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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rotschattierungen.
    Snibril hatte das Gefühl, durch ein gewaltiges plötzlich erstarrtes Feuer unterwegs zu sein. Zum Glück blieb alles kühl und friedlich, und zum erstenmal seit Beginn der Reise hörten sie des Nachts keine Snargs.
    Was natürlich dazu führte, daß einige Munrungs anhalten wollten. »Zumindest für einige Wochen«, sagte der Speermacher Cadmic Hargolder eines Abends. Mit mehreren anderen war er zu Glurks Wagen gekommen. »Ich bin sicher, die Snargs haben uns inzwischen vergessen. Vielleicht können wir heimkehren.«
    »Snargs und Moule vergessen niemanden«, erwiderte Bane. »Wir müssen weiter, nach Wehr.«
    »Ihr beide könnt von mir aus den Weg fortsetzen«, brummte Cadmic. »Was mich betrifft …«
    »Was uns betrifft …«, betonte Glurk. »Wir bleiben zusammen, solange ich Oberhaupt dieses Stammes bin. Meiner Meinung nach sind wir erst in Sicherheit, wenn kein Zweifel mehr daran besteht, daß der nächste Moul sehr weit entfernt ist. Ich halte es für sinnvoll, nach Wehr zu ziehen. Dort dürfte die Lage nicht annähernd so kritisch sein wie in den hiesigen Gebieten. Ihr habt natürlich das Recht, anderer Ansicht zu sein. Allerdings …«
    Die letzten drei Silben hatten einen ganz besonderen Klang: Sie steckten voller unausgesprochener Drohungen.
    Doch das Murren verstummte nicht. Bis sie dem Moul begegneten.
    Snibril und Bane marschierten auf dem Weg vor der Kolonne, achteten jedoch darauf, in Hörweite der Wagen zu bleiben. Glurks Bruder gab kaum einen Ton von sich und dachte über den ›General‹ nach.
    Er hatte gelegentlich Dumii-Offiziere gesehen. Nur ab und zu – Tregon Marus war eher unwichtig, und so fern der Heimat fühlten sich die Dumii nicht sonderlich wohl. Bane bewegte sich wie ein Soldat. Andererseits: Leute, die man ›General‹ nannte, durften eigentlich nicht so schäbig aussehen …
    Und jetzt reisten sie offenbar nach Wehr. Niemand hatte darüber gesprochen. Es schien einfach zu … passieren.
    Nun, in Wehr ging bestimmt alles mit rechten Dingen zu. Immerhin handelte es sich um den berühmtesten Ort des ganzen Teppichs. In Wehr drohte gewiß keine Gefahr. Hunderte von Soldaten sorgten dort für Sicherheit …
    Wahrscheinlich ahnte Bane Snibrils Überlegungen, aber er plauderte munter drauf los, ohne ein Thema dem anderen vorzuziehen. Damit zeigte er ein für ihn ungewöhnliches Verhalten.
    Sie sahen den Moul erst, als sie ihn fast erreicht hatten. Er wurde von einem Snarg getragen, der mitten auf dem Weg hockte. Die Hand des Reiters war nach dem Schwertheft ausgestreckt, und Entsetzen zeigte sich in seinem Gesicht.
    Bane zischte, riß seine Klinge hervor und fiel fast, als ihn Snibril an der Schulter packte.
    »Was soll das, du Narr?«
    »Sieh ihn dir an!« erwiderte der junge Munrung. Bevor man handelt, sollte man genau beobachten. So lautete einer der vielen Ratschläge des Schamanen Pismire.
    Der Moul verharrte auch weiterhin in völliger Reglosigkeit. Snibril schob sich langsam näher, klopfte dem Wesen versuchsweise auf die Schnauze und deutete dann zu den Beinen des Snargs. Staub hatte sich an ihnen angesammelt.
    Eine dünne Patina aus Staub bedeckte auch den Leib des Mouls. Wie eine Statue saß er auf dem Rücken des Snargs und starrte ins Leere.
    »Aber wie …«, begann Snibril.
    »Keine Ahnung«, unterbrach Bane den Munrung. Er sprach schroffer als sonst, vielleicht deshalb, weil er sich ziemlich dumm vorkam. »Komm. Du nimmst den Kopf und ich die Beine.«
    Sie zogen den Moul vorsichtig vom Snarg herunter, und er nahm auch weiterhin eine sitzende Haltung ein, während ihn Snibril und Bane zu den Wagen trugen.
    Glurks Bruder rückte sein Messer so zurecht, daß er es jederzeit ziehen konnte. Doch derartige Vorsichtsmaßnahmen waren nicht notwendig: Der Moul schien aus Schotter zu bestehen.
    Pismire war bereits beschäftigt, als sie ihn erreichten. Das Stammesoberhaupt hatte gejagt und ein Wildschwein gefangen. Besser gesagt: eine entsprechende Statue.
    »Es gab eine ganze Herde davon«, sagte Glurk.
    Er klopfte mit dem Speer an das Schwein, und ein Boinng erklang.
    »Völlig verkehrt«, stellte er fest. »Ein Oink sollte ertönen, kein Boinng. «
    Pismire nahm Snibrils Messer und klopfte damit auf die Brust des Mouls. Das Ergebnis bestand aus einem Ping.
    »Jetzt müßten wir eigentlich ein Aaarh hören«, meinte Glurk.
    »Sind diese … Dinge tot?« fragte Snibril.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Pismire, was zwei oder drei der nervöseren

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