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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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berührt. Was er hier seinem Seminar enthüllte, wurde so aufgenommen, wie er gehofft hatte.
    »Ich darf also fortfahren … Der Abt Tedros, der mit dem jungen Mönch als Führer identisch ist, schreibt, dass ›Schnee und Eis auf die Köpfe der heiligen Schar herabfielen und ihnen jeder Schritt Schmerzen bereitete.‹ Die Ritter mussten die Pferde zurücklassen, mit denen sie aus Axum losgezogen waren, und ihr Gepäck auf Esel verladen. Als sie immer tiefer in die öde Gegend vordrangen, fielen Vögel vom Himmel und verschwand alles Grün. Es gab nur noch Lämmergeier und trockenes Gesträuch. Stets fürchteten sie, die Bundeslade könnte ihren kalten Händen entgleiten und an den Felsen zerschellen oder in die Schluchten fallen, die sie passieren mussten, und für immer verloren sein. Ihr Führer hatte ein Schweigegelübde abgelegt, wies ihnen aber die sichersten und besten Wege, die er finden konnte. Alle wussten, wenn sie erst ihr Ziel erreicht hatten, würden sie es nie wieder verlassen dürfen. Wer je den Ort der Bundeslade verraten wollte, war dem Tod geweiht.«
    Kaleb umfing sie erneut mit einem Blick und nahm all seinenMut zusammen. Er wollte ihnen jetzt ein Geheimnis eröffnen, für das Menschen jahrhundertelang getötet hatten und gestorben waren. Er hatte keine Zweifel, dass weitere dafür töten und sterben würden.
    »Ungeachtet des Wetters und des Todes von drei Soldaten erreichten sie ihr Ziel – Washa Meskel, ein Kloster, tief in den Bergen versteckt. Die Höhle des Kreuzes. Der Ort, woher unsere Handschrift stammt. Aber wie so viele andere äthiopische Klöster …«
    »… war es nur mit einem Seil über eine Felswand zu erreichen?« Jessica saß völlig aufgelöst auf dem Rand ihres Stuhles. Kaleb wollte ihr gebieten zu schweigen, musste dann aber lächeln. Sie war so schön und hatte so lebendige Augen, warum sollte er sie zurechtweisen?
    Er nickte.
    »Irgendwie beförderten sie die Bundeslade in das Kloster. Ob es noch einen anderen Weg dorthinauf gab, ist nicht klar.«
    »Und sie ist immer noch dort? Wollen Sie uns das sagen?«
    Kaleb schüttelte den Kopf.
    »In dem Buch heißt es nur, die Bundeslade sei dort gewesen, als die Handschrift verfasst wurde. Der Abt erklärt aber auch eindeutig, dass er und seine Glaubensbrüder an den Eid gebunden waren, den die ersten Begleiter des Heiligtums geleistet hatten, dieses zu allen Zeiten zu hüten, zu schützen und in Washa Meskel zu bewahren. Sie bildeten eine besondere Gruppe von Mönchen, die vor dem Heiligtum beteten, es Tag und Nacht nicht aus den Augen ließen und seinem Schutz ihr Leben weihten. Kein Mönch aus Washa Meskel hat das Kloster je lebend verlassen. Bis heute ist das Geheimnis in seinen Mauern bewahrt.«
    »Warum haben sie es dann jetzt enthüllt?«, fragte Henok. »Heißt das nicht, dass sie ihren Eid gebrochen haben?«
    Kaleb nickte.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Der Mönch, der Mariyam die Handschriften geschickt hat, erwähnt die Bundeslade mit keinem Wort und macht sie auch nicht auf das Matshafa aufmerksam. Ich bin sicher, er wusste von der Bundeslade und hat sie vielleicht auch gesehen. Genauso sicher bin ich mir: Er weiß nicht, dass in dem Buch das Geheimnis um das Heiligtum enthüllt wird.«

5. KAPITEL
    Der Mann im Anzug hinter Kaleb bückte sich und nahm etwas aus seinem Metallkoffer. Er hielt es hinter seinem Rücken, dann zog er noch eine große Plastiktasche hervor. Jessica, die zu ihm hinblickte, sah sofort, dass es eine von der stabilen Sorte war, die sie bei Marks & Spencer für zehn Pfund verkauften. Sie hatte eine zu Hause. Da fiel ihr ein, dass sie am nächsten Tag noch für Weihnachten einkaufen musste. Besonders mochte sie den Plumpudding von Marks. Ein großer würde wohl für sie und ihren Freund reichen. Natürlich mit Brandycreme.
    Der Fremde setzte ein breites Lächeln auf, schritt durch den Raum und trat von hinten an Kaleb heran.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »ich bitte einen Augenblick um Ihr Gehör.«
    Aller Augen wandten sich ihm zu.
    »Danke. Als Erstes frage ich, ob der Professor etwas dagegen hat, seine Fotokopie in diese Tasche zu legen.«
    Über Kalebs Kopf hinweg stellte er die Tasche auf den Tisch. Alle schauten ihn entgeistert an. Die Bitte, die eher wie ein Befehl klang, ergab keinen Sinn. Was wollte ein Mann von der Straße mit der Kopie einer Handschrift anfangen, die in Ge’ez, der Sprache der äthiopischen orthodoxen Liturgie, verfasst war?
    Kaleb drehte den Kopf und blickte

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