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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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Menschen gewesen.«
    »Zweifellos. Er war der netteste Mann, den ich je gekannt habe. Er war nett zu jedem, besonders zu den Äthiopiern, die nach Großbritannien kamen. Er hat sie aufgenommen, ihnen Arbeit verschafft, Studenten beauftragt, ihnen Englisch beizubringen. Er war fromm auf seine Art und könnte an dem Gottesdienst heute Vormittag teilgenommen haben. Aber er hat das alles mit einer Prise Salz genossen. Seine Arbeit allerdings nahm er sehr ernst. Er war einer der bekanntesten Forscher auf seinem Gebiet, doch ganz ohne Allüren. Und er hat sich um seine Studenten gekümmert. Als ich bei ihm studierte …«
    Ohne Vorwarnung griff sie nach seiner Hand und drückte sie fest, als wollte sie verhindern, dass etwas Schreckliches passierte. Sie erinnerte sich, wie Kaleb lächelte, dachte an die tausend Gefallen, die er ihr getan hatte, die Einladungen in sein Haus, die gemeinsamen Reisen nach Äthiopien, seinen Besuch im Krankenhaus, als sie sich ein Bein gebrochen hatte, sein Lachen, die sanfte Art, wie er sie zum Doktortitel geführt hatte. Unvermittelt brach sie in Tränen aus. Ihr Oberkörper schwankte hin und her wie ein Schiff auf hoher See. Conor hielt ihre Hand fest. Das war gegen alle Regeln, aber die sollten zum Teufel gehen, dachte er bei sich. Er sah, dass sie schwer und aufrichtig litt. Das erleichterte ihn, denn nun kam sie als Verdächtige kaum noch in Frage, eher war sie wohl eine Verbündete, die ihm helfen konnte, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Minutenlang sagten beide kein Wort. Er drängte sie nicht. Sie war wohl nicht in der Lage, jetzt auf Fragen zu antworten. Ohnehin würde er die Nacht durcharbeiten müssen. Das Gespräch konnten sie auch am Morgen weiterführen.
    »Bleiben Sie über Nacht in Cambridge?«, fragte er dann.
    Sie schaute ihn groß an.
    »Cambridge? O Gott, ich kann gar nicht klar denken. Eigentlich wollte ich nach London zurückfahren, aber das ändert wohl einiges, nicht wahr? Brauchen Sie mich hier?«
    »Wir befragen alle, die auf der Party gewesen sind. Da Sie dem Professor nahestanden, möchte ich von Ihnen so viel wie möglich über ihn wissen.«
    »Kann ich zum Übernachten nicht nach London zurückfahren?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ehrlich gesagt, wäre es mir lieber, Sie blieben in Cambridge. Ich kann Ihnen ein Hotelzimmer besorgen.«
    Sie dachte kurz nach und nickte dann. »Ich muss nur meine Aktentasche aus dem Zentrum holen und noch dies und das einkaufen. Danke, ein Hotel brauche ich nicht. Ich habe eine Absprache mit einer Freundin, die am Portugal Place wohnt. Dort übernachte ich immer, wenn ich in Cambridge bin. Abebe erwartet mich nicht, aber sie nimmt das gelassen. Ich rufe sie gleich an.«
    »Geben Sie mir die Adresse, dann holt Sie morgen früh jemand ab. Wäre zehn Uhr okay?«
    Sie nickte.
    »Aber abholen ist nicht nötig. Portugal Place ist nur ein paar Straßen entfernt. Ich komme zu Fuß.«
    »Gut.« Er zögerte einen Augenblick, dann zog er das Papier aus der Jackentasche. Er faltete es auf und zeigte es ihr.
    »Sagt Ihnen das etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es sieht aus wie Spanisch«, sagte sie dann. »Oder … es kann auch eine afrikanische Sprache sein. Angola? Moçambique? Irgendwo da her. Vielleicht ist es Portugiesisch.«
    Sie gab ihm den Zettel zurück, er faltete ihn zusammen und steckte ihn wieder ein.
    Er rief eine Polizistin herbei, die sie zur Free School Lane fahren sollte.
    »Kümmern Sie sich um sie«, ordnete er an. »Sie hat einen schlimmen Schock erlebt und will über Nacht in Cambridge bleiben. Stellen Sie fest, was sie braucht, und geben Sie ihr jede Unterstützung.«
    Von der Tür her nickte sie ihm einen Abschiedsgruß zu. Jetzt lächelte sie wieder. Erneut musste er staunen, wie schön sie war, aber wohl eine Gefangene ihrer eigenen Gedanken. Und ihrer Schönheit, wenn es so etwas gab.

9. KAPITEL
    Am Ende hatte Mariyam das Haus für sich allein. Abebe hatte schon länger vorgehabt, diese Nacht bei ihrem Freund in St. Neot’s zu verbringen. Sie begrüßte Mariyam, gab ihr die Ersatzschlüssel und sagte, sie könne bleiben, solange sie wolle. Mariyam erzählte ihrer Freundin nicht, was passiert war, doch Abebe spürte sofort, dass mit Mariyam etwas nicht stimmte.
    »So früh von der Party zurück?«, fragte sie.
    »Ja, Abebe. Ich bin sehr müde. Ich habe eine schwere Woche hinter mir. Können wir darüber reden, wenn du wieder da bist?«
    Abebe nickte. So kannte sie ihre Freundin gar nicht. Mariyam war immer gut

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