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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehrmals auf unseren Wunsch hin, unabhängig zu bleiben. Es widerstrebte uns, gezählt zu werden …«
    »Wenn ich mich recht entsinne, bezogen sich eure Einwände in erster Linie auf die Steuern«, sagte Bane ruhig.
    »Wir fragten uns, warum wir bezahlen sollen, ohne etwas dafür zu bekommen.«
    »Die Gegenleistung besteht darin, daß euch das Reich verteidigt.«
    »Bisher haben wir es auch ohne Hilfe verstanden, uns auf eine recht wirkungsvolle Weise zu verteidigen«, betonte Brocando. »Und zwar gegen alle Feinde.« Er lächelte. »Schließlich schickte man den General zu uns, um den Vorschlag noch einmal zu wiederholen, diesmal mit etwas mehr Nachdruck«, fuhr er fort. »Er meinte, es bleibe kaum jemand von uns zum Zählen übrig, wenn wir uns nicht dem Reich anschlössen.«
    »Und du hast geantwortet, es bleibe kaum jemand übrig, der eine Zählung vornehmen könne.«
    Snibrils Blick glitt zwischen den beiden Männern hin und her. Er merkte plötzlich, daß er die Luft anhielt, und ließ den Atem langsam entweichen. »Und was geschah dann?« kam es von seinen Lippen.
    Bane zuckte mit den Schultern. »Ich entschied mich gegen einen Angriff«, sagte er. »Weil ich nicht einsah, warum gute Leute sterben sollten. Ich kehrte nach Wehr zurück und teilte dem Gebieter mit, Brocandos Volk gebe bessere Verbündete als Untertanen ab. Außerdem: Nur ein Narr wäre bereit, jene Stadt anzugreifen.«
    »Ich habe mich immer gefragt, wie die Antwort des Gebieters lautete«, brummte Brocando.
    Bane blickte an seiner zerschlissenen Kleidung herab. »Er schrie ziemlich lange.«
    Eine nachdenkliche Pause folgte.
    »Es fand ein Angriff statt«, sagte Brocando schließlich. »Nach deiner, äh, Versetzung.«
    »Und haben die Angreifer den Sieg errungen?«
    »Nein.«
    »Na bitte«, kommentierte Bane. »Narren.«
    »Tut mir leid«, murmelte Brocando.
    »Schon gut. Es war nur eine von vielen Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und dem Gebieter.«
    Snibril ergriff beide an den Schultern. »He, vielleicht seid ihr Erzfeinde, aber das bedeutet nicht, daß ihr keine Freunde sein könnt, oder?«
    Während der Abendmahlzeit sagte Glurk zu seiner Frau: »Er ist sehr liebenswürdig. Zeigte großes Interesse an mir. Ich habe einen König kennengelernt. Er ist sehr wichtig. Ich glaube, man nennt ihn Protokoll.«
    »Ein guter Name. Klingt vornehm.«
    »Und Pismire hat sich als Philosoph bezeichnet.«
    »Dieses Wort höre ich jetzt zum erstenmal. Was ist ein Philosoph?«
    »Er hat's mir erklärt«, verkündete Glurk. »Jemand, der denkt.«
    »Nun, du denkst. Ich habe oft gesehen, wie du dagesessen und gedacht hast.«
    »Ich denke nicht immer«, erwiderte Glurk bescheiden. »Manchmal sitze ich einfach nur da.« Er seufzte. »Wie dem auch sei: Es geht nicht nur ums Denken. Nachher muß man auch fähig sein, auf unterhaltsame Art davon zu erzählen.«

 

     
    D er Stamm wandte sich nach Westen. Allgemeine Fröhlichkeit herrschte während der Reise nach Wagnis, und Brocando ritt neben dem Orkson-Wagen an der Spitze. Für die gute Stimmung gab es einen Grund: Immerhin begaben sie sich nun zu einem Ort, den nur ein Narr angriffe.
    Die meisten Munrungs begegneten dem kleinen König mit Ehrfurcht, doch Glurk wurde schnell zu einem unkritischen Royalisten. Brocando spürte den Respekt des Zuhörers und benutzte ihm gegenüber jenen Tonfall, den Adlige für gewöhnliche Leute reserviert haben: Nach dem Gespräch ist der Bürgerliche bester Laune, obwohl er sich kaum daran erinnern kann, was man ihm gesagt hat.
    Snibril blieb die meiste Zeit über auf der anderen Seite des Wagens, hörte mit dem einen Ohr Brocando zu und horchte mit dem anderen auf irgendwelche Anzeichen des Schrecklichen Scheuerers. »Im Nordflügel des Palastes ließ mein Vorgänger Broc dem Gründer Kone einen Tempel erbauen. Die Schlauen brauchten sieben Jähre, um die Säulen aus Lack und Holz herzustellen und das große Mosaik des Teppichs zu legen. Wir bezahlen noch immer dafür. Salz und Gagat zieren die Wände; der Altar besteht aus Rotholz und Bronze. Eigentlich bildet er den Mittelpunkt des gegenwärtigen Palastes, der von meinem Urgroßvater errichtet wurde, dem Siebten Broc, der zum Anlaß seiner Krönung das Hölzerne Portal hinzufügte. Oh, und dann die Schatzkammern. Ich glaube, es sind mindestens neun. Und nur der regierende König darf sie betreten. Die Krone stammt vom Holzschnitzer Tarma. Hat sieben Zacken, und sie alle sind mit Salzkristallen geschmückt.«
    »Wir

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