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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatten einen Läufer in unserer Hütte«, sagte Glurk.
    Auf diese Weise ging es weiter. Glurk folgte dem Defmenen interessiert durch die Schatzkammern und das Arsenal, durch die Bankettsäle und Gästezimmer. Unterdessen näherte sich die Kolonne einem Sicherheit verheißenden Ort namens Wagnis.
    Allmählich veränderte sich wieder die Farbe des Teppichs: Aus dem Rot wurde erst Purpur und dann dunkles Blau. Die Munrungs lagerten im Schatten blauer Haare, jagten kleine, mit Panzern ausgestattete Geschöpfe, die in Staublöchern hausten. Viele von ihnen überlegten sich: Wenn Wagnis wirklich so paradiesisch war, wie Brocandos Schilderungen vermuten ließen, so sollten sie besser mit dem Essen und Trinken aufhören, damit sie genug Platz im Bauch hatten, wenn die Feste begannen.
    Der Pfad verwandelte sich allmählich in eine Straße. Es handelte sich um keine der großen weißen Straßen, wie die Dumii sie konstruierten, sondern um einen Weg, der aus hölzernen Planken auf einer Unterlage aus festem Staub bestand. Rechts und links wuchsen nun dünnere Haare, und Snibril bemerkte viele Stummel. Damit nicht genug. Munrungs säten nicht. Sie verschmähten kein Gemüse, wenn sie sich welches besorgen konnten, und sie wußten, was wo wuchs und welche Haare genießbare Samen hervorbrachten. Aber selbst wenn sich der Stamm für längere Zeit an einem Ort niederließ: Was in der Nähe wuchs, blieb dem Zufall überlassen. Die einzige Ausnahme bildete Pismires Kräutergarten. Die Gründe dafür hielt ein Munrung für offensichtlich. Wenn man etwas pflanzte, mußte man innehalten und beobachten, wie es wuchs. Dann wurde es notwendig, nicht nur Tiere abzuwehren, sondern auch hungrige Nachbarn, die zufällig vorbeikamen. Mit andere Worten: Dann blieb einem nichts anderes übrig, als Zeit zu vertrödeln, wie Glurk es nannte. Für Munrungs stellte Gemüse etwas dar, mit dem man Fleisch ein zusätzliche Aroma gab.
    Doch im blauen Land von Jabonya, im Bereich der kleinen Stadt Wagnis, hatten die Deftmenen den Teppich zu einem Garten gestaltet. Hier gab es Haare, die selbst Pismire zum erstenmal sah: Ihre Stämme waren nicht so dick wie die in den anderen Regionen, sondern wesentlich schmaler, und viele Früchte hingen an den Zweigen. Zwischen ihnen hatte man den Staub zu Beeten angehäuft, und dort gediehen verschiedene Gemüsesorten. Man zeigte den Reisenden Knollen, die nach Pfeffer und Ingwer schmeckten, auch sogenannte Meisterpilze, die getrocknet und ein ganzes Jahr lang gelagert werden konnten, ohne ihren herzhaften Geschmack zu verlieren. Der Weg führte über die Gärten hinweg, und an seinem Rand bildeten kleinere Haare Büsche und Hecken. Dies war ein Land, in dem Ordnung herrschte.
    »Mir ist nie aufgefallen, daß es hier so aussieht«, meinte Bane.
    Brocando brummte leise. »Eins steht fest: Ohne lagernde Dumii-Heere sieht es hier wesentlich besser aus.«
    »Die Männer unter meinem Kommando bekamen immer die Anweisung, Rücksicht auf das Land zu nehmen.«
    »Andere Soldaten zeigten weniger Respekt.«
    »Wo sind die Bewohner?« fragte Glurk. »Zugegeben, eine gut gebackene Wurzel schmeckt nicht schlecht, aber solche Sachen wachsen wohl kaum, indem man einfach nur pfeift. Als Bauer muß man dauernd im Boden herumstochern und so weiter.«
    Von irgendwelchen Bewohnern war weit und breit nichts zu sehen. Das Obst hing schwer in den Büschen zu beiden Seiten der Straße, aber niemand pflückte es – sah man einmal von den Munrung-Kindern ab. Aber sonst befand sich niemand in der Nähe.
    Snibril griff nach seinem Speer. Er kannte verschiedene Arten der Stille, und aus einem Reflex heraus schlüpfte er in die Rolle des Jägers.
    Es gab eine Stille, die von etwas verursacht wurde, das um sein Leben fürchtete. Eine andere Stille ging auf kleine Geschöpfe zurück, die sich nicht bewegten. Eine dritte Stille verdankte ihre Existenz großen Geschöpfen, die auf eine Gelegenheit warteten, kleine Geschöpfe zu packen. Manchmal blieb es einfach deshalb still, weil niemand zugegen war. Ja, und dann gab es da noch eine Stille, eine sehr scharfe und heiße Stille, hervorgerufen von etwas, das beobachtete.
    Bane zog sein Schwert, und Snibril dachte: Auch Soldaten kennen sich mit den verschiedenen Arten der Stille aus.
    Sie wechselten einen Blick.
    »Sollen wir die Wagen hier zurücklassen?« fragte Glurks Bruder.
    »Wir sind sicherer, wenn wir zusammenbleiben. Man teile niemals die eigene Kraft – die erste Regel der Taktik.«
    Die Karren

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