder vier Monaten. Das ist eine lange, lange Zeit.« Er lächelte, legte die Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an.
    Diesmal wehrte sich Robin nicht mehr, als er sie küßte.
KAPITEL 17
    Es wurde hell, bis Abbé und die anderen Tempelritter zurückkehrten. Eine Stunde vor Sonnenaufgang hatte der Regen ganz aufgehört. Das Gewitter war weitergezogen und zu einem fernen Wetterleuchten am Horizont geworden, und das ununterbrochene Rollen des Donners war zu einem leisen Raunen herabgesunken, dem Geräusch ferner Meeresbrandung ähnlicher als Donnergrollen.
    Niemand in der Komturei hatte in dieser Nacht noch geschlafen. Robin und Salim hatten noch mehr als eine Stunde vor dem Kaminfeuer verbracht, bis die Wärme ihre Kleider wenigstens halbwegs getrocknet hatte, und waren dann gemeinsam in den Turm hinaufgegangen, um nach Bruder Tobias zu sehen.
    Der Anblick des auf den Tod daliegenden Mönches zog Robin das Herz zusammen. Tobias hatte das Bewußtsein verloren, was ihm zumindest den schlimmsten Schmerz ersparte, aber niemand konnte sagen, ob er noch einmal aufwachen würde. Sein Gesicht war weiß, nicht blaß, sondern weiß, und seine Brust hob und senkte sich in schnellen, unregelmäßigen Atemzügen. Kalter, feinperliger Schweiß bedeckte seine Stirn, und er roch schlecht; nach Krankheit und Leid.
    Robin spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, aber sie hatte in diesem Moment nicht einmal die Kraft, die Hand zu heben und sie wegzuwischen. Es war ihre Schuld. Tobias hätte dem Mörder mit Leichtigkeit entkommen können, aber er hatte es nicht getan, sondern sich im Gegenteil ganz bewußt geopfert, damit sie eine Chance hatte. Er mußte gewußt haben, daß er dem viel größeren und bewaffneten Angreifer nicht gewachsen war.
    Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie starrte auf den frischen, aber trotzdem bereits schon blutgetränkten Verband über seiner Brust, und ihr war, als hätte sie selbst den Dolch genommen und den alten Mönch niedergestochen.
    Salim legte ihr die Hand auf die Schulter. »Hab keine Angst«, sagte er. »Er wird es schaffen. Ich kenne Tobias. Er ist ein zäher alter Bursche, den so schnell nichts umbringt.«
    Einer der Männer, die sich um Tobias kümmerten, hob kurz den Kopf und sah den Tuareg an. Er sagte nichts, aber sein Blick erzählte dafür um so mehr. Und es war etwas vollkommen anderes als das, was Salim gesagt hatte.
    »Komm«, sagte Salim leise. »Wir können hier nichts tun. Lassen wir die Brüder

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